15.12.2023 – Die neue Bitkom-Studie „Der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte” beziffert die Zahl der unbesetzten IT-Jobs in Deutschland auf 149.000, gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Plus von 12.000.
Der Fachkräftemangel in der IT-Branche hat nach Angaben von Bitkom mit 149.000 unbesetzten Jobs einen neuen Höchststand erreicht. Gegenüber dem Vorjahr (137.000) stieg die Zahl damit um 12.000 Stellen an. Insgesamt setzt sich der ansteigende Trend seit 2015 fort, einzig in den pandemiegeprägten Jahren 2020 (86.000) und 2021(96.000) zeichnete sich gegenüber dem Vor-Corona-Niveau 2019 (124.000) ein Rückgang der unbesetzten IT-Stellen ab. Im Schnitt bleibt ein IT-Job 7,7 Monate unbesetzt (2022: 7,1 Monate). „Der Mangel an IT-Fachkräften besteht in Deutschland unabhängig von Konjunkturzyklen und ist ein systemisches Problem der deutschen Wirtschaft. Zu wenig Fachkräfte und zu viel Regulierung bremsen das digitale Deutschland“, führt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst an. Er prognostiziert eine weitere Verschärfung der Entwicklung durch den demografischen Wandel und fordert Politik und Unternehmen zum Handeln auf. Die Unternehmen blicken sorgenvoll in die Zukunft: 70 Prozent erkennen einen Mangel an IT-Fachkräften (2022: 74 Prozent), nur zwei Prozent sehen derzeit ein ausreichendes Angebot auf dem deutschen Arbeitsmarkt (2022: acht Prozent). Pessimistisch ist auch die Einschätzung hinsichtlich einer Besserung der Lage, 77 Prozent (2022: 70 Prozent) der Unternehmen glauben an eine Verschärfung des Fachkräftemangels. Demgegenüber schätzen nur drei Prozent eine Abnahme der Lage ein.
In der repräsentativen Studie „Der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte” mit 853 befragten Unternehmen aus verschiedenen Branchen kristallisieren sich verschiedene Punkte heraus, welche die Lösung des IT-Fachkräftemangels blockieren. Die finanzielle Komponente ist ein Teil der Problematik: So nehmen 61 Prozent der Unternehmen ein Ungleichgewicht zwischen Gehaltsvorstellungen der Bewerber: innen und dem Gehaltsgefüge wahr, 56 Prozent erkennen eine Abweichung zwischen Gehaltsvorstellung und Qualifikation. Außerdem haben 46 Prozent Schwierigkeiten bei der Besetzung von vakanten IT-Stellen durch fachliche Unterqualifizierung der Anwärter: innen, 41 Prozent geben fehlende „Soft Skills” an. Fehlende Deutschkenntnisse sehen 35 Prozent als eine weitere Herausforderung. In der Sparte „Intern” sind die Anforderungen an mobiles Arbeiten (40 Prozent) seitens der Unternehmen oft nicht erfüllbar. Außerdem geben 29 Prozent der Unternehmen die Notwendig der Reise- oder Umzugsbereitschaft der Bewerber: innen an. Rund 20 Prozent teilten Schwierigkeiten bei der Weiterbildung und zu langsame Personalentscheidungen als weitere Faktoren mit. Mehr als ein Viertel der IT-Unternehmen erhalte „praktisch keine Bewerbungen”. Nur drei Prozent haben keine Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung.
Die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland ist bei den deutschen IT-Unternehmen bisher wenig gefragt. Seit der Einführung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes 2020 haben 75 Prozent der Unternehmen keine Fachkräfte aus dem Ausland rekrutiert und haben dies auch nicht vor. 14 Prozent wollen ihre bisherige Zurückhaltung in Zukunft ändern und Expert: innen aus dem Ausland anwerben. Acht Prozent geben an, bereits Auslandsfachkräfte rekrutiert zu haben. 71 der befragten Unternehmen, die bereits ausländische Fachkräfte rekrutiert haben, bemängeln vor allem mangelnde Information über den Einwanderungsprozess (75 Prozent) sowie einen hohen bürokratischen Aufwand (67 Prozent). Zu lange Visum-Erteilungen (44 Prozent) und fehlende Deutschkenntnisse (24 Prozent) folgen dahinter. Die ausländischen IT-Kräfte sehen vor allem bürokratische Hürden (80 Prozent) als eine Herausforderung. „6 von 10 Unternehmen (62 Prozent) geben außerdem an, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ausländerfeindlichkeit berichten”, heißt es in der Presseinformation von Bitkom. Darüber hinaus haben ausländische Fachkräfte Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche (47 Prozent), beim Familiennachzug (46 Prozent) oder der sprachlich-kulturellen Integration (30 Prozent).
Um das Problem des enormen IT-Fachkräftemangels zu lindern, setzen die Unternehmen vermehrt auf die Weiterbildung der Mitarbeitenden. 67 Prozent geben an, ihre Mitarbeitenden rund um digitale Kompetenzen zu schulen. Gegenüber dem Jahr 2017 (37 Prozent) entspricht dies einem Anstieg von 30 Prozent. 54 Prozent der Unternehmen haben den Angaben nach „eine zentrale Strategie für Weiterbildung rund um digitale Kompetenzen” entwickelt (2017: 37 Prozent). Das Thema Künstliche Intelligenz spaltet die befragten Unternehmen. 48 Prozent sehen darin eine Möglichkeit zur Abmilderung des Fachkräftemangels, während 52 Prozent den Verlust von Arbeitsplätzen durch die KI erachten. Fast 45 Prozent glauben, dass KI die Beschäftigten überfordern und alle Tätigkeiten in einem Unternehmen beeinflussen werde (40 Prozent). 38 Prozent werden Weiterbildungen anbieten, um die Belegschaft auf den Einsatz von KI vorzubereiten. Ein positives Signal sind die Zahlen der IT-Studierenden in der Fächergruppe Informatik an deutschen Hochschulen: 2022 stiegen diese sowohl bei den Studienanfänger: innen (72.389) als auch bei den –absolvent: innen (34.385) gegenüber dem Vorjahr an. (cst)
Beitragsbild: freepik/www.freepik.com