19.10.2023 – Mehrfamilienhäuser und Bürogebäude mit Ladestellen auszurüsten, ist aktuell eine der drängendsten Herausforderungen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Das norwegische Unternehmen Elaway hat sich genau darauf spezialisiert.
Knapp 20 Prozent aller neu zugelassenen Pkw sind inzwischen vollelektrische Fahrzeuge, die an über 100.000 öffentlichen oder öffentlich zugänglichen Ladesäulen Strom tanken können. Deren Auslastung – jüngst ermittelt mithilfe des BDEW-Ladesäulentrackers – liegt bei durchschnittlich 20 Prozent und legt den Schluss nah, dass Deutschlands E-Fahrer:innen im öffentlichen Raum recht gut versorgt sind. Gut möglich, denn das Laden unterwegs ist für die meisten Besitzer:innen von Elektrofahrzeugen vergleichsweise unpraktisch. Die Mehrzahl der Ladevorgänge findet daher zuhause oder am Arbeitsplatz statt – an aktuell wohl über einer Million privater oder gewerblicher Wallboxen.
„Handlungsbedarf gibt es aktuell vor allem noch im Bereich von Mehrfamilienhäusern und Büro- oder Verwaltungsgebäuden“, berichtet Patrick Vesely. Er ist Geschäftsführer der Elaway GmbH, einer Tochtergesellschaft des gleichnamigen norwegischen Unternehmens, das sich genau auf diesen Anwendungsfall spezialisiert hat und in Skandinavien rund 80.000 Ladepunkte installiert hat und betreibt. Hinter Elaway stehen zwei der größten norwegischen Energieunternehmen, Hafslund Eco und Eviny, sowie seit neuestem auch Susi Partners aus der Schweiz. Mit einem Full-Service-Angebot, das sich unter anderem an die Besitzer, Verwalter oder Entwickler von großen Liegenschaften und „smarten Quartieren“ richtet, ist das Unternehmen, das vor einem Jahr seine Münchener Niederlassung eröffnet hat, nun auch in Deutschland aktiv.
Nachfrage steigt
Deutschland steht beim Ausbau der elektrischen Ladeinfrastruktur in diesem Segment noch relativ am Anfang, doch inzwischen gewinnt das Thema sowohl bei Neubauten als auch im Bestand an Bedeutung. Allerdings sind viele Fragen offen. „Nur wenige, die uns ansprechen, haben klare Vorstellungen, ob und in welchem Umfang Lademöglichkeiten im fraglichen Gebäude verfügbar gemacht werden können, und wie das genau funktioniert“, bestätigt auch Patrick Vesely.
Unsicherheiten bestehen etwa hinsichtlich der Frage, wie viele Ladepunkte errichtet werden sollen. Der aktuelle Bedarf ist vielfach noch überschaubar und der Aufwand für eine vollständige Erschließung des Gebäudes erscheint auf den ersten Blick sehr hoch. Hier hat der Elaway-Geschäftsführer eine klare Empfehlung: „Wenn wir uns die zahlenmäßige Entwicklung der Elektromobilität anschauen, macht es Sinn, sowohl seitens der elektrotechnischen Ausstattung als auch hinsichtlich des Lastmanagements von vorneherein auf skalierbare Lösungen zu setzen, die auch für kommende Anforderungen gerüstet sind“, so Vesely. Einzellösungen für einige wenige Nutzer:innen – so die Erfahrung aus Skandinavien – müsse man später oft wieder abreißen, weil sie nicht erweiterungsfähig sind.
Planung, Installation, Betrieb
Elaway übernimmt die elektrotechnische Planung einschließlich aller Prüfungen und Genehmigungen sowie die Installation der notwendigen Infrastruktur im Gebäude – Verkabelung, digitale Messwandler, Anschlusstechnik und vernetzte Wallboxen inklusive intelligentem Messsystem – in enger Zusammenarbeit mit ansässigen Elektriker:innen. „Wir arbeiten hier sehr effizient“, sagt Patrick Vesely und verweist auf Referenzprojekte mit beinahe 400 Lademöglichkeiten, die in knapp zwei Monaten betriebsbereit waren. Auch Tiefgaragen, in denen im Moment nur einige wenige Ladepunkte benötigt werden, könnten so mit überschaubarem Aufwand von vorneherein für einen steigenden Bedarf vorbereitet werden. „Die Installation der Wallbox auf dem Parkplatz kann dann nach Bedarf sehr zügig erfolgen“, ergänzt Vesely.
Kaufen oder mieten
Auch für die Finanzierung bietet das Unternehmen unterschiedliche Optionen an. So kann die Ladeinfrastruktur grundsätzlich von den Gebäudeeigentümer:innen erworben werden. Überdies übernimmt Elaway als CPO (Charge Point Operator) den Betrieb der Ladesäulen und kümmert sich um die technische Instandhaltung, erforderliche Software-Updates sowie die Nutzerverwaltung und -abrechnung.
Lastmanagement inklusive
Gerade in Bestandsgebäuden, speziell in städtischen Ballungsräumen, sind die Verteilnetze respektive Hausanschlüsse oftmals nicht für eine Vielzahl gleichzeitiger Ladevorgänge gerüstet – bislang eine große Hürde für die Erschließung von Mehrfamilienhäusern, Büro- und Verwaltungsgebäuden für die Elektromobilität. „Auch mit dieser Herausforderung sind wir aus unserem Heimatmarkt vertraut“, berichtet der Elaway-Geschäftsführer. Ein leistungsfähiges Lastmanagement, das Lastspitzen und Überlasten verhindert, ist daher Teil des Angebots. Eingebunden in das jeweilige Hausnetz misst das System kontinuierlich die aktuell verfügbaren Leistungen im Hausnetz und versorgt auf dieser Grundlage die einzelnen Ladepunkte dynamisch mit Strom. Eine teure Netzverstärkung vor dem Hausanschluss kann so in aller Regel vermieden werden.
In Norwegen kommt das System bereits in Liegenschaften mit teilweise mehreren hundert Ladestellen zum Einsatz: „Auch, wenn einige Dutzend Fahrzeuge gleichzeitig laden, geht nirgends im Haus das Licht aus“, bemerkt Patrick Vesely schmunzelnd. Die Nutzer:innen in der Immobilie haben per App eine Übersicht über ihre Ladestation und die Ladevorgänge, können das Laden des Fahrzeugs starten oder vorplanen oder andere Services nutzen.
Auch für zukünftige Anwendungsfälle wie etwa eine Steuerung der Ladevorgänge über dynamische Preissignale oder Vehicle-to- Grid-Funktionalitäten sei das Lastmanagement gerüstet: „Das können wir im Prinzip einfach zuschalten“, so Vesely.
Lücken schließen
Er ist froh, dass mit den neuen gesetzlichen Regelungen rund um die Steuerung regelbarer Verbraucher nun auch in Deutschland ein verlässlicher Rahmen geschaffen wurde, mit dem diese Lücke in der Ladeinfrastruktur in absehbarer Zeit geschlossen werden könnte. Er sieht in diesem Bereich auch interessante Ansatzpunkte für Versorger und Stadtwerke, die häufig der erste Ansprechpartner sind, wenn ein örtliches Verwaltungs- oder Bürogebäude, ein Mehrfamilienhaus oder Quartier der kommunalen Wohnungsgesellschaft mit Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge ausgerüstet werden soll. „Hier braucht es Partner wie Elaway, die über die notwendigen Erfahrungen und Ressourcen verfügen.“ (pq)