29.09.2021 – Positive Nachrichten, aber auch mahnende Stimmen erhielt die Branche am ersten Tag der metering days digital: Nach der Novelle des Messstellenbetriebsgesetzes herrscht rechtliche Klarheit für den Smart Meter-Rollout. Gleichwohl mahnen kritische Stimmen, das Tempo weiter zu erhöhen.
Ministerialdirigentin Beatrix Brodkorb, Leiterin der Unterabteilung Netze im BMWi, verkündete offiziell, dass die Technische Richtlinie TR-03109-1 nun vorliege. Im März hatte das OVG Münster angeprangert, dass die Anlage VII dieser Richtlinie nicht ordnungsgemäß zustande gekommen sei, weil die vorgeschriebene Anhörung des Ausschusses für Gateway-Standardisierung nicht stattfand. Allerdings existierte dieser Ausschuss im Frühjahr 2021 noch nicht. Des Weiteren kündigte Beatrix Brodkorb an, dass sich das Gremium zügig auch den Smart Grid-Funktionalitäten widmen wolle – im Fokus stünden fernsteuerbare Anlagen und die Anbindung von Infrastruktur.

Hürden bei Pflicht und Kür
In insgesamt acht Best-Practice-Vorträgen gaben Messstellenbetreiber, Dienstleister und Technologieanwender einen aktuellen Einblick in die Praxis des intelligenten Messwesens. Fortschritte beim Rollout, digitale Kundenservices und Mehrwertdienste im Metering standen hier im Fokus – durchaus mit kritischen Untertönen: So wies Dr. Malte Sunderkötter von e.kundenservice Netz in seinem Vortrag darauf hin, dass die Vorgaben und Prozesse hierzulande zu einer mitunter jahrelangen Verzögerung führen, bis neue Anwendungsfälle produktiv gehen. Derzeit haben die Netzgesellschaften des E.ON-Konzerns, zu dem auch e.kundenservice Netz gehört, über 60.000 intelligente Messsysteme (iMSys) installiert. Deutschlandweit seien laut BMWi über 70.000 Pflichteinbaufälle umgesetzt.
Eric Kallmeyer, Geschäftsbereichsleiter Metering der Stromnetz Hamburg, schilderte, dass der Pflichtrollout scheitern könnte. Aus diesem Grund will der Hamburger Netzbetreiber die Zahl der Montagen deutlich erhöhen. Seit 16 Monaten setzt Stromnetz Hamburg den Rollout um, bis Anfang 2023 muss der grundzuständige Messstellenbetreiber 8.000 Smart Meter-Gateways (SMGW) installieren, um die Mindest-Rollout-Quote von 10 Prozent in der Hansestadt zu erreichen. Eine große Herausforderung, da aktuell erst ein Bruchteil verbaut ist.

Weitere Zukunftsthemen auf den metering days
Im Innovationspanel tauschten sich Experten zu Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz (KI) und Blockchain aus. Oliver Bracht von eoda berichtete über den KI-Einsatz im Smart Metering – von Last- und Erzeugungsprognosen über Klassifikationen bis hin zur Ursachenforschung bei Fehlern seien verschiedenste Anwendungen denkbar. Das treffe auch für Predictive Maintenance zu, um den Ausfall von Geräten vorherzusagen sowie Logistik und Service effizienter zu planen.
Michael Stoussavljewitsch von YOUKI informierte über die Blockchain in der Energietechnik. Demnach könnten mit der Technologie neue digitale Geschäftsmodelle umgesetzt und neue Produkte angeboten werden.
Am heutigen zweiten Tag der metering days digital 2021 können sich die Teilnehmer über die neusten Entwicklungen bei Hard- und Softwarekomponenten sowie zu Dienstleistungen rund um das SMGW informieren. Im Metering Solutions Forum stellen 20 Anbieter ihre Lösungen vor, darunter Zähler- und Gatewayhersteller, Softwareunternehmen sowie IT- und Prozessdienstleister.
Im nächsten Jahr finden die metering days 2022 am 11. und 12. Oktober 2022 in Fulda statt. (ds)