16.08.2023 – Seit 2018 hat der Versorger aus dem hohen Norden sein Ergebnis jährlich gesteigert. Geschäftsführer Jan Schulz verabschiedet sich mit einem Plus von 5,6 Mio. Euro.
Zum fünften Mal in Folge konnte die Stadtwerke Nordfriesland GmbH ihr Betriebsergebnis verbessern. Der testierte Abschluss für das Jahr 2022 weist ein Plus von 5,6 Mio. Euro aus; im Vorjahr lag das Betriebsergebnis bei 3,5 Mio. Die Sparten Strom und Gas konnten ein Teilergebnis von insgesamt 2,65 Mio. Euro ausweisen, während das Fernwärmeergebnis um immerhin 42 000 Euro anstieg. Fast 2000 Neukunden registrierte das Unternehmen in 2022.
„Ich freue mich natürlich sehr über die hervorragende Entwicklung“, sagte dazu der scheidende Geschäftsführer Dr. Jan Schulz. „Die Idee, nach der Fusion das Kerngeschäft skalierbar auszubauen, hat hervorragend funktioniert. Die dafür notwendigen digitalen Werkzeuge einzusetzen und den Mut alte Arbeitsweisen zu hinterfragen ist aber unbedingt die Leistung der gesamten Belegschaft. Ohne das Team wäre diese tolle Performance nicht möglich gewesen.“ Dirk Jensen Kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Nordfriesland ergänzt: „Die aktuelle Wirtschaftslage wie auch die Entwicklung der zurück liegenden Jahre zeigen, dass wir auf der Kostenseite gut gewirtschaftet haben – und das bei steigenden Kundenzahlen, Energieabsatz und Erlösen.“
Wesentlich für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg der Stadtwerke Nordfriesland sind demnach Skaleneffekte. So konnten in den wesentlichen Energiesparten die Personal- und Sachkosten seit fünf Jahren auf gleichbleibendem Niveau gehalten oder sogar gesenkt werden. Gleichzeitig sei die Organisation aber spürbar leistungsfähiger geworden. In den Vertriebssparten Strom und Gas kamen in den vergangenen Jahren rund 5000 Neukunden (das sind 30 Prozent aller Kunden insgesamt) hinzu. Steigender Bedarf im Kundenservice- und der Kundenbetreuung seien dank optimierter Prozesse und unter Einsatz von digitalen Werkzeugen weitgehend kostenneutral umgesetzt worden. Dabei wurden die Digital-Lösungen zum großen Teil als Software as a Service (SAS) von außen eingekauft; aufwendige interne Lösungen (Kosten für Hardware, Lizenzen, IT-Personal) waren somit nur in geringem Umfang erforderlich. Schon heute setzt das Unternehmen Werkzeuge der Künstlichen Intelligenz im Vertrieb und im Kundendialog ein, daneben RPA (Robotic Process Automation) bei der Abwicklung von Standardprozessen.
Weitere Skaleneffekte gab es auch im Netzbetrieb: Bei gleicher Personalstärke wurden die Investitionen im Netzbereich mehr als verdoppelt. Monteure müssen seit einiger Zeit morgens nicht mehr erst ins Werk fahren, um Material zu holen. Denn die die Fahrzeuge sind grundsätzlich mit einem Standardbesatz an Werkzeugen und Material ausgerüstet. Die Einführung eines digitalen Workforce-Managements unterstützt die Monteure mit mobilen Endgeräten. Auftragsvergabe und Auftragsabwicklung erfolgen unterwegs über Tablets. Auch dies spart Wegezeit und Verwaltungszeit, so dass die Effektivität im Netz gesteigert werden kann.
Trotz der sehr guten Unternehmensentwicklung glaubt Schulz nicht an eine Verschnaufpause. Dies gilt für die Stadtwerke Nordfriesland als auch für die gesamte Branche der kommunalen Energieversorgung: „Klar ist, Erdgas wird an Bedeutung verlieren. Dieses Geschäftsfeld macht heute – netz- und vertriebsseitig – allerdings einen großen Teil der Wertschöpfung kommunaler Energieversorger aus. Ob eine Stabilisierung der zukünftig wegbrechenden Ergebnisbeiträge gelingt, muss sich zeigen. Im Bereich der Wärmeversorgung sehe ich derzeit wenig Substitutionspotenzial. Die Wärmewende bedarf zunächst einmal hoher Investitionen und der Rückfluss erfolgt erst in vielen Jahren.“
Das gleiche gelte im Prinzip auch für den Ausbau erneuerbarer Energien. In einem Umfeld steigender Finanzierungskosten und hoher Inflation entstehe ein Konflikt zwischen notwendigem Ergebnisbeitrag für die Kommune und der Kostenverantwortung gegenüber den Bürgern. Schulz: „Aus heutiger Sicht wird die Transformation in den allermeisten Bereichen ohne politische Unterstützung, also Förderung, nicht gelingen.“ Zu den brennenden Zukunftsthemen gehören nach Schulz‘ Ansicht Fachkräftemangel, Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. „Gerade in strukturschwachen, eher ländlichen Regionen muss verstärkt nach digitalen Lösungen gesucht werden. Denn dort wird der Fachkräftemangel sich besonders stark auswirken.“
Der 40-jährige Jan Schulz wird seinen Nachfolger einarbeiten und erst danach das Unternehmen verlassen; der Nachfolger steht bereits fest und wird in Kürze bekannt gegeben. Schulz hatte bereits angekündigt, der Energiebranche treu zu bleiben und neue Projekte anzugehen.