16.07.2024 – Mit der neu gegründeten Bayernwerk Akademie antwortet der bayrischer Regionalversorger auf den Fachkräftemangel in der Energiebranche. Der Clou für den Nachwuchs: Energietechnisches Praxiswissen und akademische Bildung sollen miteinander verschmolzen werden.
Wo kommen die Fachkräfte für die Energiewirtschaft von Morgen her? Diese Frage dürfte wohl einigen Branchenakteur:innen die Sorgenfalten tiefer ins Gesicht treiben, schließlich sind die Herausforderungen der Energiewende nicht ohne qualifizierten Nachwuchs zu stemmen. Zudem führen die sich verändernden fachlichen Anforderungen in der Energiewirtschaft dazu, dass auch viele ausgebildete Fachkräfte verstärkt auf Weiterbildungsangebote zurückgreifen müssen, um Schritt zu halten.
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Die Bayernwerk AG will mit ihrer neu gegründeten (Weiter-) Bildungsstätte „Bayernwerk Akademie“ auf diese Mammut-Herausforderung reagieren. Dabei soll die Akademie nicht bloß eine In-house-Bildungseinrichtung für das in Regensburg ansässige Energieversorgungsunternehmen darstellen, sondern durch ihre Tätigkeit in die gesamte Branche als Vorbild hinausstrahlen. „Die Bayernwerk Akademie sehen wir aber nicht nur als Bildungs- und Weiterbildungseinrichtung unserer Unternehmensgruppe. Unser Vorhaben ist es, mit der Akademie der Fachkräfteentwicklung für die gesamte Energiebranche Rückenwind zu geben“, betont Albert Zettl, Vorstandsmitglied, Ressort Markt und Personal der Bayernwerk AG.
Im Zusammenhang mit der Akademiegründung will die Bayernwerk AG ein offenes Wissensnetzwerk für die Energiebranche realisieren. Das Netzwerk soll allen Menschen, die aktiv ein Teil der Energiewende sein möchten, eine sichere berufliche Perspektive bieten. „Die Energiezukunft dient den Menschen. Der Mensch steht immer im Mittelpunkt. Ob als Teil unserer Bayernwerk-Familie, als Teil der Branche, als Kern unseres Handelns. Eine qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung muss daher Teil der Energiezukunft sein“, fordert Zettl.
Zwei Säulen tragen das Konzept
Der Leitgedanke der Akademie, die als eigenständige Institution und Leuchtturmprojekt innerhalb des E.ON Gesamtkonzerns gilt, wird von dem Aspekt getragen, Bildung und Innovation unter einen Hut zu bringen. Diesem Ansatz folgend basiert das neu geschaffene Wissensnetzwerk der Bayernwerk Akademie auf zwei Säulen: der Wissenschaft und der Praxis. Dabei wird die Säule der Wissenschaft über die Bildungseinrichtungen und Schulen der Region abgebildet. Bisher beteiligen sich hierfür die IHK Regensburg sowie die Technische Hochschule Ingolstadt (THI) als feste Kooperationspartner an der Bayernwerk Akademie. Geplant sind unter anderem maßgeschneiderte Qualifikations- und Weiterbildungsmaßnahmen, die von der klassischen Ausbildung bis hin zum Hochschulabschluss reichen.
Die zweite Säule spiegelt sich in der Wissensvermittlung von Berufspraxis wider. Hierfür sollen Expert:innen der Bayernwerk Gruppe und weitere Partnerunternehmen ihre praktischen Erfahrungen den Lernenden weitergeben. Hierzu werden beispielsweise praxisnahe Trainings oder klassische elektrotechnische Basis- und Wiederholungsschulungen angeboten.
In den beiden Pfeilern sieht die Akademie ihr besonderes Alleinstellungsmerkmal, mit dem sie erfolgreich gegen den Fachkräftemangel vorgehen will, wie Albert Zettl betont: „Die Bayernwerk Akademie bringt Praxiswissen und akademische Bildung zusammen. Das ist ein besonderes Merkmal unserer Akademie, insbesondere in der Antwort auf den Fachkräftemangel.“
Weiterbildung und Studium schon im Angebot
Die Weitergabe von praktischem Wissen ist eine zentrale Säule der Bayernwerk Akademie. (Foto: Bayernwerk Akademie GmbH)
Viel Aufwärmzeit haben sich die beiden Bayernwerk Akademie Geschäftsführer Sabrina Hanner und Jürgen Kandlbinder seit der Gründung nicht gegönnt. So reagiert die Akademie bereits auf den aktuellen Bedarf des Unternehmens und bietet eine neunmonatige Weiterbildung zur Industriemeister:in an. Dazu kooperiert die Bayernwerk Akademie mit der IHK Regensburg. Die Kooperation ermöglicht in ganz Deutschland anerkannte Bildungsabschlüsse. Zudem bietet die Akademie als schnelle Antwort auf die fachspezifischen Anforderungen ein sogenanntes „Elektrofachkraft-Qualifizierungsprogramm“ an. Ziel ist es, Quereinsteiger:innen für die Aufgaben der Energiewende zu befähigen – z.B. als Elektrofachkraft für ausgesuchte elektrotechnische Tätigkeiten.
Ausgehend vom „2-Säulen-Modell“ wurde bereits eine bayernwerk- und branchenspezifische akademische Weiterbildung als Bachelor- und Masterstudium auf den Weg gebracht. Die berufsbegleitenden Studiengänge wurden in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Ingolstadt entwickelt und sind auf die konkreten Aufgaben für die Gestaltung des Energiesystems der Zukunft zugeschnitten. Die im Oktober 2024 startenden Studiengänge sind so konzipiert, dass Interessierte sich den Weg zum Bachelor- oder Masterabschluss berufsbegleitend über Zertifikate selbst zusammenstellen können – je nach individuellen Interessen und Aufgaben. „Unsere Programme sind so angelegt, dass sie ohne Probleme neben einer Vollzeittätigkeit absolviert werden können. Durch die Aufteilung der Studiengänge in Zertifikate sind die Mitarbeitenden maximal flexibel bei der Erreichung ihres Weiterbildungsziels“, betont Bettina Schnabel-Strehl, stellvertretende operative Leitung des THI-Campus für Weiterbildung. Der Bachelorstudiengang soll dreieinhalb Jahre und der Masterstudiengang zwei Jahre in Anspruch nehmen.
Zwar stehen Teilnehmer:innen aus dem eigenen Unternehmensumfeld erstmal im Fokus der Bayernwerk Akademie, doch die Geschäftsführer Jürgen Kandlbinder und Sabrina Hanner möchten auch die breite Masse ansprechen. Dafür wollen beide zukünftig auch unternehmensfremde Mitarbeitende zur Weiterbildung bringen – etwa durch klassische Schulungen für Servicetechniker von Partnerfirmen.
Innovatives Lehrprogramm: KI und Hybridformate
Bei der inhaltlichen Ausarbeitung des Studienprogramms setzt die Akademie auf innovative und digital gestützte Lerninhalte. So sollen bei der Entwicklung des Lernangebots Zukunftstechnologien aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz zum Einsatz kommen.
Neben den fachlichen Aspekten hat die Bayernwerk Akademie bei der Gestaltung ihres Bildungsprogramms auch die vielfältigen persönlichen Anliegen potenzieller Akademie-Kund:innen im Blick. Vor allem sei es im heutigen Weiterbildungssektor wichtig, dass neben dem Vollzeitjob auch die Familie und die privaten Bedürfnisse nicht zu kurz komme. „Das alles haben wir in unserem Weiterbildungsansatz berücksichtigt und mitgedacht“, erklärt die Geschäftsführerin der Bayernwerk Akademie Sabrina Hanner. Diese Philosophie zeigt sich in der Praxis bei den berufsbegleitenden Studiengängen. Um Beruf, Privates und Studium besser unter einem Hut zu bekommen, werden neben dem grundsätzlichen Studiumsansatz auch Hybridformate mit integrierten Präsenz- und Online-Elementen angeboten. Damit kann den Lernenden ein zusätzlicher Spielraum an persönlicher Flexibilität eingeräumt werden.
Positive Resonanz
Obwohl die Bayernwerk Akademie ihre Tore noch nicht allzu lange geöffnet hat, sind die Verantwortlichen von der positiven Resonanz beeindruckt: „Die hohe Anmeldezahl und Nachfrage aus unserer Belegschaft und seitens unserer Kunden zeigt, dass wir mit diesem innovativen Produkt genau den Nerv der Zeit und der Menschen treffen,“ freut sich Sabrina Hanner. Jürgen Kandlbinder ergänzt: „Mit unserem Wissensnetzwerk, unserer traditionell hohen Kompetenz in technischer Aus- und Weiterbildung sowie unseren Erfahrungen in digitalen Bildungsangeboten können wir sehr schnell und gezielt auf Ausbildungsbedarfe reagieren.“ Mit dem neuen Bildungsangebot und Wissensnetzwerk sieht sich die Bayernwerk Akademie gut dafür aufgestellt, die Fachkräfte von morgen auszubilden und als Wissensnetzwerk für die Zukunftsgestaltung zu dienen. Damit trägt die Bayernwerk Akademie dazu bei, die Innovationskraft der Energiebranche der Zukunft zu stärken. (cp)