25.07.2024 – Produktion und Innovation gehen bei der WEPTECH elektronik GmbH Hand in Hand. Bereits seit 30 Jahren realisiert das pfälzische Unternehmen verschiedene Funk- und Metering-Projekte und ist dabei auch maßgeblich an der Entwicklung der Produkte beteiligt. Dass dieser Leitgedanke fest in den Grundfesten des Unternehmens verankert ist, zeigt sich auch bei einem Besuch der 50,2 in der neuen Produktionsstätte in Landau.
Groß: Mitten in der idyllischen Südpfalz liegt der neue Firmensitz der WEPTECH elektronik GmbH. Auf rund 9.000 Quadratmetern entwickelt und produziert das Unternehmen unter einem Dach. (Foto: WEPTECH elektronik GmbH)
Bei unserer Ankunft werden wir vom Unternehmensgründer Oswald Maurer persönlich begrüßt. Sein Stolz auf das nagelneue Gelände ist unübersehbar. Schon von der Autobahn aus ist der moderne weiß-graue Komplex zu erblicken, der aus einem großen Bürogebäude und zwei länglichen Produktionshallen besteht. Beim Näherkommen fallen besonders die vielen Fenster des Hauptgebäudes ins Auge, die einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Lange ist der Umzug in den modernen Neubau jedenfalls nicht her, denn hinter der ein oder anderen Glasfront präsentieren sich die letzten Umzugskartons in noch leeren Räumen. Der Duft nach Neubau liegt noch in der Luft, als wir den vierstöckigen Komplex betreten. „Seit Sommer letzten Jahres produzieren wir hier“, erklärt uns Oswald Maurer, während wir uns für den Rundgang fertigmachen – selbstverständlich alles BSI-konform.
„Wir setzen die Ideen unserer Partner sehr schnell serienreif um, weil alles aus einer Hand kommt.“ Oswald Maurer, Gründer und Geschäftsführer, WEPTECH elektronik GmbH. Foto: sig Media GmbH & Co. KG / Pilar Marie Stein
Maurer, ein studierter Funk- und Nachrichtentechniker, ist seit jeher begeistert von neuen Technologien und deren Entwicklung. Vor 30 Jahren gründete er WEPTECH, um Unternehmen zu helfen, neue Lösungen zu implementieren. Die Rolle des Produzenten übernahm er eher zufällig, wie er uns mit einem Lächeln gesteht: „Ich habe einfach zu spät Nein gesagt.“ Heute versteht sich WEPTECH als E²MS-Dienstleister (Engineering to Manufacturing) und bietet umfassende Services von der Entwicklung bis zur Fertigung. Seitdem ist die WEPTECH im ständigen Wachstum. Allein im vergangenen Jahr habe sich das Unternehmen nach eigenen Angaben um 65 Prozent vergrößert. Trotz seines unternehmerischen Erfolgs ist Maurer im Herzen Ingenieur geblieben, was die Technologieentwicklung zur Kernkompetenz des Unternehmens gemacht hat. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Technologien OMS (Open Metering System) und mioty. „Alle Produkte hier sind unser eigenes Engineering. Dabei ist uns wichtig, für unsere Kunden genau das zu entwickeln, was sie brauchen“, betont er. „Hier geht es vom Kopf direkt in die Umsetzung.“
Leiterplattenfertigung in 90 Sekunden
Im weißen Kittel und mit Schuhüberziehern führt uns Maurer mitten hinein in die laufende Produktion. Die Atmosphäre in der Halle ist bemerkenswert ruhig und gelassen, trotz des straffen Taktes und der ständig laufenden Produktion. Wie über die intelligente Wegführung für die Mitarbeiter:innen wird auch bei der Produktion und Bestückung der Funklösungen ein klarer Weg verfolgt. In parallelen Fertigungslinien werden die zunächst noch blanken Leiterplatten nach und nach von einer Maschine bestückt. Alle dafür benötigten Einzelteile werden überwiegend in Rollen angeliefert, die auf Wagen zu den Automaten gefahren werden. Von dort werden sie per Saugtechnik aufgenommen und präzise auf den Platinen platziert. Wie ein geübter Puzzlespieler sucht die Maschine so im Handumdrehen die passenden Teilchen und bringt sie an ihren Bestimmungsort. Das Ganze dauert keine zwei Minuten, bis die Maschine die nächste Platine aufnimmt, zentriert und von vorne beginnt. „Alle 90 Sekunden kommt hier eine fertige Leiterplatte vom Band“, erklärt Maurer, während wir beobachten, wie die eben bestückte Platine in den Reflow-Ofen fährt, wo sie unter Einsatz von Stickstoff gelötet wird.
Intelligente Qualitätssicherung
Geschwind: Schritt für Schritt werden die noch leeren grünen Leiterplatten in parallelen Fertigungslinien bestückt. Vollautomatisch sucht die Maschine die richtigen Bauteile zusammen und setzt sie passgenau auf die Platine. Anschließend wird alles verlötet. (Fotos: sig Media GmbH & Co. KG / Pilar Marie Stein)
Am Ende der Produktionslinie sorgt ein Kontrollsystem dafür, dass alle Einzelteile richtig verbaut sind. Ein Algorithmus erkennt Abweichungen und filtert fehlerhafte Platten heraus, die dann nochmals von menschlichen Augen geprüft werden. „Früher haben wir noch jede Platine rüber zur Kontrolle gebracht. Heute machen wir das nur noch bei neuen Produktreihen“, sagt Maurer. So schickt das System lediglich ein Foto der zu prüfenden Platine, auf dem das geschulte Auge auf der anderen Seite der Produktionshalle schnell erkennen kann, ob ein Fehler vorliegt und nachjustiert werden muss. Sollte die Abweichung im Rahmen liegen, gibt die Prüfabteilung eine Rückmeldung an den lernenden Algorithmus. Für den vollen Durchblick steht auch ein Röntgensystem bereit, das bei Qualitätskontrollen, Fehleranalysen und Bauteiltypprüfungen eingesetzt wird.
Ein besonders gesicherter Raum beherbergt die letzte Stufe der Produktion: die Bespielung der fertigen Hardware mit Software. Durch ein Fenster können wir mehrere Hochreihungen von grünen Platten erkennen, die für ihre Fertigstellung bereitstehen. „Hier werden Software und Hardware miteinander verheiratet“, erklärt der WEPTECH-Geschäftsführer.
Der tüftelnde Partner
Aktuell konzentriert sich die Produktion am neuen Standort vor allem auf Funktechniken. „Wir werden in Kürze auch die gesamte Produktion des Smart Meter Gateways mit BSI-Schutzprofil (SMGW) für die Mannheimer PPC AG vom alten Standort hierher verlagern“, erläutert Maurer. Mit dem Unternehmen verbindet WEPTECH eine elfjährige Entwicklungs- und Produktionspartnerschaft, auf die Maurer besonders stolz ist. Bis zu 800.000 Gateways sollen hier bis Ende des Jahres vom Band gehen, erzählt er. Platz für die erweiterte Produktion ist ausreichend vorhanden, da die zweite Produktionshalle derzeit noch leer steht. Die erste Produktionshalle ist so konzipiert, dass sie jederzeit an die zweite angeschlossen werden kann, wodurch der Komplex problemlos erweiterbar ist. Alles scheint nur auf den Startschuss zu warten.
In den Büros der WEPTECH bleibt der innovative Gedanke ebenfalls sichtbar. Überall tüfteln Mitarbeiter:innen an neuen Technologien und Ideen. In einem Regal stehen Fachbücher bereit, die das Ingenieursherz höher schlagen lassen. Der offene Gedanke des Austauschs und der gemeinsamen Ideenfindung spiegelt sich im Großraumbüro wider. Auch der Chef-Tisch ist im Geschehen integriert, mit einem idyllischen Blick über Landau und die Pfalz.
Am Ende unseres Rundgangs zeigt uns Maurer die 960 kWp starke Solaranlage auf dem Dach des Komplexes. Für überschüssige Energie steht neben dem Gebäude ein Batteriespeicher mit einer Kapazität von 1,03 MWh. „Uns ist es wichtig, dass unsere Produktion mit 100 Prozent Ökostrom funktioniert“, sagt Maurer. An bewölkten Tagen bezieht WEPTECH Ökostrom über den lokalen Stromversorger EnergieSüdwest, der am neuen Standort auch Lademöglichkeiten für Elektroautos installiert hat.
Und schon ist der Rundgang über die knapp 9.000 Quadratmeter der WEPTECH elektronik GmbH vorbei. Maurer und sein Team werden allerdings nicht lange alleine bleiben, denn immer wieder kündigt sich neuer Besuch von den vielen Partnern WEPTECHs an. Oswald Maurer freut sich aber darauf, stolz seine neuen Räumlichkeiten zu präsentieren. Gerade mit Blick auf die hohen Anforderungen der Digitalisierung der Energiewende – und deren Beschleunigung – ist es positiv, wenn ein heimisches Unternehmen die notwendigen Produktions- und Innovationskapazitäten vorhält. (pms)
Projekt „SKAMO“
Ein Beispiel für die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit WEPTECH ist das Projekt „SKAMO“ (Skalierbares Anlagenmonitoring in großen Liegenschaften). Gemeinsam mit dem Flughafen München, Volue ASA und dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS hat die WEPTECH elektronik GmbH das Projekt ins Leben gerufen, um die Einführung digitaler Dienste zur Optimierung des Energie- und Lastmanagements zu erleichtern.
Auf dem Gelände des Münchner Flughafens sammeln täglich zahlreiche Sensoren über verschiedene Netzwerke Daten. Diese Daten müssen verarbeitet, visualisiert und ausgewertet werden. Mit der mioty®-Technologie des Fraunhofer IIS, einer drahtlosen LPWAN-Technologie, sollen Energie, CO2-Emissionen und Kosten reduziert werden. Seit 2019 wird die Technologie im Rahmen des Kompetenznetzwerks FutureIOT eingesetzt. Mit 70 Sensoren wurden bereits mehrere Anwendungsfälle erfolgreich getestet, darunter die Fernauslesung von Zählern und die Analyse von raumlufttechnischen Anlagen. Im September 2021 ermöglichte eine Swissphone-Basisstation, Daten an die Sensoren zu senden, um beispielsweise die Abtastrate ferngesteuert anzupassen.
Die Aufgabe von WEPTECH bei SKAMO war die Entwicklung und Produktion von mioty-fähigen Sensoren. Dies beinhaltete, die Anforderungen an die Sensoren bezüglich Energiebedarf und Batterielebensdauer zu analysieren, die Kommunikationsfähigkeiten zu entwickeln sowie die Sensoren zu konstruieren und in das System zu integrieren.