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Ladeinfrastruktur: Mehrwert für alle

12.05.2022 – Die Stadtwerke Passau sehen, dass der Bedarf an Ladeinfrastruktur steigt. In Kooperation mit Dienstleister SMATRICS kann der kommunale Versorger ein passendes Angebot für alle Nutzergruppen bereitstellen.

Es ist ziemlich genau zehn Jahre her, als in Passau auf dem Gelände der Stadtwerke die erste Ladesäule für Elektrofahrzeuge in Betrieb genommen wurde. „Das war damals – wie bei fast allen – eher eine Maßnahme fürs Image“, erinnert sich Vertriebsleiter Tobias Münnich. Den Strom gab es umsonst und die Nachfrage war überschaubar: Rund 150 kWh wurde im Verlauf des ersten Jahres gezapft. Ab 2018 stieg die Stromnachfrage auf etwa 8.000 kWh pro Jahr mit steigender Tendenz. „Ab diesem Zeitraum fingen wir an, das Thema auch vertrieblich genauer zu betrachten“, so Münnich. Fördermöglichkeiten für den Ausbau der Ladeinfrastruktur wurden ebenso ausgelotet wie Möglichkeiten, den Ladestrom abzurechnen. Zwischenzeitlich stattete der Querverbundversorger den Parkplatz des städtischen Erlebnisbads sowie weitere eigene Liegenschaften wie Parkhäuser ebenfalls mit Lademöglichkeiten aus.

Stadtwerke Passau-APP-Bildschirm

Kunden der Stadtwerke Passau können per QR Code oder RFID Ladekarte im Stadtgebiet und im gesamten Ladenetz der EnBW komfortabel tanken und bezahlen. Foto: Stadtwerke Passau GmbH

Geschäftsmodell öffentliche Ladeinfrastruktur in Eigenregie problematisch

Die regulatorischen Hürden, so der Vertriebsleiter, erwiesen sich allerdings als erheblich, denn mit der Förderfähigkeit der öffentlichen Ladeinfrastruktur ging nicht nur die Anforderung einer eichrechtskonformen Verbrauchsmessung einher, sondern auch die Pflicht, Ad-hoc-Ladungen für Nichtkunden zu ermöglichen und abzurechnen. Darüber hinaus wären die Stadtwerke verpflichtet, jedem Ladekunden eine monatliche Rechnung zu stellen. „Unser Abrechnungssystem konnte das nicht abbilden, so dass man die Abrechnungen tatsächlich händisch anhand von Excel-Tabellen hätte erstellen müssen“, berichtet Münnich. Das lohnte sich nicht, zumal der Vertriebsleiter Grund zu der Annahme hatte, dass die Begeisterung der Passauer Elektromobilisten für das öffentliche Ladeangebot wieder sinken würde, sobald der Strom dort kostenpflichtig wäre.

„Für kleine Stadtwerke sind überzeugende Geschäftsmodelle rund um die öffentliche Ladeinfrastruktur kaum allein zu realisieren.“
Tobias Münnich, Stadtwerke Passau GmbH

Auch ein Zuwachs an Elektrofahrzeugen in der Region würde die Nachfrage nach öffentlichen Ladeangeboten zumindest kurzfristig nicht dramatisch erhöhen, vermutet Tobias Münnich. „Hier leben viele Menschen in Einfamilienhäusern, die heute schon zu einem großen Teil mit PV-Anlagen ausgestattet sind“, führt er aus. „Die Mehrzahl unserer Kundinnen und Kunden hat die Möglichkeit, problemlos zuhause zu laden, und ich vermute, genau dafür werden sie sich bei Bedarf entscheiden.“

Einfach zum Ladeangebot

Ladeinfrastruktur Passau

Insgesamt zwölf öffentliche Ladestationen stehen im Stadtgebiet Passau zur Verfügung. Foto: Stadtwerke Passau GmbH

Dennoch wollten natürlich auch die Passauer Stadtwerke ihren Kunden und den Besuchern der Stadt die Möglichkeit bieten, Elektrofahrzeuge im Stadtzentrum zu laden. Kunden mit eigenen Elektrofahrzeugen sollte zudem eine Ladekarte im Erscheinungsbild der Stadtwerke respektive eine Lade-App angeboten werden. Über die Verbund AG, den Energieversorger im angrenzenden Österreich, kam 2018 der Kontakt zum Tochterunternehmen SMATRICS zustande. Der E-Mobilitäts-Dienstleister, an dem inzwischen auch die EnBW beteiligt ist, betreibt nicht nur ein eigenes Ladenetz in Österreich, sondern bietet auch für Stadtwerke Full-Service-Dienstleistungen rund um die Elektromobilität an. Der Fokus liegt auf Infrastruktur-, Service- und IT-Lösungen. Das Portfolio umfasst alle Bereiche der Wertschöpfungskette: von der Hardware, Planung und Errichtung bis zum Betrieb, die Tarifgestaltung und Abrechnung sowie die Kundenbetreuung rund um die Uhr.

Ladelösungen für alle Nutzergruppen

Für die Stadtwerke Passau übernahm SMATRICS die Rolle des CPO (Charge Point Operators), die EnBW kümmert sich als EMP (E-Mobility Provider) um sämtliche Tarif- und Abrechnungsfragen, den Strom liefern die Stadtwerke Passau. Alle zwölf Ladestellen sind mit eichrechtskonformen intelligenten Zählern ausgestattet, aus denen die SMATRICS die Verbrauchsdaten direkt in die eigenen Systeme übernehmen kann. „Unsere Kunden erhalten von uns eine Ladekarte, die sie in der mobility+-App nach persönlicher Registrierung aktivieren können“, erläutert Tobias Münnich. „Damit können sie nicht nur unsere Ladestationen nutzen, sondern haben gleichzeitig Zugang zum gesamten Ladenetz der EnBW mit insgesamt über 200.000 Ladepunkten europaweit.“ Das mache deutlich mehr Sinn als ein regional beschränktes Angebot. Zudem bietet die mehrfach ausgezeichnete E-Mobility-App weitere Mehrwerte, wie etwa einen Ladesäulenfinder. Der Standardtarif für den Ladestrom liegt bei 45 Cent/kWh (AC) – ein Preis, der übrigens im gesamten EnBW-Ladenetz gilt. „Die Kosten sind transparent, die Bezahlung komfortabel, und die Abrechnung erfolgt automatisch und rechtskonform – das schätzen die Kunden“, so der Vertriebsleiter.

Wer in Passau ohne Vertragsbindung „ad hoc“ sein Elektrofahrzeug laden möchte, scannt einfach den QR-Code am Ladepunkt ein und wird zur webbasierten Ladelösung der Stadtwerke Passau weitergeleitet. Dort kann er sich registrieren und seinen Stromer laden. Die Rechnung erhält er per Email. Kunden deutscher oder österreichischer Roaming-Partner schalten die Passauer Ladesäulen mit ihren Ladekarten oder Apps frei und laden zum Tarif ihres Vertragspartners. Für Münnich ein rundum professionelles, kundenfreundliches Angebot. „Wir als kleines Stadtwerk hätten solche Prozesse überhaupt nicht auf die Beine stellen können.“

Technischer Betrieb der Ladesäulen im Haus

Um den technischen Service für die eigenen Ladesäulen kümmern sich die Stadtwerke Passau selbst. Der Aufwand sei überschaubar, die Monteure kennen die Infrastruktur und im Zweifelsfall ginge es über die hausinterne Störungs-Hotline vielleicht doch etwas schneller als über eine zentrale Servicestelle.

Positives Fazit zum Elektromobilitäts-Projekt

Vertriebschef Tobias Münnich lobt nicht nur die angenehme, unbürokratische Zusammenarbeit mit SMATRICS und die schnelle Umsetzung des gemeinsamen Angebots. „In der aktuellen Situation bietet diese Konstellation für alle Beteiligten den größten Nutzen“, stellt er fest. „Die Kunden finden passende, attraktive Lademöglichkeiten unter unserem Namen und wir können uns den Aufwand ersparen, unterschiedliche Tarif- und Abrechnungsszenarien zu entwickeln und über unsere Systeme abbilden zu müssen.“ Das sei mit den Erträgen der öffentlichen Ladeinfrastruktur in einer mittleren Stadt schlicht nicht finanzierbar. Er ist gespannt, wie sich die Elektromobilität und das Nutzerverhalten in Passau weiterentwickeln. (pq)

Stadtwerke Passau GmbH
Tobias Münnich
tobias.muennich@stadtwerke-passau.de
www.stadtwerke-passau.de

SMATRICS GmbH & Co KG
Ronald Lausch
ronald.lausch@smatrics.com
www.smatrics.com

EnBW Energie Baden-Württemberg AG
Andree Friese
a.friese@enbw.com
www.enbw.com