13.06.2023: Der Studie zufolge hat die Energiekrise die Transformation beschleunigt: Stadtwerke reagieren mit neuen Strategien
Stadtwerke haben die Energiekrise 2022 sehr gut gemeistert und sich in einem enorm schwierigen Marktumfeld behauptet. Das überwiegend positive Fazit zum herausfordernden Jahr 2022 darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass fast die Hälfte der Stadtwerke (48 Prozent) im vergangenen Jahr ein niedrigeres Ergebnis erwirtschaftete als 2021. Dies prägt auch den Blick der Stadtwerke auf das laufende Jahr: Lediglich 44 Prozent schätzen die Aussichten als gut oder sehr gut ein – der niedrigste Wert seit der Finanzkrise 2008/2009. Die Herausforderungen beim Energieeinkauf sowie die Umsetzung regulatorischer Anforderungen sorgten im vergangenen Jahr zudem dafür, dass strategische Themen nur bedingt angegangen werden konnten.
Das zeigen die Ergebnisse der Stadtwerkestudie 2023, für die EY und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) deutschlandweit 100 Stadtwerke und regionale Energieversorger befragt haben.
Top-Trend: Ausbau Erneuerbarer Energien
Den Ausbau der Erneuerbaren Energien (89 Prozent) und die Umsetzung der Wärmewende (88 Prozent) nennen die befragten Stadtwerke als ihre aktuell wichtigsten Themen. Auf dem dritten Platz landet die Gewinnung von neuen Mitarbeitenden (86 Prozent). Die Digitalisierung – 2022 noch an erster Stelle – hat gegenüber dem Vorjahr deutlich an Priorität verloren und liegt in der aktuellen Studie auf dem fünften Rang (74 Prozent). Das Bewusstsein für die IT-Sicherheit ist mit 85 Prozent annähernd gleich hoch wie im Vorjahr geblieben.
Chancen für neue Geschäftsmodelle
„Stadtwerke, die heute bereits die Sektoren Strom, Gas und Wärme übergreifend betrachten, haben gute Voraussetzungen, Geschäftsfelder rund um die Wärme zu erschließen. Ganzheitliche Lösungen für eine nachhaltige Energieversorgung werden daher zum zentralen Teil der Unternehmensstrategie“, sagt Metin Fidan, Partner und Leiter Green Transformation & Mining and Metals in der Region Europe West bei EY und ebenfalls Autor der Studie. Die Bedeutung von Commodities – also beispielsweise die Versorgung mit Energie oder Wasser – werde perspektivisch sinken und neue innovative Energiedienstleistungen würden entstehen.
Dekarbonisierung kommt nur langsam voran
Wie in der Vorjahresumfrage hat nur knapp ein Drittel (29 Prozent) der befragten Stadtwerke eine echte Dekarbonisierungsstrategie, also Transformationslösungen für den Kunden und das eigene Unternehmen. Knapp ein Fünftel (19 Prozent) hat überhaupt keine Dekarbonisierungsstrategie, und rund die Hälfte (51 Prozent) befindet sich noch in einem „strategischen Prozess“. Immerhin 36 Prozent bieten Kundenlösungen zur Dekarbonisierung an.
„Ohne Dekarbonisierungsstrategien werden Stadtwerke ihrer Rolle als Umsetzer der Energiewende vor Ort nicht gerecht können“, warnt Andreas Siebel, Partner und Sektorleiter Energy & Resources bei EY. Vor dem Hintergrund der Transformationsbeschleunigung würden Investitionen in die Infrastruktur, Wärmeplanung, Dekarbonisierungsstrategien sowie das Erschließen neuer Geschäftsmodelle in der Wärmewende zu zentralen Handlungsfeldern in den kommenden Jahren.