In den Testverfahren von Redispatch 2.0 hat sich der bilanzielle Ausgleich als wesentliches Hindernis für die Umsetzung erwiesen. Nun meldet TransnetBW erste erfolgreiche Tests auf der DA/RE-Plattform.
Das Großprojekt Redispatch 2.0 soll das bisherige Engpassmanagement durch ein dezentrales Verfahren ablösen. Knapp ein Jahr nach Ablaufen der Übergangsfrist erscheint die Überführung des neuen Regimes in die Praxis immer noch mehr als fraglich: Zum 01.08.2023 haben die großen Verteilnetzbetreiber in den Regelzonen von 50Hertz, TenneT und Amprion den bilanziellen Ausgleich ausgesetzt. Dieser markiert den wesentlichen Unterschied zum bisherigen Engpassmanagement und ist damit zentraler Bestandteil von Redispatch 2.0.
Auf der DA/RE-Plattform wurde nun ein wesentliches Verfahren – die Bilanzierung nach dem Prognosemodell – erfolgreich getestet, wie die Initiatoren TransnetBW und Netze BW vermelden. DA/RE steht für „DAtenaustausch/REdispatch“ und ist die erste digitale Plattform zur netzbetreiberweiten Umsetzung von Redispatch 2.0. .
Während der Testdurchläufe verprobten die Initiatoren TransnetBW und Netze BW reale Abrufe, bei denen Erneuerbare-Energien-Anlagen an verschiedenen Standorten in Baden-Württemberg abgeregelt wurden. Der Fokus lag darauf, die gesamte „Kette“ an beteiligten Systemen von der Netzengpasserkennung, über den Auswahl- und Abrufprozess bis hin zur Beschaffung des energetischen Ausgleichs der abgerufenen Anlagen zu testen. Bei diesen Tests konnten insbesondere die essenziellen Bestandteile der durch DA/RE angebotenen kostenoptimierenden Bilanzierungsdienstleistung für das sogenannte Prognosemodell abgebildet werden.
„Für uns ist das ein bedeutender Schritt, da wir mit diesen Tests der End-to-End-Prozesse die vollautomatisierte und die daraus resultierende hohe Prozessgeschwindigkeit bilanzierter Abrufe nahe Echtzeit durchführen können“, zeigen sich die DA/RE-Projektleiter Florian Gutekunst von TransnetBW und Marcus Stötzel von Netze BW vollauf zufrieden. „In diesen realen Szenarien konnten wir erneut das Funktionieren der Kette inklusive der Bilanzierung von DA/RE nachweisen. Alle involvierten Akteure konnten ihre einzelnen Aufgaben im Rahmen des Redispatch 2.0 in der Praxis erfolgreich und durchgängig testen. Im Rahmen der Testreihen hat sich erneut gezeigt, dass Erfahrungen aus der praktischen Umsetzung unverzichtbar sind für eine erfolgreiche und schrittweise Einführung der Zielprozesse“, ergänzt Christoph Schunicht, TransnetBW-Fachexperte für Redispatch 2.0.
Bilanzierungsdienstleistungen über DA/RE
Im Rahmen der angebotenen DA/RE-Bilanzierungsdienstleistung beschafft TransnetBW für die Nutzer den energetischen Ausgleich der abgeregelten Anlagen. Beim aktuell getesteten Bilanzierungsmodell wird die beschaffte Menge erst im Zuge der Bilanzkreisabrechnung an den Bilanzkreisverantwortlichen übermittelt (“Prognosemodell”). Im zukünftig anzuwendenden Planwertmodell soll über die DA/RE-Bilanzierung auch der zugehörige Fahrplanversand erfolgen, um die beschaffte Energie in Echtzeit in den entsprechenden Bilanzkreis der abgeregelten Anlage zu transportieren.
Ein Mehrwert für die Nutzer:innen der DA/RE-Bilanzierung liegt nach Angaben der Anbieter darin, dass diese sich weder um ein eigenes Handelssystem noch ein eigenes Fahrplansystem – beides mit einer 24/7 Betriebsbereitschaft und Betreuung – selbst kümmern müssen.
Übergang zum Planwertmodell
Zurzeit ist dieses Planwertmodell im Redispatch 2.0 aber noch ausgesetzt und wird erst mittelfristig in der Branche umgesetzt. Die Tests über DA/RE könnten jedoch eine Grundlage für die schrittweise Implementierung des Planwertmodells bieten.
Mit den erfolgreichen Tests zeige DA/RE aber, dass die grundlegende Idee des bilanziellen Ausgleichs durch den Netzbetreiber im Redispatch 2.0 funktioniert. Gleichwohl gelte es, viele dem Bilanzierungsprozess vor- und nachgelagerte Herausforderungen weiter zu verbessern, wie beispielsweise die Qualität mess- und regelungstechnischer Umsetzungen an einzelnen Anlagen. (pq)
www.dare-plattform.de