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Preiszonenaufteilung: Fluch oder Segen?

27.09.2023 – Welche unterschiedlichen Auswirkungen ein Preiszonensplit haben kann, zeigt eine neue Studie von Aurora Energy Research. 

Während im Norden Deutschlands der größte Teil der regenerativen Stromerzeugung stattfindet, sind die industriellen Großverbraucher hauptsächlich im Süden zu finden. Dies führt zu einer unausgewogenen Verteilung, die u.a. ein Hemmnis für die Stromnetze und die Energiewende darstellt, sowie zu fehlenden Preissignalen, die dem entgegenwirken könnten. Daher wird derzeit sowohl auf EU-Ebene als auch in Deutschland eine Aufteilung der einheitlichen deutschen Strompreiszone diskutiert. Eine Studie von Aurora Energy Research zeigt, dass sich nach der Einführung der getrennten Zonen unterschiedliche Großhandelspreise für Strom einstellen würden: Im Jahr 2030 würde eine Megawattstunde im Süden fünf Euro mehr kosten als im Norden, bis 2045 würde die Preisdifferenz auf neun Euro steigen. 

Bei einer Teilung der gesamtdeutschen Stromgebotszone in Nord und Süd läge der Großhandelspreis für Strom im Süden um fünf (2030) bzw. neun Euro pro Megawattstunde (2045) höher als im Norden; ein verzögerter Netzausbau könnte die Differenz auf mehr als das Doppelte anwachsen lassen. Foto: pixabay.vom / AlexanderStein

Bei einer Teilung der gesamtdeutschen Stromgebotszone in Nord und Süd läge der Großhandelspreis für Strom im Süden um fünf (2030) bzw. neun Euro pro Megawattstunde (2045) höher als im Norden; ein verzögerter Netzausbau könnte die Differenz auf mehr als das Doppelte anwachsen lassen. Foto: pixabay.vom / AlexanderStein

„Sollte eine Gebotszonenteilung angestrebt werden, so scheint eine Aufteilung in eine Nord- und eine Südzone die wahrscheinlichste Option. Diese haben wir modelliert und ihre Auswirkungen auf die Strompreise ermittelt“, sagt Nicolas Leicht, Energiemarktexperte bei Aurora Energy Research. Ziel der Modellierung sei es, die hitzige Debatte über die Ausgestaltung der deutschen Preiszone auf eine breite Faktenbasis zu stellen. Unsicherheiten gebe es vor allem noch beim Netzausbau: Sollte sich dieser deutlich verzögern, könnte der Preisunterschied pro Megawattstunde zwischen Nord und Süd bis 2030 auf 13 Euro und bis 2045 auf 24 Euro steigen. Würden jedoch Elektrolyseure verstärkt im Norden gebaut werden, liegen im Jahr 2045 nur noch sechs Euro zwischen den Großhandelsstrompreisen. Für Claudia Günther, Leiterin des deutschen Forschungsteams von Aurora Energy Research, ist klar: „Am meisten profitieren von einem Preiszonensplit die flexiblen Verbraucher, wie etwa Elektrolyseure im Norden, da die Preise dort nicht nur durchschnittlich niedriger wären, sondern auch häufiger Niedrigpreisstunden auftreten würden.“ Aufgrund des hohen Anteils erneuerbarer Energien am Strommix in der nördlichen Zone sei es möglich, dass Elektrolyseure sehr viel früher als in einer einheitlichen Strompreiszone grünen Wasserstoff mit Strom aus dem Netz erzeugen können. „Dadurch würde sich auch die Wettbewerbsfähigkeit dieses grünen Wasserstoffs um bis zu einem Drittel erhöhen. Wird die innerdeutsche Pipelineinfrastruktur entsprechend schnell ausgebaut, profitieren davon auch industrielle Verbraucher im Süden“, so Claudia Günther. 

Private Stromkund:innen wären von dem Effekt des Preiszonensplittings nicht betroffen, wohl aber die energieintensive Industrie im Süden, die im Vergleich zur derzeitigen einheitlichen Preiszone mit um drei bis sieben Prozent höheren Strompreisen rechnen müsste und damit im internationalen Wettbewerb schlechter gestellt wäre. Verglichen mit den Strompreisen im Norden würde dies Mehrkosten von 400 Millionen Euro pro Jahr bedeuten. Zudem könne die Trennung der Preiszonen auch die Strombeschaffung für industrielle Verbraucher erschweren, da die Terminmärkte in kleineren Preiszonen weniger liquide sind und der Abschluss von PPA über Zonengrenzen hinweg schwieriger ist. 

Für Studienautor Leicht steht dennoch fest: „Um die Akzeptanz der Energiewende und das Tempo des Umbaus der Energiesysteme marktbasiert zu erhöhen, brauchen wir regionale und lokale Preissignale. Wie unsere Berechnungen zeigen, würde die Aufteilung der deutschen Preiszone diese Preissignale bewirken. Sie ist aber nur einer von verschiedenen gangbaren Wegen.“ (pms) 

Weitere Ergebnisse der Studie werden in einem kostenlosen Webinar am 28.09.2023 um 15 Uhr präsentiert. (Info und Anmeldung) 

www.auroraer.com