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Mehr Windausbeute auch im Südwesten

23.02.2022 – Wie eine Auswertung der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (Plattform EE BW) zeigt, erreichten die 2021 in Baden-Württemberg neu errichteten 28 Windenergieanlagen (WEA) im Schnitt gut vier Megawatt installierte Leistung. Der Rotordurchmesser lag bei rund 125 Metern, die Gesamthöhe bei 220 Metern. Zehn Jahre zuvor erzielten die Anlagen nur gut die Hälfte der Leistung: 2,1 Megawatt – bei einem Rotordurchmesser von rund 85 und einer Gesamthöhe von rund 175 Metern. Zur Jahrtausendwende war es sogar nur ein Megawatt Leistung pro Windrad. Die Hersteller Enercon und Siemens Gamesa bringen bald Anlagen mit einer Leistung zwischen 5,6 und 6,6 Megawatt auf den Markt. Fachleute erwarten 2030 eine Steigerung auf rund sieben Megawatt, wobei die Prognose auch übertroffen werden könnte.

Wachsende Größe, wachsende Stromerzeugung

Die Steigerung der Windstromausbeute ist sogar überproportional, wie es ein Rechenbeispiel der Plattform EE BW aufzeigt: Ersetzt ein Betreiber, wie im Schwarzwald geschehen, eine WEA mit 1,5 Megawatt durch eine mit 4,2 Megawatt Leistung, steigt die Stromerzeugung nicht wie vermutet um den Faktor 2,8, sondern um den Faktor vier. Das macht die Erzeugung des Stroms deutlich günstiger, was sich auch auf den Strompreis für Industrie und Kunden auswirken kann.

Windrad Biederbach Wald

Getriebelose Windenergieanlagen mit 4,2 Megawatt installierter Leitung in Biederbach mit 160 Metern Nabenhöhe und einem Rotordurchmesser von 138 Metern. Die Gesamthöhe liegt bei 229 Metern. Foto: Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) / Sandra Majer

„Insgesamt führen die Windenergieanlagen der nächsten Generation dazu, dass im Südwesten weniger zusätzliche Windräder nötig sein werden als beim aktuellen Stand der Technik erforderlich“, sagt Jörg Dürr-Pucher von der Plattform EE BW. Aktuell drehen sich in Baden-Württemberg rund 780 Windenergieanlagen, bis 2030 soll sich die Zahl auf über 1.300 fast verdoppeln. Die Stromerzeugung würde sich von 3,4 Terawattstunden auf dann 12,3 Terawattstunden praktisch vervierfachen. Der Anteil am wachsenden Stromverbrauch steigt von aktuell rund 4,5 auf dann 14 Prozent, hat eine im Jahr 2021 veröffentlichte aktualisierte Studie der Plattform EE BW gezeigt.

Auch Kommunen profitieren – und Vögel

Kommunen profitieren ebenfalls von der Entwicklung: Die Gewerbesteuereinnahmen einer 3-Megawatt-Anlage liegen je nach Ausgestaltung der Verträge und dem Windaufkommen zwischen 8.000 und 30.000 Euro pro Jahr. Da sich die Gewerbebesteuerung an den Gewinnen der Anlage orientiert, würde eine Anlage mit sechs Megawatt auf deutlich mehr Einnahmen für Städte und Gemeinden kommen. Diesen Betrag erhalten Kommunen zusätzlich zu den möglichen regulären Pachten für Wege, Kabel oder eigene Fundamentgrundstücke.

Getriebelose Windenergieanlage Biederbach

Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) / Sandra Majer

In den Himmel wachsende Windenergieanlagen kommen auch Vögeln zugute. Die drehenden Rotoren sind durch die höhere Nabenhöhe der Anlagen weniger gefährlich für Rotmilan und andere Vögel. Der Grund: Die Tiere fliegen tiefer, als die Anlage hoch ist.

Weniger neue Windenergieanlagen nötig, aber auch flexiblere Genehmigungen

Durch die Leistungssteigerung wird auch die Anzahl der künftig neu zu errichteten Anlagen sinken. Bliebe die technische Entwicklung bei vier Megawatt Leistung stehen und würden alle Anlagen in Baden-Württemberg 2040 den Durchschnittswert der neuen Anlagen im Jahr 2022 aufweisen, bräuchte der Südwesten bis dahin insgesamt rund 3.350 Windenergieanlagen. Geht die technische Entwicklung wie prognostiziert weiter, sind im Jahr 2040, dem ersten Jahr der anvisierten Klimaneutralität von Baden-Württemberg, nur insgesamt rund 2.230 Anlagen erforderlich. Sie würden dann 28 Prozent der Stromnachfrage decken.

Um den möglichen Erfolg sicherzustellen, sind zahlreiche Nachbesserungen des regulatorischen und wirtschaftlichen Rahmens notwendig. Unverzichtbar für den Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor sind angepasste Rahmenbedingungen. Die Plattform EE BW schlägt daher eine praxisgerechte Ausgestaltung von Ausschreibungen und des Genehmigungs- und Planungsrechtes vor. So müssten feste Fristen definiert und eingehalten, Vorgänge digitalisiert und Artenschutzvorgaben vereinfacht sowie rechtssicher gestaltet werden. Bei Abwägungen solle zudem dem Klimaschutz mehr Gewicht zukommen.

Die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg e.V. ist eine Dachorganisation der Verbände, Unternehmen und Forschungsinstitute aus der Erneuerbaren-Energien-Branche in Baden-Württemberg. Der Verein wurde im März 2019 gegründet und setzt sich für den schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien und die sektorenübergreifende Umsetzung der Energiewende in Baden-Württemberg ein. (ds)

www.erneuerbare-bw.de