Weltweit werden Kabelschächte aus Kunststoff beim Bau von unterirdischen Stromnetzen eingesetzt. Als erster Hersteller hat das bayrische Unternehmen Langmatz eine europäische Zulassung (ETA) für ein komplettes Schachtsystem – bestehend aus Abdeckung und Schachtkorpus – erhalten. Im Interview mit Dieter Mitterer, einem der drei Geschäftsführer von Langmatz, sprechen wir über die Vorteile von Kunststoffkabelschächten für den Netzausbau und die Hürden auf dem Weg zur europaweiten Zulassung.
Herr Mitterer, die Bedeutung von Kabelschächten beim Ausbau von Breitband- und Energienetzen ist unbestritten. Warum sind Kunststoffkabelschächte für diese Infrastrukturprojekte so wichtig?
Kabelschächte aus Kunststoff spielen eine entscheidende Rolle, weil sie eine Vielzahl von Vorteilen bieten, die für eine moderne Infrastruktur unverzichtbar sind. Zum einen sind sie deutlich leichter als Schächte aus traditionellen Materialien wie Beton. Das vereinfacht die Installation und spart Kosten. Zudem sind sie aufgrund ihres modularen Aufbaus flexibel einsetzbar und schnell gesetzt, was insbesondere beim Ausbau von Breitband- und 5G-Netzen sowie der E-Ladeinfrastruktur für unsere Kunden entscheidend ist. Zum anderen sind sie dank hochwertiger Kunststoffe und der von uns entwickelten 3D-ribFrame-Technologie äußerst belastbar.
Welche Bedeutung haben die Zulassungen durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) und der Europäischen Organisation für Technische Bewertung (EOTA)?
Das ist ein wichtiger Punkt. Die Zulassungen des DIBt haben wir schon seit vielen Jahren. Als europaweit tätiges Unternehmen wollten wir aber über die nationalen Zulassungen hinaus einen Schritt weiter gehen. Da es in der Europäischen Union keine Norm für Schachtabdeckungen und -korpusse, sondern nur für die Abdeckung gab, haben wir uns entschlossen in Eigeninitiative eine Europäische Technische Bewertung für ein komplettes Schachtsystem zu beantragen. Diese wurde uns mittlerweile erteilt. Wir sind der erste Hersteller für Kunststoffkabelschächte mit einer so genannten ETA. Diese Zulassung gibt unseren Kunden in ganz Europa die Sicherheit, dass unsere Schachtsysteme höchste Qualität und Sicherheit bieten und unterstreicht unseren Anspruch, in unserer Branche Standards zu setzen. Gleichzeitig sorgt sie für eine bessere Vergleichbarkeit und schafft größere Transparenz im Markt.
Was waren die Herausforderungen bei diesem Zulassungsverfahren und warum ist die ETA für Langmatz so wichtig?
Der gesamte Zulassungsprozess dauerte fast vier Jahre. Gemeinsam mit unabhängigen Sachverständigen deutscher und europäischer Institute wurden zunächst die Kriterien für ein komplettes Schachtsystem aus Kunststoff erarbeitet. Denn bis dahin gab es in der Europäischen Union nur die Norm DIN EN 124, die lediglich die Anforderungen an Schachtabdeckungen regelte, nicht aber an den Korpus von Kabelschächten aus Kunststoff. Nachdem die nationalen Gremien aller 27 EU-Mitgliedsstaaten unsere Unterlagen geprüft und unserem Antrag zugestimmt hatten, wurde er schließlich von der Europäischen Organisation für Technische Bewertung (EOTA) bestätigt und wir erhielten eine ETA, ein Europäisches Technisches Bewertungsdokument.
Dieses bescheinigt die in vielen Praxistests geprüften Leistungsmerkmale unserer Schachtsysteme aus Polycarbonat. Daher tragen unsere Schächte auch das CE-Zeichen. Die ETA war in diesem Kontext für uns sehr wichtig, weil wir damit eine europaweit gültige und anerkannte Leistungserklärung nachweisen können. Damit geben wir unseren Kunden die Gewissheit, ein sicheres Bauprodukt zu erwerben und setzen ein starkes Zeichen für höchste Qualität „Made in Germany“. (cp)