08.11.2024 – Die Entwicklungen im gewerblichen Flottenmarkt zeigen eine deutliche Trendwende zur klimaneutralen Mobilität und auch für private Elektrofahrzeuge werden neue Anreize diskutiert. Der Aufbau und Betrieb von Ladeinfrastruktur bleibt damit ein in jeder Hinsicht nachhaltiges Geschäft.
Ob ein Glas halb voll oder halb leer ist, hängt ja bekanntermaßen von der persönlichen Grundhaltung ab, und das gilt natürlich auch mit Blick auf die Zukunft der Elektromobilität. Rückläufige Zulassungszahlen bei privaten Elektrofahrzeugen geben auf den ersten Blick den Skeptikern Recht. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Die Zurückhaltung im privaten Konsum ist heute nicht mehr auf grundsätzliche Bedenken zurückzuführen, sondern schlicht auf den Preis. Die E-Fahrzeuge sind noch deutlich teurer als gleichwertige Verbrenner – hinzu kommen unter Umständen die Kosten für die heimische Wallbox. Ohne Förderung und (noch) ohne finanziellen Nutzen aus der CO2-Einsparung ist der Umstieg auf Elektromobilität für Privatpersonen schlicht Luxus. Doch genau aus diesem Grund avancieren Elektroautos in manchen Bevölkerungsgruppen zum Statussymbol, das sich einige durchaus leisten möchten – und können: In wohlhabenderen Regionen finden laut elvah-Ladereport bereits deutlich mehr Ladevorgänge statt als dort, wo eher unterdurchschnittlich verdient wird. Auf mittlere Sicht ein gutes Zeichen, denn schließlich hat auch das Verbrennerfahrzeug seinen Weg in den Massenmarkt als Luxusgut begonnen.
Trendwende bei gewerblichen Flotten
Andere Marktsegmente, in denen Nachhaltigkeitskennziffern und steigende CO2-Preise bereits in der Gesamtkalkulation zu Buche schlagen, bestätigen dagegen die Optimist:innen: Zwei Drittel der Unternehmen, die jüngst vom Marktforschungsinstitut USCALE befragt wurden, geben an, dass sie an der Elektrifizierung ihrer Flotte arbeiten – vom Dienstwagen über den Kleintransporter bis hin zum Lkw. Die meisten der befragten Unternehmen bereuen ihre Entscheidung nicht. Gerade im Liefer- und Güterverkehr nimmt die Elektrifizierung aktuell enorm an Fahrt auf und auch der ÖPNV befindet sich auf klarem Kurs in Richtung Klimaneutralität.
Wirtschaftlichkeit im Gesamtsystem
Sowohl private als auch gewerbliche Nutzer:innen profitieren zunehmend von Technologien und Dienstleistungen, die das Elektrofahrzeug respektive den Ladevorgang als Bestandteil eines Gesamtsystems sehen und optimieren: Im intelligenten Zusammenspiel mit eigenen Erzeugungs- oder Speicherkapaziäten gibt es Ladestrom inzwischen manchmal sogar zum Nulltarif. Über flexible Tarife lassen sich Ladevorgänge an den Börsenpreisen ausrichten und so ebenfalls deutlich reduzieren. Die Vermarktung der Batterieflexibilität macht Elektrofahrzeuge zum attraktiven Asset an den Strom- und Regelenergiemärkten – mit entsprechenden Ertragschancen. Nicht zuletzt honoriert der Netzbetreiber die Steuerbarkeit von Elektrofahrzeugen durch reduzierte Netzentgelte. All das beginnt gerade erst, wird aber die Attraktivität der Elektromobilität nachhaltig steigern. Dreh- und Angelpunkt der zukünftigen Mobilität ist der Ladepunkt.
Laderekorde
Rund um die Ladeinfrastruktur und die digitalen Services rund ums elektrische Laden entsteht also ein Zukunftsmarkt. Das hat sich offenbar herumgesprochen: Entlang der Fernverkehrswege und in den Städten steht schon deutlich mehr Ladeleistung zur Verfügung als von der EU gefordert – und der Ausbau schreitet fort. Auch die private Ladeinfrastruktur wächst: Die Absatzzahlen für Wallboxen steigen und alle größeren Neubauten sind für die Installation von Ladepunkten vorbereitet. Dass auch die Nachfrage steigt, belegen aktuelle Zahlen: Im ersten Halbjahr 2024 fanden 21 Millionen Ladevorgänge an öffentlichen Ladepunkten statt, dabei wurden nahezu 500 GWh Strom abgenommen. Und das ist erst der Anfang.
Versorgungsbranche als Vorreiter
Energieversorger und Netzbetreiber haben hier schon frühzeitig eine führende Rolle übernommen. Das betrifft nicht nur die Elektrifizierung der eigenen Flotten und die Unterstützung der örtlichen Verkehrsbetriebe bei der Umstellung des ÖPNV. Dank eines konsequenten Ausbaus der öffentlichen Ladeinfrastruktur gehören Versorger – im regionalen Kontext oder bundesweit – zu den führenden Betreibern von Ladeinfrastruktur (CPO). Gleichzeitig positionieren sich die Netzbetreiber sehr erfolgreich als Infrastrukturdienstleister für Unternehmen, die ihren Beschäftigten und Kund:innen das elektrische Laden ermöglichen wollen – von der Installation bis hin zum Ladesäulen- und Lastmanagement. Und nicht zuletzt tragen die Netzbetreiber dafür Sorge, dass es auch dann nicht zu Netzengpässen kommt, wenn die Zahl der Ladepunkte steigt und viele Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden.
Unterstützung finden sie bei einer steigenden Zahl von Anbietern, die auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette unterstützen: Spezialbauteile, Komponenten und Installationshilfen für den schnellen Einbau, intelligente Ladetechnologien für einfaches, sicheres und komfortables Laden und Bezahlen und schließlich digitale Tools für den Betrieb der Infrastruktur und ihre Einbindung in den Markt und das Netz. (pq)
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