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Monitoringbericht 2022 zu deutschen Elektrizitäts- und Gasmärkten

01.12.2022 – Das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur haben den Monitoringbericht 2022 über die Entwicklungen auf den deutschen Elektrizitäts- und Gasmärkten veröffentlicht. Die enthaltenen Datenanalysen beziehen sich primär auf das Jahr 2021, bilden aufgrund der besonderen Lage auf den Energiemärkten bedingt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine aber auch aktuelle Entwicklungen im Jahr 2022 ab.

Marktstruktur bei der Stromerzeugung

Die vorzeitige Stilllegung von Erzeugungskapazitäten im Jahr 2021 spiegelte sich auch in den Marktverhältnissen bei der nicht nach dem EEG geförderten, konventionellen Stromerzeugung wider. So ist der kumulierte Marktanteil der fünf größten Stromerzeuger beim Stromerstabsatz von 65,3 auf 66,5 Prozent im Jahr 2021 angestiegen. Durch die Marktverknappung bei der konventionellen Stromerzeugung, die zudem noch die aufgrund der wind- und sonnenarmen Witterung ausbleibenden Erzeugungsmenge aus erneuerbaren Energieträgern ersetzen musste, haben die verbleibenden Erzeugungskapazitäten bei einem insgesamt kleiner werdenden konventionellen Kraftwerkspark eine zunehmende Bedeutung. Im Falle der größeren Anbieter sind die Erzeugungsmengen angestiegen.

Kohlekraftwerke kehren an den Markt zurück

Die Verknappung der inländischen Erzeugungskapazitäten 2021 ging in diesem Jahr mit einer Verknappung von Gas infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine einher. Gerade zu Spitzenlastzeiten war es kaum möglich, teure Gaskraftwerke durch günstigere Kraftwerke zu ersetzen. Außerhalb des Strommarktes befindliche oder zur Stilllegung vorgesehene Kohlekraftwerke kehren aktuell aufgrund der angespannten Situation auf den Energiemärkten und um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten an den Markt zurück. Diese Anlagen werden in den kommenden Monaten noch in vollem Umfang zu einer stabilen Stromversorgung beitragen. Darüber hinaus hat der Gesetzgeber mit Blick auf die Versorgungssicherheit beschlossen, die Laufzeit der drei verbliebenen Atomkraftwerke bis zum 15. April 2023 zu verlängern. Das langfristige gesetzgeberische Ziel bleibt jedoch, die Kohleverstromung in Deutschland schrittweise zu reduzieren und zu beenden.

Entwicklung bei Erneuerbaren Energieträgern

Die Erzeugung aus Erneuerbaren Energien sank 2021 aufgrund der vergleichsweise wind- und sonnenarmen Witterung um rund 7,2 Prozent. Der Anteil von Strom aus Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch sank damit auf 40 Prozent, nachdem er 2020 mit 45 Prozent einen vorläufigen Höchststand erreichte.

Der fortschreitende Ausbau der erneuerbaren Erzeugung bei gleichzeitigen Verzögerungen im Netzausbau führte zu Netzbelastungen, zu deren Behebung die Netzbetreiber verpflichtet sind. Dennoch konnten rund 97 Prozent des erneuerbaren Stroms auch tatsächlich zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern transportiert werden.

Strom- und Gasgroßhandel

Bis Ende August 2022 verdreifachten sich in der Spitze die Großhandelsstrompreise für den sogenannten Phelix-Base-Year-Future auf rund 1.000 Euro/MWh. Seitdem sind die Preise deutlich zurückgegangen und die Preise im Stromgroßhandel folgen mit dieser Entwicklung weitgehend der Preisentwicklung bei Erdgas. Denn im deutschen Stromgroßhandel setzen Erdgaskraftwerke nach dem Merit Order Prinzip in den meisten Stunden den Preis. Zwar kann der geplante Weiterbetrieb von Kohle- und Kernkraftwerken preisdämpfend wirken, dennoch bleiben die Preise auf einem hohen Niveau.

Endkundenmärkte für Strom und Gas

Auf den Endkundenmärkten lagen die kumulierten Marktanteile der vier absatzstärksten Strom- und Gaslieferanten bei der Belieferung von leistungsgemessenen und Standardlastprofilkunden unter den gesetzlichen Vermutungsschwellen für eine marktbeherrschende Stellung. Angesichts dessen ist laut Bundeskartellamt weiterhin davon auszugehen, dass auf diesen Märkten derzeit kein Anbieter marktbeherrschend ist.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, erklärt: „Wir kümmern uns weiterhin intensiv um den Wettbewerb auf allen Endkundenmärkten. In diesem Jahr haben wir beispielsweise verhindert, dass es bei der geplanten strategischen Verbindung zwischen Westenergie und Rheinenergie vor allem bei der Versorgung von Endkundinnen und Endkunden mit Heizstrom im Großraum Köln zu wettbewerblichen Problemen kommt. Wesentliche Teile des Heizstromgeschäfts der Rheinenergie werden nunmehr auf einen Dritten übergehen.“

Die stärksten Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ließen sich bei den Groß- und Einzelhandelspreisen beobachten. Zum Stichtag 1. April 2022 waren die Strompreise für Haushaltskunden im Vergleich zum Vorjahr um rund 10,5 Prozent gestiegen. Der Gaspreis für Haushaltskunden stieg zum Stichtag 1. April 2022 um rund 48 Prozent. (ds)

www.bundesnetzagentur.de/monitoringberichte