06.06.2024 – Kapazitätsbasierte Netzentgelte können – speziell in Kombination mit flexiblen Stromtarifen und einem Energiemanagement – die Stromkosten von Verbraucher.innen reduzieren sowie die Spitzenlast in den Netzen senken.
Zu diesen Ergebnissen kommt das Fraunhofer IEG in einer neuen Studie, die Zusammenspiel von dynamischen Stromtarifen und kapazitätsbasierten Netzentgelten untersucht. Die Studie entstand im institutsübergreifenden Fraunhofer Exzellenzcluster CINES.
Hohe Einsparpotentiale beim Strompreis
Dynamische Strompreise ermöglichen es Verbraucher:innen, ihre Energie dann beziehen, wenn die Strompreise am Markt besonders günstig sind, also in der Regel in Zeiten mit niedrigem Verbrauch und/oder hoher Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. Das mittlere Einsparpotenzial durch dynamische Strompreise über alle untersuchten Haushalte hinweg beträgt unter den aktuellen volumenbasierten Netzentgelten bis zu 30,4 Prozent, sofern der Haushalt ein Energiemanagementsystem nutzt..
Kapazitätsbasierte Netzentgelte orientieren sich an der maximal bezogenen oder eingespeisten Leistung des Haushalts orientieren. So würden etwa hohe Ladeleistungen beim E-Auto mehr kosten als niedrige. Werden dynamische Stromtarife zusätzlich mit kapazitätsbasierten Netzentgelten kombiniert, können Haushalte Einsparungen bis zu 62,3 Prozent realisieren. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass durch die Einführung eines kapazitätsbasierten Netzentgelts die Bereitschaft der Haushalte, sich für einen dynamischen Stromtarif zu entscheiden, von 67 Prozent auf 74 Prozent steigt.
Kapazitätsbasierte Netzentgelte reduzieren Spitzenlast
Netzbetreiber haben ein hohes Interesse daran, Spitzenlasten zu reduzieren und damit den Ausbau der Stromnetze so gering wie möglich zu gestalten. Aber, so Judith Stute, Haupt-Autorin der Studie: „Dynamische Stromtarife haben nicht notwendigerweise einen stabilisierenden Effekt auf das Stromnetz. Dies erreichen Netzbetreiber besser durch kapazitätsbasierte Netzentgelte.“ Im Durchschnitt reduzierten sich die damit verbundenen Netzkosten um 14 Prozent bis 88 Prozent, je nachdem, um welches Niederspannungsnetz es sich handle. Gleichzeitig könnten Netzgesellschaften die Kosten für den Netzausbau im ländlichen Raum um 37 Prozent reduzieren, wenn sie statt der üblichen volumenabhängigen Tarifstruktur kapazitätsbasierte Netzentgelte zugrunde legen könnten.
Strombeschaffung und Netzentgelt sind größte Kostentreiber beim Strompreis: Der Strompreis in Deutschland setzte sich 2022 zu 38,9 Prozent aus Strombeschaffung und Vertrieb sowie zu 21,8 Prozent aus Netzentgelten zusammen. Der durchschnittliche Anteil der Netzgebühren an den Stromkosten machte 2021 europaweit sogar 28,3 Prozent aus. Dies zeigt die Bedeutung der Beschaffungskosten und der Netzentgelte für den Endkundenpreis. Verbraucher, die flexible Technologien wie Elektroautos, Wärmepumpen oder PV-Batteriespeicher nutzen, könnten diese Flexibilität für die Reduktion ihrer Stromkosten einsetzen. Energiemanagementsysteme und intelligente Zähler unterstützen die Verbraucher dabei. (pq)