15.02.2023 – Der Anbieter von Speicher- und Vernetzungstechnologien sonnen erweitert sein bisher auf Stromspeichern basierendes virtuelles Kraftwerk (sonnenVPP) um E-Autos. Mit diesem neuen „Kraftwerksblock“ stehen dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT bisher ungenutzte Speicherkapazitäten von E-Autos aus vernetzten Haushalten zur Verfügung. Nach einer erfolgreichen Testphase wurde diese Technologie nach Angaben der beiden Unternehmen nun erstmals in den Alltag von Haushalten überführt.
Primärregelleistung erbringen
Verwendet werden dabei E-Autos mehrerer Hersteller in verschiedenen Haushalten der „sonnenCommunity“. Neben ihrer normalen Nutzung im Alltag werden die Autos nebenbei zum aktiven Teil des Stromnetzes: erste Fahrzeuge sind im Netzgebiet von TenneT bereits in das sonnenVPP integriert und können so genannte Primärregelleistung (FCR) erbringen. Das bedeutet, dass die Speicherkapazität der E-Auto-Batterien innerhalb von 30 Sekunden flexibel regelbar für den Ausgleich von Laständerungen und damit einhergehenden Frequenzschwankungen im Stromnetz zur Verfügung stehen muss. Das wird allein über einen intelligenten Ladevorgang erreicht, eine zusätzliche Abnutzung der Fahrzeugbatterien durch Entladen findet nicht statt.
Im nächsten Schritt will sonnen weitere 5.000 sonnenCommunity-Haushalte mit einem Elektroauto und einem sonnenCharger für das virtuelle Kraftwerk nutzen. Gemeinsam mit den jeweiligen sonnenBatterien der Haushalte entspreche das einem Potenzial von rund 80 Megawatt. TenneT hat einen Primärregelleistungsbedarf von 170 Megawatt. Mit der Einbindung von Elektroautos in das sonnenVPP stehen neben der Primärregelleistung viele Anwendungen für das Stromnetz offen, welche das Zusammenspiel von Energiesystem und Transportmittel neu definieren.
Ladevorgang: Netzdienlichkeit statt Belastung
Durch die Integration der E-Autos aus der sonnenCommunity in das virtuelle Kraftwerk will sonnen den bisherigen Ladevorgang neu gestalten: Im ersten Schritt verteilt sonnen die Ladevorgänge aller angeschlossenen Elektroautos gleichmäßig über einen längeren Zeitraum und vermeidet so Lastspitzen zu einer bestimmten Tageszeit. Grundlage hierfür sind die Vorgaben der Kund:innen, wann sie ihr Auto wieder benötigen. Im zweiten Schritt werden dann Frequenzabweichungen des Stromnetzes ausgeglichen, die Vorgaben dafür kommen von TenneT. Das so gesteuerte Ladeverhalten stabilisiert das Stromnetz gleich auf zwei Ebenen, und das ohne Einschränkungen für die Nutzung der Fahrzeuge.
Gleichzeitig benötigt eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland weitere Speichermöglichkeiten für Strom aus Energiequellen wie Wind- oder Sonnenenergie. E-Autos haben große Batterien und sind schon heute ausgelegt, um überschüssige Strommengen schnell und sicher aufzunehmen.
E-Autos können auch überschüssigen Windstrom in der Nacht aufnehmen
Als Teil des virtuellen Kraftwerks von sonnen können die E-Autos zum Beispiel überschüssigen Windstrom in der Nacht aufnehmen, sodass sie tagsüber nicht mit Strom aus Gas- oder Kohlekraftwerken beladen werden müssen. In Summe entsteht ein neuer, mobiler Kraftwerksblock, der die Speicherkapazität für Strom in einem erneuerbaren Energiesystems erweitert und fossile Kraftwerke noch ein Stück weiter überflüssig macht.
Vergütungsmodelle: Auch die Kund:innen können profitieren
Von der sonnenCommunity und der Bereitstellung von Primärregelleistung sollen in Zukunft auch die Autofahrer:innen profitieren. sonnen bietet bereits heute eine Gewinnbeteiligung an seinem virtuellen Kraftwerk. Mit der Einbindung der E-Autos können weitere Vergütungsmodelle entwickelt werden, so dass die Kund:innen in der sonnenCommunity zusätzliche Anreize dafür erhalten, wenn sie ihr Elektroauto netzverträglich steuern lassen. (ds)