30.07.2024 – Nicht alle intelligenten Messsysteme sind per LTE (Long Term Evolution-Mobilfunk) erreichbar. Energie Südwest Netz testet aktuell ein Kommunikationsnetz mit Hilfe der Breitband-Powerline (BPL)-Technologie.
Innerhalb der VOLTARIS Anwendergemeinschaft Messsystem, werden alternative WAN-Technologien getestet (Bild: VOLTARIS GmbH)
Die Grundvoraussetzung, um eine zuverlässige Kommunikation zwischen intelligenten Messsystemen (iMSys) und den zentralen Backend-Einheiten herzustellen, liegt in der Sicherstellung einer stabilen Verbindung. Allerdings sind nicht alle intelligenten Messsysteme per LTE-Mobilfunk erreichbar, da zum Beispiel bestimmte bauliche Konstellationen den einwandfreien LTE-Übertragungsweg zwischen Smart Metern und Backend-Systemen verhindern können. Innerhalb der VOLTARIS Anwendergemeinschaft Messsystem (AWG) – zu der auch die Energie Südwest Netz (ESW) zählt – werden daher alternative WAN-Technologien getestet, um sichere Übertragungswege bereitzustellen.
Eine Lösung ist die Breitband-Powerline (BPL)-Technologie, die das bestehende Stromnetz nutzt, um Datenübertragungen durchzuführen. Dies wird dadurch erreicht, indem Hochfrequenzsignale auf die bestehenden Stromleitungen aufmoduliert werden. Dadurch können Stromleitungen gleichzeitig zur Übertragung von Elektrizität und Daten verwendet werden.
Breitband-Powerline im Praxisbetrieb
Energie Südwest Netz hat bereits mehr als 50 solcher Breitband-Powerline-basierten intelligenten Messsysteme in Betrieb genommen. Erste Evaluationen der praktischen Umsetzungen fallen durchweg positiv aus, wie Desiree Sand, Prokuristin und Leiterin Netzbetrieb Strom bei der ESW, hervorhebt: „Volle 100 Prozent der Messsystem-Aufträge konnten wir mit intelligenten Messsystemen ausstatten – im Vergleich zu nur 50-70 Prozent bei LTE. Die Verfügbarkeit der Breitband-Powerline (BPL)-Endpunkte mit intelligenten Messsystemen liegt bei nahezu 100 Prozent.“
Ein weiterer Vorteil der Breitband-Powerline-Lösung liegt nach Angaben der Energie-Südwest Netz darin, dass sie die WAN-Verfügbarkeit an den Messstellen bei Bedarf selbst beeinflussen kann und nicht vom Funknetzbetreiber wie bei LTE oder LTE450 abhängig ist.
Das Breitband-Powerline (BPL)-System von PPC macht das Stromnetz zur Kommunikationsplattform für digitale Anwendungen im Verteilnetz. (Bild: Power Plus Communications AG)
Zudem erlaubt die Technik eine aufwandsarme Nachverdichtung von intelligenten Messsystemen, wie Dr.-Ing. Stephan Röhrenbeck, Teamleiter Produktentwicklung und Projektmanagement bei VOLTARIS, erklärt: „Durch die Nachverdichtung mit intelligenten Messsystemen oder Breitband-Powerline-Repeatern können auch Messstellen nachträglich erreicht werden, die sich beim initialen Einbau nicht mit dem BPL-Netz verbinden konnten. Das ist sehr vorteilhaft, denn somit ist kein erneuter Zugang zur Messstelle notwendig.“ Da sowohl Freileitungen als auch Kabel für die Breitband-Powerline-Lösung nutzbar sind, ergibt sich hieraus eine breite Abdeckungsrate.
Aufbauphasen des Powerline-Netzes
In Zusammenarbeit mit der PPC Tochter Coms4Grid wurde in der ersten Phase ein Pilot mit 30 Endpunkten eingerichtet, der eine klar definierte Powerline-Zelle mit LTE-Headend umfasst. Die Headends sind zentrale Geräte oder Systeme in Breitband-Powerline-Netzwerken, die als Schnittstelle zwischen dem Hochgeschwindigkeits-Datenverkehr und dem Stromnetz dienen. Die zweite Phase beinhaltete den Aufbau weiterer Powerline-Zelle und den eigenen Aufbau von BPL-Netzen mit LTE-Headends und eigener Betriebsführung.
In Phase 3 wird die Nutzung der eigenen Infrastruktur als Backbone diskutiert. Hier ist geplant, eigene Datenleitungen in den Ortsnetzstationen als WAN-Anbindung der BPL-Headends zu nutzen. In Phase 4 sollen Mehrwerte generiert werden, sodass das BPL-Netz gewinnbringend für weitere Anwendungen genutzt werden kann – etwa für Fernwärmeregler, Gasmessungen, Spannungsmessungen in den Kabelverteilern, etc. (cp)
Beitragsbild: VOLTARIS GmbH