11.09.2024 – Im Quartier „Schwetzinger Höfe“ bei Heidelberg demonstrieren die EnBW-Töchter EnBW Nachhaltige Quartiere und ChargeHere, wie intelligente Ladeinfrastruktur erfolgreich installiert und betrieben werden kann.
Im Herzen der Metropolregion Rhein-Neckar, rund zehn Kilometer von Heidelberg entfernt, entsteht das neue Quartier „Schwetzinger Höfe“. Der Immobilienprojektentwickler EPPLE errichtet hier mehrere hundert neue Wohneinheiten in sieben Bauabschnitten. Gemeinsam mit EnBW Nachhaltige Quartiere, einem Geschäftsbereich der EnBW, der umweltschonende und zukunftssichere Konzepte für Quartiersinfrastrukturen entwickelt, wird dieses Projekt realisiert.
Deckung durch Dachstrom
Damit die Bewohner:innen vom erzeugten Strom profitieren können, hat EnBW Nachhaltige Quartiere das gesamte Energiekonzept für das Quartier entwickelt und ein Mieterstrommodell etabliert. Der selbsterzeugte Strom kommt in diesem Fall von der Aufdach-PV-Anlage des Quartiers. 764 Photovoltaikmodule mit einer Gesamtleistung von rund 300 kWp verteilen sich auf den Dächern der sechs Mehrfamilienhäuser des ersten Bauabschnitts und decken rund ein Drittel des Strombedarfs des Quartiers. Erzeugt die Solaranlage mehr als benötigt, wird der überschüssige Strom ins öffentliche Netz eingespeist.
Neben der Wärme-, Kälte- und Stromversorgung kümmert sich EnBW Nachhaltige Quartiere auch um Konzepte für E-Ladeinfrastruktur und nachhaltige Mobilität. Hierzu kooperiert Nachhaltige Quartiere eng mit dem Schwesterunternehmen ChargeHere, einem aus dem EnBW-Konzern ausgegründeten Unternehmen, das seit 2017 intelligente Ladelösungen als Full-Service-Anbieter von der Planung bis zur Wartung individuell entwickelt und umsetzt – so auch im Schwetzinger Quartier.
Skalierte Steuerung
Vier von fünf Beschäftigten in Deutschland arbeiten laut dem Arbeitszeitreport Deutschland von 2021 tagsüber zwischen sieben und 19 Uhr, ein großer Teil von ihnen fährt dazu auch heute noch mit dem Auto zur Arbeitsstelle. Für private Ladeinfrastrukturen vor allem in Wohnquartieren, bedeutet dies ein erhöhtes Ladeaufkommen in den frühen Abendstunden. Dies kann das Stromnetz lokal an seine Belastungsgrenze bringen. Um trotzdem sicherzustellen, dass alle Fahrzeuge der Quartiersbewohner:innen nach dem Heimkommen auch wieder am nächsten Morgen vollständig geladen und einsatzbereit sind, hat ChargeHere ein intelligentes Lade- und Lastmanagement installiert. Seit Anfang April in Betrieb, umfasst es im ersten Bauabschnitt 147 Ladepunkte.
Wie Konrad Benze, Geschäftsführer von ChargeHere, erklärt, lässt sich das System über einen Controller in der zentralen Energieversorgung präzise steuern: „Das bedeutet, es kann Befehle aufnehmen, interpretieren und auf alle Ladepunkte anwenden.“ Für eine gerechte Verteilung und gleichzeitig eine optimale Ausnutzung der vorhandenen Ladeleistung in der Garage des Schwetzinger Quartiers berücksichtigt das System nicht nur, wie viele Fahrzeuge angeschlossen sind, sondern auch, wie viel die jeweiligen Verbraucher laden müssen. Außerdem wird die Standzeit der einzelnen Elektroautos einbezogen und gegebenenfalls sequenziell geladen – das heißt, die Ladevorgänge werden auf 15 Minuten begrenzt und danach wird eine Ladepause eingelegt, um die Netzanschlussleistung effizient zu verteilen. „Fahrzeuge, die später angeschlossen werden und mehr Energie benötigen, werden so zunächst schneller geladen als ein E-Auto, das schon einige Stunden steht und nur noch wenige Prozent Ladeleistung bis zur Vollladung benötigt“, fasst Benze zu sammen. So lässt sich bei einer starken Nachfrage der Ladevorgang auf bis zu acht Stunden in Zeiten mit niedrigerer Netzbelastung verteilen. Das ist jedoch die Ausnahme. Insgesamt werden laut ChargeHere die Ladevorgänge deutlich optimiert, so dass die Fahrzeuge im Gegensatz zum freien Laden nicht länger als nötig am Netz sind.
Mit Blick auf die Kosten und die Klimabilanz der Ladeprozesse setzen die Planer:innen auf Eigenverbrauch: „Vorrang hat immer der Strom aus der Solaranlage“, betont Verena Gehrmann-Linnerth, Teamleiterin bei EnBW Nachhaltige Quartiere. Rein rechnerisch reicht diese Leistung aus: „Selbst bei voller Nutzung der Ladeinfrastruktur werden die Bewohner:innen maximal 80 Prozent des selbsterzeugten Stroms verbrauchen“, sagt Produktmanager Dirk Bischoff. Im tatsächlichen Ladeprozess kann im Bedarfsfall zusätzlich 100-prozentiger Ökostrom aus dem Netz bezogen werden. Auch diesen Prozess steuert das Lademanagement.
Abrechnung per App
Einblick in den Ladeprozess erhalten die Kund:innen mit einem Blick in die ChargeHere-App. Per QR-Code kann der Ladevorgang gestartet und der Ladestand des E-Fahrzeugs live mitverfolgt werden. Auch die Abrechnung läuft digital über die App, in der Nutzer:innen ihre Zahlungsmethode hinterlegen und ihre monatliche Rechnung abrufen können. Als Full-Service-Anbieter bleibt ChargeHere auch weiterhin Teil des Quartiers und sorgt für den reibungslosen Betrieb und die Wartung der Ladeinfrastruktur.
Fundierte Feldversuche
Die Lösung der beiden EnBW-Töchter basiert auf Erkenntnissen, die die Schwestergesellschaft Netze BW in verschiedenen Feldversuchen sowie in ihrem NETZlabor im Praxistest E-Mobility-Carré in Tamm bei Ludwigsburg gewonnen hat. In dem bundesweit ersten Pilotprojekt dieser Größenordnung wurden 58 Ladepunkte mit einem zentralen Lademanagement und zwei Batteriespeichern vernetzt und 16 Monate erprobt. Der Testbetrieb mit bis zu 45 Elektrofahrzeugen ergab, dass das Lademanagement das Stromnetz deutlich entlasten und gleichzeitig die benötigte Anschlussleistung erheblich reduzieren kann. Eine anschließende Umfrage unter den Nutzer:innen zeigte eine positive Resonanz und dass sich die Mehrheit in ihrer E-Mobilität nicht eingeschränkt fühlte. Interessanterweise vergrößerten sich sogar die Radien, in denen die E-Autos genutzt wurden, womit sich auch die Restreichweite, mit der ein Ladevorgang gestartet hat, verringerte.
Auch im Quartier Schwetzinger Höfe sind die ersten Bewohner:innen bereits eingezogen und können ihr E-Fahrzeug auf den 147 der insgesamt 172 Stellplätze der Tiefgarage laden. Diese Zahl wird mit dem Weiterbau des Quartiers und der sequenziellen Aufsiedlung weiter steigen. Die Schwesterunternehmen EnBW Nachhaltige Quartiere und ChargeHere sind jedoch zuversichtlich. Gehrmann-Linnerth erklärt: „Unser oberstes Ziel ist es, die Autarkie im Quartier zu steigern und das Netz zu schonen. Das ist mit unserer gemeinsamen Lösung gelungen.” (pms)