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Atomstromflaute in Großbritannien, Frankreich schiebt Windkraft an

22.01.2024 – Während der Ausbau der erneuerbaren Energien in Frankreich mit hohem Bautempo erfolgt, stockt das Ausbautempo bei der Kernenergie; und auch in Großbritannien liefern nur noch drei von neun Atomkraftwerken Strom.

Mit Torness 1 und einer Bruttoleistung von 682 MW wurde in Großbritannien ein weiteres Kernkraftwerk vom Netz genommen. Foto: Christian Schwier / stock.adobe.com

Deutschland hat 2023 erstmals seit 2002 wieder mehr Elektrizität ein- als ausgeführt. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) haben die Importe um 38 Prozent zugelegt, unter anderem aufgrund von günstiger Kernenergie aus Frankreich. Die Grande Nation ist der größte europäische Erzeuger von Atomstrom, der Ausbau der Atomenergie kommt jedoch derzeit kaum vom Fleck. Mit dem Atomkraftwerk Flamanville (1.650 MW) ist nur ein einziges neues Kernkraftwerk – und das seit 2007 – im Bau. Der zuletzt von Électricité de France SA (EDF) genannte Termin für die Inbetriebnahme von Flamanville ist das erste Quartal 2024. Wegen der langen Bauzeiten von Atomkraftwerken (10 bis 15 Jahre) und auf Grund der Tatsache, dass Frankreich noch mit keinem weiteren AKW-Neubau begonnen hat, ist laut IWR in Frankreich auch mit keiner weiteren Inbetriebnahme eines Atomkraftwerks vor 2035 zu rechnen.

Windenergie: Ausbautempo zieht kräftig an

Dafür weht der Wind umso kräftiger durch das Land: Frankreich hat Angaben des IWR zufolge im Jahr 2023 so viel Windstrom produziert und in die Netze eingespeist wie noch nie. Die Windkraftanlagen in Frankreich haben 2023 insgesamt 48 Mrd. kWh Strom (2022: 36,6 Mrd. kWh) erzeugt und in die Netze eingespeist. Nach den Daten der europäischen Netzbetreiber (Entso-e) ist das ein Anstieg um 31,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein neuer Jahresrekord. Ein Grund für die hohe Steigerung ist der Zubau und die Inbetriebnahme von voraussichtlich deutlich mehr als 2,5 GW Windkraftleistung im vergangenen Jahr. Nach Angaben des französischen Netzbetreibers RTE waren schon mit Stand vom 01. Oktober 2023 Windkraftanlagen mit einer Leistung von über 23 GW in Betrieb.

Auch Großbritannien hat ehrgeizige Ziele in punkto Windenergie: Bis zum Jahr 2030 plant die Regierung eine installierte Kapazität von Offshore-Windrädern von 50 GW, und die strikten Regeln beim Bau von Onshore-Windkraftanlagen wurden vergangenes Jahr gelockert.

Großbritannien schaltet weiteres Atomkraftwerk ab

Der Anschub im Windenergiesektor erscheint umso dringlicher, da mit Torness 1 und einer Bruttoleistung von 682 MW nun ein weiteres Kernkraftwerk vom Netz genommen wurde. Damit sind von den neun sich in Betrieb befindenden Atomkraftwerken nur noch drei mit einer Bruttoleistung von rund 2.500 MW in Betrieb. Die britische Atomflotte ist nach einer Serie von AKW-Stilllegungen in den vergangenen Jahren von ehemals in der Spitze rd. 13.000 MW (Mitte der 1990iger Jahre) auf aktuell nur noch 6.500 MW geschrumpft. Laut IWR wird sich die AKW-Abschaltphase in den kommenden Jahren weiter fortsetzen: Eigentlich sollen alle acht noch in Betrieb befindlichen alten britischen AGR-Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Nur das Kernkraftwerk Sizewell B aus dem Jahr 1988 bleibt danach in Betrieb. EDF Energy prüfe derzeit allerdings, ob und welche AKW-Verlängerungen der alten AGR-Kraftwerke möglich sind. Grund dürfte sein, dass das Ersatz-Atomkraftwerk Hinkley Point C mit einer Bruttoleistung von 3.240 MW nicht rechtzeitig fertig wird. Vieles deute darauf hin, dass das AKW nicht wie geplant bis 2028 ans Netz geht, da sich die Fertigstellung bis zum Ende des Jahrzents oder darüber hinaus hinziehe, so der IWR. (bs)

www.iwr.de

www.entso-e.eu

www.edf.fr