Über die CLS-Schnittstelle werden umfangreiche Energiedienstleistungen sicher umsetzbar. Gateway-Hersteller Theben Smart Energy erwartet erhebliche Wachstumsimpulse und erweitert seine Marktpräsenz.
Das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) sollte den Smart Meter Rollout beschleunigen, bis 2030 sollen 15-20 Millionen intelligente Messsysteme verbaut sein. Ausgehend vom heutigen Stand von knapp einer halben Million Geräte müssten somit über zwei Millionen Gateways in die Keller der Kund:innen gebracht werden. Grundsätzlich also beste Perspektiven für einen Anbieter von Smart Meter Gateways, wie die Theben Smart Energy GmbH. Das Unterneh- men wurde im April 2023 als hundertprozentige Tochtergesellschaft der Theben AG gegründet, um die Arbeiten rund um das Smart Meter Gateway „CONEXA“ sowie den zugehörigen Systemeinheiten wie CLS-Steuerboxen und Mehrwertmodule fortzusetzen. Geschäftsführer Ruwen Konzelmann bestätigt, dass die neuen Regelungen Wirkung zeigen. „Wir sehen eine kontinuierlich steigende Nachfrage“, berichtet er.
„Rasant steigende Einbauquoten“
Anders als manch anderer in der Branche bezweifelt Ruwen Konzelmann nicht, dass die Rollout-Ziele hierzulande erreicht werden – im Gegenteil. „Die Einbauzahlen werden perspektivisch rasant steigen. Ich halte es sogar für realistisch, dass wir bis 2030 mehr Geräte ins Feld bringen als nach dem GNDEW gefordert.“ Die gesetzlichen Vorgaben zum Rollout hält Konzelmann in diesem Zusammenhang für wichtig – die eigentlichen Treiber sieht er jedoch in neu entstehenden Märkten.
Die Notwendigkeit zur intelligenten Steuerung von Einspeisern und Verbrauchern wirke dabei als der zündende Funke: „Unsere Energieversorgung wird in wenigen Jahren zu 80 Prozent aus volatilen Erneuerbaren Quellen stammen, die wesentlich auch bei Prosumern installiert sind. Die Einspeisung muss transparent sein, gleichzeitig gilt es, die Nutzung respektiver Vermarktung zu optimieren – das erfordert eine Technologie, die kontinuierlich Daten erfasst und Steuerbefehle sicher und zuverlässig umsetzt“, führt Konzelmann aus und verweist unter anderem auf den §9 EEG. Auf der anderen Seite stünden 2030 um die 15 Millionen Elektroautos, sieben Millionen Wärmepumpen, einige Millionen Heimspeicher und eine steigende Zahl smarter Geräte, die ebenfalls steuerbar sind. Dabei handele es sich nicht nur um die viel zitierten Waschmaschinen, die starten, wenn der Strom günstig ist. „Die Theben AG kommt aus der Gebäudeautomatisierung und wir sehen hier enorme Entwicklungssprünge in puncto Steuerbarkeit – von der Heizung über die Beleuchtung bis hin zu Klimatechnik und vielem anderen mehr.“
Flexible Stromtarife in Abhängigkeit von der momentan verfügbaren Leistung, reduzierte Netzentgelte für steuerbare Verbraucher und nicht zuletzt das Entstehen von Flexibilitätsmärkten schließlich schaffen Anreize für Verbraucher, Erzeuger und Prosumer. „Und die Prozesse werden über das CLS am Smart Meter Gateway erfolgen“, fasst er zusammen.
Regulierung steht
Der erforderliche Rechtsrahmen sei vorhanden oder befinde sich auf der Zielgeraden. „Das GNDEW hat zudem die Rolle der Bundesnetzagentur erheblich gestärkt. Die finalen Regelungen zu §14a werden nach Abschluss der Konsultation in Kraft treten“, sagt Ruwen Konzelmann. Auch bezüglich der noch ausstehenden BSI-TR-03109-5 zeigt er sich entspannt. Diese technische Richtlinie beschreibt die Systemeinheit zwischen SMGW und angeschlossenen Systemen und wäre damit essenziell für das Zusammenspiel zwischen Steuerbox, Steuereinheiten und weiteren Systemen – diese müssten für den Einsatz anhand der in der TR festgelegten Kriterien geprüft werden. Aktuell liegt lediglich ein Entwurf vor. „Wir haben nach -5 entwickelt, tatsächlich sind die Anforderungen problemlos umzusetzen und lassen viel Freiraum in der Produktentwicklung.“
Neue Märkte treiben die Nachfrage
In der Summe schaffe diese Ausgangslage exzellente Bedingungen für Anbieter von Energiemanagementsystemen und Energiedienstleistungen, führt Konzelmann aus. Seine Erfahrung: „Es wird nicht mehr diskutiert, die großen Player haben sich aufgestellt.“ Ein Blick in den Markt bestätigt seine Einschätzung: Anbieter von Wechselrichtern, Solar- und Speicherlösungen, Wärmepumpen oder Wallboxen, aber auch Stromanbieter positionieren sich mit entsprechenden Lösungen. Auch die Stadtwerke und Netzbetreiber erweitern ihr Portfolio – zumeist über Kooperationen – und nicht zuletzt drängen branchenfremde Anbieter mit neuen digitalen Produkten auf den Markt. Ruwen Konzelmann: „Das intelligente Messsystem wird den Kund:innen dann einfach mitgeliefert.“
Komplette Wertschöpfungskette
Für diese neuen Märkte sieht sich die Theben Smart Energy gut aufgestellt: „Wir haben unsere Hardware von vorneherein für die schnelle Umsetzung unterschiedlicher Geschäftsmodelle entwickelt und bieten heute eine komplette Mehrwertplattform“, erläutert Ruwen Konzelmann. Das Smart Meter Gateway „CONEXA“ als sichere Kommunikationsplattform ist somit nicht nur dafür ausgelegt, Messwerte verschiedener Sparten zu übertragen. Über das aufsteckbare Mehrwertmodul können unterschiedlichste Anwendungen direkt an der Messstelle implementiert werden. „Dies kann eine EEBus- Logik zur Übermittlung von Sollwertvorgaben oder die Steuerbox-Applikation sein, oder ein Home-Energiemanagementsystem. Oder, oder, oder…“, führt Konzelmann aus. Die Applikationen könnten künftig mitwachsen und flexibel an veränderte Kundenanforderungen angepasst werden.
Die Steuerbox steht als standardisiertes, interoperables Steuer- und Schaltmodul für das Erzeugungs- und Lastmanagement über das iMsys zur Verfügung. Sie ersetzt damit die heutige Rundsteuertechnik für die Steuerung von PV-Anlagen oder die Fahrplansteuerung von Heizungsanlagen. Über eine digitale Schnittstelle können darüber hinaus Sollwerte in die Liegenschaft übermittelt werden. „Die Steuerbox und das Mehrwertmodul sind damit 14a ready, können aber ebenso für die Flexibilitätsvermarktung nach §14c EnWG eingesetzt werden“, ergänzt Ruwen Konzelmann. Als Teil der Theben-Mehrwertplattform sei die Steuerbox zudem offen für flexible funktionale Erweiterungen um weitere Applikationen, etwa im Zusammenspiel mit einem Energiemanagementsystem hinter der Messstelle. „Wir können einbinden, was immer der Anbieter mitbringt…“
Erweiterte Mehrwertdienste
Damit auch Markteilnehmer, die selbst noch nicht viel mitbringen, neue Geschäftsmodelle rund um die Messstelle umsetzen können, wurde jüngst die advalju GmbH als Tochtergesellschaft von Theben Smart Energy und Lackmann gegründet. Als Full- Service-Dienstleister will das neue Unternehmen ermöglichen, ohne eigenen Entwicklungsaufwand energiewirtschaftliche Use-Cases über die sichere Infrastruktur des SMGW aufzubauen. Das Leistungsspektrum reicht von der Beratung und Aufbau der aEMT- und Mehrwertservices, CLS-Hardware, Geräte- und Applikationsmanagement, Updateservice, bis zum Monitoring und der Auswertung von energiewirtschaftlich relevanten Daten. (pq)