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Landstrom Ahoi

12.11.2024 – Um Schiffe am Kai reibungslos mit Strom versorgen zu können, hat das norwegische Unternehmen ZINUS gemeinsam mit dem deutschen Kabelhersteller LAPP eine Landstromlösung mit Spezialkabel entwickelt.

Foto: U.I. Lapp GmbH

Während Elektroautos zunehmend unseren Straßenverkehr prägen und das Bild einer emissionsfreien Zukunft gestalten, steht die maritime Welt noch am Anfang dieser Transformation. Noch heute werden die meisten Schiffe und Fähren mit Schweröl oder Diesel betrieben. Laut dem Umweltbundesamt sind sie aktuell für fast drei Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Einen Teil davon produzieren die Wasserriesen während der Fahrt, aber auch im Hafen laufen die Motoren weiter, um die Stromversorgung zu sichern. In Norwegen ist damit bald Schluss: Dort dürfen ab 2026 Kreuzfahrtschiffe, die in die Fjorde fahren, keine Emissionen mehr erzeugen. Die Europäische Union zieht nach: Ab 2030 sind alle Verbrennungsprozesse an den Kais größerer Häfen verboten.

Elektromobilität für Schiffe

Damit die Schiffe im Hafen beim Thema Strom aber nicht auf dem Trockenen sitzen, müssen Hafenbetreiber sie mit Landstrom versorgen. So müssen rein batteriebetriebene Schiffe kurzfristig vollständig betankt werden, während andere, nicht batteriebetriebene Schiffe über längere Zeiträume – teilweise mehrere Tage – an das Stromnetz angeschlossen werden müssen und so während der Liegezeit vollständig ohne fossile Brennstoffe mit Energie versorgt werden. Lösungen hierfür gibt es zwar schon, diese gestalten sich jedoch schwierig, wie Endre Eidsvik, Geschäftsführer des norwegischen Anbieters für Landstromlösungen ZINUS, erklärt. So müsse das Kabel bisher rein händisch von einer Trommel abgerollt und mit großem Kraftaufwand sowie hohem Verschleiß am Kai entlanggezogen werden. Eine besondere Herausforderung sei der Wellengang sowie die Schwankung der Gezeiten, weshalb über lange Zeit nur wenige Häfen überhaupt über Landstromanlagen verfügten. Aus diesem Grund hat ZINUS die Ladelösung Port Power entwickelt, die durch eine vereinfachte Handhabung des Kabels dafür sorgen soll, dass die Leitung mühelos über die Reling oder einen Turm auf das Schiff gebracht werden kann. Dies geschieht entweder über die Reling oder der von ZINUS entwickelten Turmlösung, der sich um 180 Grad drehen und mittels Sensoren den Schwankungen von Ebbe und Flut anpassen kann. Ein speziell entwickeltes System der Ladelösung ermöglicht es außerdem, dass sich der Steckerverbinder – ganz ohne menschliches Zutun – sicher und schnell mit der Anschlussdose des Schiffs verbindet. „Das dauert nur 20 Sekunden und ist damit besonders hilfreich für beispielsweise Fähren mit Elektroantrieb, deren Batterien schnell und effizient geladen werden müssen“, erklärt Eidsvik. Das kompakte Design der gesamten Lösung lässt sich in verschiedene Hafenumgebungen integrieren und soll so den Ladestrom sowohl in kleinen Häfen als auch an großen Industriekais verfügbar machen.

Drehen, Verbinden, Laden: Die Turmlösung von ZINUS kann sich um 180 Grad drehen, passt sich den Gezeiten an und verbindet sich automatisch mit der Anschlussdose des Schiffs. (Foto: U.I. Lapp GmbH)

Spezialkabel bringt den Strom aufs Schiff

Das Herzstück der Ladelösung bildet das in Zusammenarbeit mit LAPP entwickelte Spezialkabel „Highflex“. Dieses Starkstromkabel, das als bewegliches Element im Port Power bzw. im Turm integriert ist, wurde gezielt auf hohe Ladeleistungen ausgelegt und hinsichtlich seines Gewichts optimiert. Durch seinen kleinen Biegeradius soll es zudem besonders flexibel und einfach zu handhaben sein. Auch unter extremen klimatischen Bedingungen, wie sie in Hafenumgebungen durch UV-Strahlung, niedrige Temperaturen oder Salzwasser herrschen, zeigt sich das Kabel als äußerst widerstandsfähig. Dabei kommt es nicht nur bei der Ladestromlösung, sondern auch bei anderen Kabelsystemen für Hafenstrom zum Einsatz.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit

Bisher wurden 325 der gemeinsam geschaffenen Ladelösungen in verschiedenen Häfen installiert. Matthias Lapp, Geschäftsführer der LAPP Gruppe, freut sich über die Entwicklung und lobt die länderübergreifende Zusammenarbeit: „Die Lösung zeigt, was für großartige Ergebnisse mit den richtigen Partnern möglich sind.“ Deshalb wolle man auch in Zukunft gemeinsam an weiteren Projekten arbeiten. Aktuell werde an Lösungen für den höheren Strom- und Spannungsbedarf größerer Schiffe getüftelt, damit vollelektrische Wasserfahrzeuge auch aus größerer Entfernung ihren Hafen erreichen können. Lapp: „Mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur in den Häfen können weltweit noch mehr Schiffe elektrifiziert werden.“ (pms)

www.lapp.com

www.zinuspower.com