13.11. 2024 – Dynamische Tarife, Eigenverbrauchsoptimierung, Mieterstrom, Gerätesteuerung und vieles mehr – mit der White-Label-Lösung der Zählerfreunde GmbH können EVU ihren Kund:innen ein flexibles Energiemanagementsystem zur Verfügung stellen.
Ab Januar 2025 müssen Stadtwerke, Energieversorger und Messstellenbetreiber ihren Kunden eine Lösung zur Visualisierung von Smart Meter-Daten sowie dynamischen Tarife anbieten. Die gesetzeskonforme White-Label-Lösung der Zählerfreunde kann noch einiges mehr und ist binnen eines Monats implementiert. Schon kurz nach der Markteinführung ist sie bei Stadtwerken und wettbewerblichen Messstellenbetreibern im Einsatz.
Dabei begann auch diese Erfolgsgeschichte mit einem Umweg: „Wir haben zuerst eine Plattform entwickelt, über die sich intelligente Messsysteme herstellerunabhängig integrieren lassen“, berichtet Jakob Kungel, Mitgründer und CMO des Start-ups. Das überzeugte zwar namhafte Investoren wie etwa die EnBW-Tochter Enpulse oder die capacura. Doch die Energiepreiskrise und der stockende Smart Meter-Rollout bremsten die erfolgreiche Markteinführung der Plattform aus. „Das haben wir zum Anlass genommen, das Konzept noch einmal neu und größer zu denken“, betont Jakob Kungel. Vieles, was in der ersten Phase gelernt und entwickelt wurde, erwies sich dabei als ausgesprochen nützlich.
Rundum-Sicht auf Verbrauch und Kosten
Das Ergebnis ist ein App- und Webprodukt, das Energieoptimierungen für jeden Haushalt und jedes Gewerbe zugänglich machen will – und damit erhebliche Mehrwerte für Stromkund:innen bietet. Die Grundlage sind die Verbrauchs- und gegebenenfalls auch Einspeisedaten der Nutzer: innen.
Idealerweise stammen sie aus intelligenten Messsystemen, doch auch andere Datenquellen lassen sich problemlos nutzen: „Wir können Daten aus PV-Anlagen, Wallboxen, Wärmepumpen, smarten Steckdosen und beliebigen alternativen Energiezählern verarbeiten“, führt Kungel aus. Wo noch ein analoger Zähler oder eine moderne Messeinrichtung im Einsatz ist, lassen sich die Verbräuche über digitale Ausleseköpfe erfassen oder per Hand eingeben. „Dass die Daten über die App sofort an den Versorger übermittelt werden können, spart natürlich auch dort Zeit und Geld“, ergänzt Jakob Kungel. Wenn der Vertragspartner das wünscht, können auch andere digitale Services – Vertragsverwaltung, Abschlagszahlungen oder Tarifwechsel – direkt über die App angeboten werden.
Energiemanagement
Angereichert werden die Verbrauchsinformationen um CO2-Äquivalente sowie Energiekosten – über eine Schnittstelle zum Intraday-Markt sind auch die aktuellen Börsenpreise in Echtzeit abrufbar. Auf diese Weise haben Verbraucher:innen ihr persönliches Energiesystem jederzeit komplett im Blick und können bei Bedarf den Verbrauch optimieren – beispielsweise, indem das E-Auto dann lädt, wenn die PV-Anlage reichlich einspeist oder der Börsenpreis niedrig ist. „Entsprechende Regeln lassen sich in der Applikation einstellen und werden dann automatisch ausgeführt“, berichtet Kungel. Einsparungen sind sofort sichtbar.
Information und Cross-Selling
Push-Nachrichten informieren auf Wunsch über besondere Ereignisse wie etwa eine hohe PV-Einspeisung oder umgekehrt einen überdurchschnittlichen Verbrauch. Wer ehrgeizig ist, kann sich Energiesparziele setzen und wird regelmäßig über den Fortschritt informiert. „Über die Benachrichtigungsfunktion kann der Versorger natürlich auch direkt mit dem Kunden in Kontakt treten und individuelle Energiespar-Tipps oder neue Angebote wie eine Balkonsolaranlage oder einen Ökostromtarif direkt bei einer Zielgruppe platzieren, die potenziell sehr daran interessiert ist“, so der Zählerfreunde-CMO.
Mieterstrom und Marktprämie
Für Mieterstrom-Objekte oder Gewerbekunden mit größeren PV-Anlagen bietet die Lösung ebenfalls spezielle Funktionen: „Bei Mieterstrom-Projekten kann ich den Bewohner:innen über die App Transparenz über PV-Erzeugung, Verbrauch und Reststrombezug bieten“, erklärt Jakob Kungel. Gleichzeitig hat der Betreiber die Möglichkeit, die PV-Quote und den Netzstrombezug insgesamt und im Zeitverlauf zu sehen oder die Verbräuche einzelner Wohnungen oder Gebäude zu vergleichen. Für Betreiber größerer regenerativer Erzeugungsanlagen gibt es einen weiteren Mehrwert durch eine Echtzeit-Anzeige der Marktprämie – im Gegensatz zur regulären monatlichen Abrechnung.
Konfiguration und Partner-App
„Wir haben die Lösung für unterschiedliche energiewirtschaftliche Akteure konzipiert. Dementsprechend machen nicht alle Möglichkeiten der App für alle Vertragspartner und deren Kunden Sinn“, erläutert Jakob Kungel. Welche Funktionen in der App zur Verfügung stehen, lässt sich in der Administrator-Oberfläche frei konfigurieren. „Ein Versorger, der keine flexiblen Tarife anbietet, stellt die Anzeige der Börsenpreise einfach aus. Sobald sich das ändert, kann er sie per Knopfdruck aktivieren und muss kein neues IT-Projekt starten“, so Kungel. Ebenfalls interessant für Energieversorger und -dienstleister: Die Lösung ist mandantenfähig, wobei den Mandanten eigene Administratorrechte eingeräumt werden. Auf diese Weise kann ein größerer Versorger kleineren Stadtwerken, der Kommune oder der örtlichen Wohnungswirtschaft eigene Plattformen zur Verfügung stellen, die diese wiederum nach ihren Bedürfnissen ausgestalten können.
Zukunftsmarkt Smart Meter
Obwohl die Zählerfreunde ihre Lösung inzwischen unabhängiger vom intelligenten Messsystem gemacht haben, bleibt es doch klar im Fokus. Das macht Sinn, denn allein in Deutschland werden bis 2032 rund 16 Millionen Smart-Meter erwartet. Hinzu kommen nach bisheriger Rechtslage zahlreiche freiwillige Einbauten ab 2025 – ein jährlicher Zuwachs von mehr als einer Million. Österreich will bis Ende 2024 sechs Millionen Smart Meter installieren, andere europäische Länder haben bereits eine Vollabdeckung erreicht. „Und trotzdem können viele Energieversorger das Potenzial der intelligenten Stromzähler für ihre Endkunden noch nicht voll ausschöpfen“, weiß Jakob Kungel. Vielfach fehlten schlicht die Technik und Expertise, um geeignete Energiemanagement-Lösungen anzubieten. Genau hier will die White-Label-SaaS-Lösung von Zählerfreunde Abhilfe schaffen – nach Auskunft von Kungel mit sehr überschaubarem finanziellen und zeitlichen Aufwand: „Unser Vertragspartner benötigt ungefähr zwei Stunden und wir circa sechs Wochen, bis die Lösung produktiv ist.“
Es wartet also ein spannender Markt auf die Zählerfreunde – und dass sie dort erfolgreich sein werden, glauben auch die fünf Investoren, die das junge Unternehmen in der jüngsten Finanzierungsrunde mit einem siebenstelligen Betrag ausstatteten. Neben der EnBW-Tochter Enpulse sind zwei Versorger unter den Investoren: die Salzburg AG und die Stadtwerke Herne. (pq)