EDITORIAL
Mehr als Krise
Vor ziemlich genau einem Jahr griffen russische Truppen die Ukraine an und – natürlich – spüren wir die Auswirkungen. Schließlich haben wir uns jahrzehntelang auf billiges russisches Gas verlassen, den Ausbau der Erneuerbaren, die Umgestaltung des Energiesystems und die Weiterentwicklung des Strommarkts nicht wirklich entschlossen vorangetrieben. Die Konsequenzen spüren wir jetzt und sie tun weh. Aber das braucht es offenbar in Deutschland, damit wir ins Handeln kommen.
Tatsächlich bewegt sich gerade vieles in die richtige Richtung. Ein wirksamer gesetzlicher Rahmen für eine schnelle, sektorübergreifende Umsetzung der Energiewende und der Digitalisierung der Infrastruktur wurde sehr zügig geschaffen, ein drohender Gasmangel und die Folgen der Energiepreiskrise zumindest abgefedert. Wir sehen, dass die Energieversorger, Stadtwerke und Netzbetreiber für viele der anstehenden Aufgaben schon gut gerüstet und bereit für die Umsetzung sind – und nebenher noch mal eben die Dezemberhilfen und den Strompreisdeckel, Redispatch 2.0, die Umstellung der Marktkommunikation auf AS4 und MaKo 2023, den Rollout der intelligenten Messsysteme und den Aufbau neuer Strukturen und Geschäftsmodelle schaffen. Trotzdem werden die Schlaglichter immer auf die Risiken und die Defizite geworfen: „Kommt der Blackout?“ „Müssen hunderte Stadtwerke Insolvenz anmelden?“ „Wird Energie unbezahlbar?“ Natürlich nicht, aber die Realität ist halt weniger spannend als die Krise – und im Wettbewerb um staatliche Hilfen zudem absolut untauglich.
Wir erlauben uns eine andere Perspektive. Wir möchten in unseren Energy Highlights den Blick bewusst auch auf die Erfolge richten, auf Projekte, Technologien und Lösungen, die zeigen, dass wir unsere Ziele erreichen können.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihre
Petra Quenel
Chefredakteurin