23.10.2025 – Als Kooperationsprojekt der EnviaM- und Avacon-Gruppe entstand im niedersächsischen Sehnde ein Rechenzentrum, das Platz für bis zu 28.000 Kundenserver bieten soll.

Foto: Avacon AG
Die Kapazitäten deutscher Rechenzentren könnten nach Berechnungen verschiedener Branchenverbände bis zum Jahr 2030 auf 4.850 MW steigen. Alles, was für den Bau und Betrieb wesentlich ist – zuverlässige Stromversorgung, ein starker Netzanschluss, schnelles Internet und die Umsetzung höchster Sicherheitsstandards – gehört bei Versorgern und Netzbetreibern zum Tagesgeschäft. „Als erfahrene Betreiber kritischer Infrastruktur bringen wir tatsächlich alle relevanten Kompetenzen für den Bau und Betrieb von Rechenzentren mit“, betont auch Christoph Seffner, Geschäftsführer der neuen Avacon Data Center GmbH.
Nachfrage nach regionaler Infrastruktur
Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach regionalen Strukturen, denn das Vertrauen in global agierende Digitalkonzerne sinkt. Eine Marktanalyse der Avacon AG zeigte eindeutig: Auch im eigenen Versorgungsgebiet gibt es eine wachsende Zahl von Unternehmen, die ihre kritischen Daten im regionalen Rechenzentrum des etablierten Energieunternehmens besser aufgehoben sähen als in den Strukturen internationaler Anbieter. „Hier entsprechen die Sicherheitsmaßnahmen den strengen deutschen und europäischen Standards. Sie sind transparent, zertifiziert und, wenn man möchte, vor Ort überprüfbar“, ergänzt Seffner. Ebenfalls weit oben auf der Wunschliste der potenziellen Nutzer stand eine nachhaltige Energieversorgung der stromintensiven Server – eine Anforderung, die Avacon ebenfalls ohne Schwierigkeiten erfüllen kann.
Erfahrung in der Gruppe
Vor diesem Hintergrund fiel die Entscheidung, ein regionales Data Center für den Raum Hannover bereitzustellen, nicht schwer. Im Sommer 2023 erfolgte der erste Spatenstich für das 2.000 Quadratmeter große Gebäude, Ende 2025 werden die ersten von bis zu 28.000 Kundenservern einziehen. Rund 40 Millionen Euro investierte Avacon in das ehrgeizige Vorhaben.

Christoph Seffner, Geschäftsführer der neuen Avacon Data Center GmbH, vor den Serverschränken des neuen Rechenzentrums. (Foto: Avacon AG)
Dass das Projekt so zügig realisiert werden konnte, schreibt Christoph Seffner unter anderem der Tatsache zu, dass man im Unternehmensverbund der Schwestergesellschaft enviaM auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen konnte: Die envia TEL, größter Glasfaseranbieter in Mitteldeutschland, baut und betreibt seit mehr als 10 Jahren Rechenzentren auf insgesamt über 3.000 Quadratmetern in Deutschland. Dazu gehören auch zwei Data Center in Leipzig, welche als Blaupause für das Avacon-Projekt in Sehnde genutzt werden konnten.
Verfügbarkeit und Sicherheit
„Da wir unsere Infrastruktur baugleich zu den Leipziger Rechenzentren umsetzen, erfüllen wir gleichzeitig die BSI-Vorgabe zur sogenannten Geo-Redundanz“, ergänzt Christoph Seffner. Diese fordert einen „Zwilling“ des fraglichen Rechenzentrums in mindestens 200 Kilometer Entfernung, um Ausfälle bei großflächigen Ereignissen, wie etwa Naturkatastrophen, sofort kompensieren zu können.
Redundanz – eine zentrale Voraussetzung für die Verfügbarkeit des Data Centers – wurde auch vor Ort in Sehnde konsequent umgesetzt: „Alle Strom- und Glaserfaserschlüsse sind doppelt vorhanden, ebenso die Netzersatzanlagen und USVs, die selbst minimale Störungen in der Stromversorgung sofort ausgleichen“, berichtet der Geschäftsführer.
Risiken minimiert
Tatsächlich spielten der stabile Betrieb und Vermeidung von Ausfallrisiken schon bei der Planung eine Rolle. Das Baugrundstück erwarb die Avacon an einem Standort, der direkt an das örtliche Umspannwerk angrenzt und über gut ausgebaute Glasfasernetze mehrerer Anbieter verfügt. „Dabei mussten wir auch sicherstellen, dass Überschwemmungen, angrenzende Flughäfen oder ähnliche Risiken für das geplante Rechenzentrum von vorneherein ausgeschlossen waren“, ergänzt Seffner.
Auch für den Bau galten strenge Sicherheitsvorgaben, berichtet er. Die Betonhülle des Gebäudes wurde komplett vor Ort gegossen, alle Bauteile mussten im Interesse eines maximalen Blitzschutzes leitend verbunden werden. Mehrstufige Zugangssperren sorgen dafür, dass nur berechtigte Personen das Data Center betreten können.
„Im Inneren sind tausende von Sensoren verbaut, die sämtliche sicherheitsrelevanten Parameter in Echtzeit messen“, fügt Christoph Seffner hinzu. Eine zentrale Leitstelle der enviaTel in Leipzig überwacht den Betrieb anhand dieser Daten – 24 Stunden am Tag, an sieben Tagen pro Woche.
Teamarbeit

Bei der Errichtung des Data Centers arbeiteten drei Unternehmen der Avacon-Gruppe Hand in Hand.(Foto: Avacon AG)
Vor Ort arbeitete ein Team aus zeitweise 30 bis 50 Fachleuten unterschiedlicher Unternehmen der enviaM- und Avacon-Gruppe daran, das Rechenzentrum im geplanten Zeitraum zu realisieren – eine durchaus komplexe Aufgabe, bei der nicht alles beeinflussbar ist. Die Bereitstellung der Glasfaseranbindung mit bis zu 100 Gbit/s durch die Avacon Connect und die envia TEL erfolgte reibungslos. Die Avacon Netz lieferte und installierte die Netzinfrastruktur, damit künftig 3,5 MW Leistung zuverlässig für die Server der Kunden zur Verfügung stehen. „Bei der Beschaffung der technischen Komponenten – darunter Transformatoren, Netzersatzanlagen und Freiluftkühler – hatten wir tatsächlich auch ein wenig Glück“, erinnert sich Christoph Seffner: „Bis auf eine einzige Anlage wurde alles pünktlich geliefert.“ Parallel zum Bau errichtete die Avacon Natur auf dem an das Data Center angrenzenden Gelände eine PV-Freiflächenanlage, die für die Versorgung des Rechenzentrums mit nachhaltig erzeugtem Strom genutzt wird, und beliefert die Betreibergesellschaft mit Ökostrom. Um weitere Nachhaltigkeits- und Effizienzpotenziale zu erschließen, überprüft man aktuell die Nutzung der Abwärme des Rechenzentrums für die örtliche Fernwärmeversorgung.
Beim Richtfest im März würdigte Rainer Schmittdiel, Technikvorstand der Avacon AG, das Projekt und die Leistung der Beteiligten: „Dadurch unterstützen wir Unternehmen in der Region Hannover aktiv bei der Digitalisierung und setzen höchste Maßstäbe in puncto physischer Sicherheit, Stabilität, Flexibilität und Nachhaltigkeit.“
Kurz vor dem Einzug
Aktuell laufen die letzten Tests, die ersten Kunden sollen Ende des Jahres einziehen und können dann ein modulares Angebot der Avacon Data Center GmbH nutzen, bestehend aus Serverschränken, Glasfaser- und Stromversorgung zwischen 2 und 10 KW. Christoph Seffner freut sich über die gute Resonanz – insbesondere bei KRITIS-Unternehmen und deren Dienstleistern werde das Angebot sehr gut aufgenommen. (pq)

