19.05.2025 – Das Einspeise- und Engpassmanagement in den Verteilnetzen wird künftig über intelligente Messsysteme erfolgen. Eine neue Komplettlösung von EFR unterstützt den schnellen Einstieg für MSB und VNB – einschließlich Integration der bestehenden Rundsteuertechnik.
Foto: efr GmbH
Intelligente Messsysteme sollen sukzessive zur zentralen Kommunikationsplattform im dezentralen, digitalisierten Energiesystem werden. Das betrifft nun auch die Verteilnetze in der Niederspannung – konkret das Einspeise- und Engpassmanagement gemäß §9 EEG und §14a EnWG. Hier müssen Netzzustands- und Einspeisedaten, die am Hausanschluss über intelligente Messsysteme erfasst werden, in die Bewertung des Netzzustands einfließen. Im Fall drohender Engpässe sind die Steuersignale wiederum über das intelligente Messsystem zu übermitteln, welches die Steuerbefehle dann über ein CLS (Controllable Local System) an die Anlagen weitergibt.
Die erforderlichen Datenaustauschprozesse zu organisieren, ist Aufgabe des zuständigen Messstellenbetreibers. Die regulatorischen Vorgaben für die erforderliche Hardware- und Systeminfrastruktur, die beteiligten Rollen – Gateway Administrator, passiver und aktiver Externer Marktteilnehmer (pEMT/aEMT) – und deren Zusammenspiel sind bekanntermaßen sehr komplex.
Gemeinsame Aufgabe
„Die Gesetzesänderungen setzen sowohl den VNB als auch den MSB unter erheblichen Druck“, erläutert Georg Offner, Bereichsleiter Produktmanagement bei der EFR GmbH. Das Münchener Unternehmen betreut als Technologieanbieter sowohl Messstellen- als auch Netzbetreiber und kennt die Herausforderungen auf beiden Seiten. Die Netzbetreiber stehen jetzt vor der Aufgabe, ein zuverlässiges Netzmonitoring aufzubauen, das Daten aus unterschiedlichen Quellen aufnimmt, verbindet, Probleme erkennt und im Bedarfsfall automatisiert über das intelligente Messsystem steuert. Die Messstellenbetreiber wiederum arbeiten vielfach noch daran, Technologien und Prozesse für den Betrieb der intelligenten Messsysteme massentauglich aufzustellen. Bei der Verarbeitung von Netzzustands- und Einspeisedaten und der Steuerung über das CLS stehen beide Seiten noch ganz am Anfang.
„Doch damit nicht genug“, ergänzt Offner. „Damit die Netzüberwachung und die Steuerprozesse reibungslos und rechtskonform ablaufen, müssen alle eingesetzten Hardware- und Software-Lösungen perfekt zusammenarbeiten – im Messstellenbetrieb selbst, an der Schnittstelle zwischen MSB und VNB, aber auch im operativen Netzbetrieb, wo die Smart Meter-Daten in eigenen Systemen genutzt und die Steuerbefehle ausgelöst werden.“
Die EFR-Hardware für die Steuerung über das Intelligente Messsystem: Basiszähler, Smart Meter Gateway, Steuerbox. (Foto: efr GmbH)
Das verursache in vielen Fällen einen enormen Aufwand, der gerade kleinere und mittlere Versorger bei der Umsetzung oft in Verzug bringt. Ein Grund: „Der Messstellen- und der Netzbetrieb haben im Alltagsgeschäft oft wenig miteinander zu tun und arbeiten teilweise mit ganz unterschiedlichen Systemen“, weiß Georg Offner aus Erfahrung. Der Aufbau einer durchgängigen Prozesskette sei vor diesem Hintergrund herausfordernd.
Modulare Komplettlösung
Für Unternehmen, die sich dabei die Arbeit erleichtern wollen, hat EFR eine Komplettlösung, entwickelt. Das „Rundum-sorglos-Paket“ für die neuen Steuerungsaufgaben in Stromnetzen wurde auf der diesjährigen E-world präsentiert – sehr anschaulich in einer kleinen Box von der Größe eines Schuhkartons.
Die Lösung setzt sich zusammen aus den Hauptkomponenten Basiszähler, Smart Meter Gateway, Steuerbox und der Software-Suite GM2S. Der Vierleiterzähler-Basiszähler SGM-D4 ist als Ein- und Zweirichtungszähler erhältlich und kann Netzzustandsdaten liefern. Sein Modulfach bietet Platz für die EFR-Steuerbox „Grid Control Unit – Secure“ und das BSI-zertifizierte Smart Meter Gateway „Smart Grid Hub – Secure“. Das Gateway deckt neben abrechnungsrelevanten Tarifanwendungsfällen auch TAF 9, 10 und 14 ab. Diese ermöglichen den Abruf netzzustandsrelevanter Daten sowie hochaufgelöster Daten für nachgelagerte Mehrwertdienste.
SaaS-Plattform GM2S
Die eigentliche Neuerung ist die Grid Management & Metering Suite 2.0 (GM2S), mit der die EFR ihre Grid Management Suite für VNB um die Themen Einspeisemanagement und Steuerung erweitert. „Diese Aufgaben beherrscht die EFR dank jahrzehntelanger Erfahrung in der Funkrundsteuerung“, berichtet Georg Offner. Im Engpass-Management können angeschlossene steuerbare Verbrauchseinrichtungen direkt über die FNN-konformen Steuerboxen „gedimmt“ werden. Für die künftig verpflichtende Steuerung per digitaler Schnittstelle lassen sich Fahrpläne konfigurieren und via Smart Meter Gateway und Steuerbox übermitteln. Für das Einspeise-Management bietet die Plattform zum Beispiel die Möglichkeit, kleinere Erzeugungsanlagen zu gruppieren und aggregieren und über die Smart Meter Gateway-Infrastruktur zu steuern. Die jeweiligen Fahrpläne lassen sich ebenfalls in der Software erstellen.
Dank zahlreicher Schnittstellenerweiterungen („Connectoren“) lässt sich die GM2S flexibel in bestehende Systemlandschaften einbinden. Netzleitstellen etwa können über Protokolle wie IEC 608705104 sicher angebunden werden. Von dieser Offenheit profitieren auch Netzbetreiber, die für das Regeln von EEG-Einspeiseanlagen die langwellenbasierte EFR-Funk-Rundsteuerung nutzen. „Mit der GM2S können sie ihr System erweitern und die Funk- Rundsteuerung ohne zusätzlichen Aufwand parallel weiter nutzen“, erklärt der Bereichsleiter.
Grid Management & Metering Suite 2.0. Grafik: efr GmbH
Metering inklusive
Für Unternehmen, die noch nach finalen Lösungen für den Rollout und Betrieb der intelligenten Messsysteme respektive die CLS-Anbindung suchen, bietet die Suite alle relevanten Backendkomponenten (GWA, aEMT, pEMT, etc.) und Prozesse für den Messstellenbetrieb. Die Metering-Module stammen von Softwareanbieter exceeding solutions und sind ebenfalls als Software-as-a-Service (SaaS)-Angebot sofort über jeden Webbrowser nutzbar.
Georg Offner: „Unsere neue Lösung bietet Netzbetreibern und Messstellenbetreibern einen einfachen und kosteneffizienten Einstieg oder Umstieg auf ein modernes Leistungsangebot.“ Dieses Versprechen gilt auch für Unternehmen, die nicht alle Funktionalitäten der GM2S benötigen oder bereits eigene Hardware verbaut haben. Die Suite ist modular aufgebaut, so dass Anwender genau die Komponenten nutzen können, die sie benötigen.
Testsystem
Interessenten können das neue EFR-Servicepaket mit dem intelligenten Steuerungssystem unverbindlich testen. Ein Testsystem besteht in der Regel aus fünf ISS-Sets mit je einem Basiszähler SGM-D4, einem Gateway Smart Grid Hub – Secure (SGH-S) und einer Steuerbox Grid Control Unit – Secure (GCU-S) sowie einer Antenne und einer Daten-SIM-Card. Die Software GM2S ist beim Testsystem für sechs Monate freigeschaltet; ein Übergang in den regulären Betrieb ist danach sofort möglich. (pq)