08.11.2024 – Wohl kaum ein Thema bewegt die Branche derzeit mehr als die Umsetzung des §14a EnWG. Theben Smart Energy und das neue Tochterunternehmen advalju sehen sich gut aufgestellt – bei Hardware, Software und Installation.
Verpflichtungen sorgen zwangsläufig für hohe Aufmerksamkeit und so hat es das intelligente Messsystem – in Kombination mit dem Controlable Local System – mit den Festlegungen der Bundesnetzagentur zu §14a nun doch endlich ins Rampenlicht der Branche geschafft. Dabei geht es um mehr als die Steuerung regelbarer Verbraucher, meint Ruwen Konzelmann, Geschäftsführer der Theben Smart Energy GmbH: „Es geht um den Aufbau einer Infrastruktur, die ganz grundsätzlich die Steuerung von Einzelanlagen oder die Beeinflussung eines Home-Energiemanagementsystems ermöglicht. Sei es aus netzdienlichen Gründen wie eben §14a EnWG beziehungsweise §9 EEG oder marktorientierter Motivation, wie zum Beispiel einer kommenden Flexibilitätsvermarktung oder der Direktvermarktung eigener EEG-Erzeugung“, führt er aus. Grundsätzlich müssen diese Use Cases über dieselbe Infrastruktur ermöglicht werden. Aber wo stehen wir bei den einzelnen Teilen der notwendigen Wirkkette?
Die Hardware: SMGW und Steuerlösung
Beim Theben-Gateway CONEXA stehen bereits seit langem alle Lichter auf grün. Es hat insbesondere mit den TAF 9 (Abruf der Ist-Einspeisung einer Erzeugungsanlage nach EEG/KWKG) und 10 (Abruf von Netzzustandsdaten) alle relevanten Möglichkeiten an Bord, um die Notwendigkeit einer netzdienlichen Steuerhandlungen zu erkennen. Der CLS-Kanal steht bereit, um Steuerbefehle an die Steuereinheit zu übertragen. Bei Bedarf können über den TAF 14 hochfrequente Messwerte bestellt werden. „Künftig wird eine Protokollierungsfunktion als TAF 5 die Möglichkeiten des SMGW ergänzen und einzelne Transaktionen oder Steuerhandlungen mit den entsprechenden Messwerten ausgeben“, ergänzt Ruwen Konzelmann.
Die Anforderungen an die Steuerlösungen existieren erst mit der TR-03109-5 seit Ende 2023 final. CLS-Lösungen müssen demnach die „Beschleunigte Sicherheitszertifizierung“ durchlaufen und einen Konformitätsnachweis zur TR-03109-5 erbringen. Theben Smart Energy wurde vom BSI für ein Pilotprojekt ausgewählt, um mit einer Steuerlösung die Zertifizierungsverfahren zu durchlaufen. Zertifizierungsgegenstand war dabei das auf das CONEXA-SMGW aufsteckbare Mehrwertmodul. Ruwen Konzelmann skizziert die nächsten Schritte: „Im Anschluss wird das Verfahren mit der Steuerbox SELEXA durchlaufen, die in Kooperation mit VIVAVIS ebenfalls Anfang 2025 zertifiziert dem Markt bereitgestellt werden soll.“ Während das Mehrwertmodul über eine digitale (EEBUS-)Schnittstelle verfügt, kann die Steuerbox Anlagen zusätzlich über Relaiskontakte steuern. Eine Steuerbox mit Relaiskontakten ohne digitale Schnittstelle soll planmäßig im Oktober zertifiziert werden.
Die Systeme: aEMT und CLS-Management
Der Messstellenbetreiber bekommt zusätzlich zur Gateway-Administration die Verantwortung für die Steuerbarkeit von Verbrauchern (§ 14a EnWG) und Erzeugern (EEG §9, RD2.0). Hierzu wird das CLS-Management als aktiver Externer Marktteilnehmer (aEMT) ausgeprägt. Für das netzdienliche Steuern auf Verlangen des Verteilnetzbetreibers wird das CLS-Management des MSB in die herkömmliche „langsame“ Marktkommunikation via EDIFACT und in die neue „schnelle“ Marktkommunikation über den sogenannten Universalbestellprozess via REST-API eingebunden. Zudem ist eine Priorisierungsfunktion von Steuerbefehlen im CLS-Management angegliedert, welche implizit durch den Universalbestellprozess dort verordnet wird. Außerdem hat der aEMT die Möglichkeit, marktdienliches Steuern zu etablieren. Somit wird durch die aufgebaute Infrastruktur auch die genannte Flexibilitäts- und Direktvermarktung ermöglicht.
Die Anbindung an die vorhandene Infrastruktur ist allerdings keineswegs trivial: „Im Grundsatz muss das CLS-Management an die jeweilige GWA-Infrastruktur, das ERP, das Workforcemanagement sowie die MaKo und MaLo angebunden werden, was eine große Anzahl von Schnittstellen und Abstimmungsbedarf mit sich bringt“, erläutert Konzelmann. Diese Aufgabe übernimmt die advalju GmbH, ein Joint Venture von Theben Smart Energy und Lackmann: Sie bietet das CLS- Management in der beschriebenen Ausprägung als Dienstleistung einschließlich Gerätemanagement und Anbindung an die entsprechenden vorgelagerten System als API an. „Die Ansteuerung der CLS-Geräte erfolgt hierbei über die durch das FNN definierten IEC61850 und EEBUS. Weitere Prot kolle und Schnittstellen, welche den vom BSI vorgegebenen Spezifikationen entsprechen, sind ebenfalls möglich und zum Teil schon umgesetzt“, ergänzt Ruwen Konzelmann.
Eine Anbindung des Systems an verschiedene GWA-Systeme ist dabei ebenso möglich, wie die Ausprägung von Submeterdienstleistung und anderen Mehrwertdiensten. Für marktdienliches Steuern könne auf im Markt bestehende Schnittstellen gesetzt werden. Ebenso gibt es entsprechende API-Ausprägungen, die auch mit einem Frontend ausgestattet werden können. Nutzbar ist das CLS-Management als SaaS- und BPO-Dienstleistung.
Die Installation: SKI & Co
Die Anbindung an steuerbare Verbrauchseinrichtungen beziehungsweise das Home-Energiemanagementsystem erfolgt über die CONEXA mit Mehrwertmodul oder die Steuerbox SELEXA D per Ethernetkabel und EEBUS-Protokoll. Doch das ist nur ein Schritt, wie Ruwen Konzelmann erklärt: „Um die CLS-Steuerlösung wie zum Beispiel das Mehrwertmodul über EEBUS mit dem SteuVE/HEMS zu koppeln, muss ein Sicherheitsschlüssel Subject Key Identifier (SKI) ausgetauscht und an den Messstellenbetreiber übermittelt werden. Der aEMT des Messstellenbetreibers muss den SKI in die Steuereinheit einspielen. Ein SKI wird individuell je Home-Energiemanagementsystem (HEMS) oder Steuerbarer Verbrauchseinrichtung (SteuVE) bei der Inbetriebnahme automatisch vergeben. Der Monteur vor Ort übermittelt den SKI mit der Anmeldung der 14a-Anlage an den VNB und den MSB.“ Während bislang kein massenrolloutfähiger Prozess für Erzeugung, Einlesen, Übermittlung und Verarbeitung des SKI vorhanden war, haben Theben Smart Energy und advalju nun eine Lösung entwickelt.
Die Praxis: Vorbereitung ist alles
„Der Test der gesamten Wirkkette ist derzeit sicher die wichtigste Aufgabe in Vorbereitung auf 2025“, fasst Ruwen Konzelmann zusammen. Gleichzeitig müssten Messkonzepte definiert und Prozesse etabliert werden, um den Rollout der intelligenten Messsysteme dort, wo es sinnvoll ist, um Steuerlösungen ergänzen zu können. Es empfiehlt sich daher, nach Abschluss der internen Vorarbeiten in die Feldtests einzusteigen. Geräte und Systeme sind bereit dafür. (pq)