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Kombination mit Mehrwert

17.05.2023 – Eine Projektgesellschaft aus den Leipziger Stadtwerken und Qair realisiert gemeinsam mit INTILION ein Solar-Speicher-Hybridkraftwerk als erstes Projekt im Rahmen der Innovationsausschreibung in Sachsen.

Bis 2040 will die Stadt Leipzig klimaneutral sein und das erfordert unter anderem einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung. Marcel Werner ist als Projektleiter bei den Leipziger Stadtwerken für die Planung und Umsetzung von Solar- und Windparks zuständig: „Wir Leipziger Stadtwerke verstehen uns auch als Treiber für Erneuerbare Energien in unserer Region“, erläutert er – und das sei durchaus wörtlich zu nehmen. „In manchen Kommunen ist aber noch Überzeugungsarbeit zu leisten“, berichtet er. In Priestewitz im Landkreis Meißen jedoch fand man mit Bürgermeisterin Manuela Gajewi eine engagierte Unterstützerin für das Solar-Speicher-Hybridkraftwerk – das erste Projekt aus der Innovationsausschreibung der Bundesnetzagentur in Sachsen.

Innovationsausschreibungen

Mit den sogenannten Innovationsausschreibungen fördert die Bundesnetzagentur Kombinationen aus erneuerbaren Erzeugungsanlagen sowie von Wind- oder PV-Anlagen mit Speichern, die über denselben Netzverknüpfungspunkt Energie einspeisen. Speicher dürfen überdies nur Energie aus den angebundenen Erzeugungsanlagen aufnehmen. Seit 2020 führte die Bundesnetzagentur fünf Innovationsauschreibungen durch, bei der letzten im Dezember 2022 wurde nur noch ein Gebot eingereicht. Die nächste Ausschreibung findet im Mai 2023 statt. Der Höchstwert wurde inzwischen von 7,43ct/kWh (2022) auf 9,18 ct/kWh erhöht.

www.bnetza.de

„Selbstverständlich beteiligen wir die Gemeinde im Rahmen der Möglichkeiten des §6 EEG an den Erträgen der Anlage“, erläutert Frank Polhaus, Leiter PV bei der Qair Deutschland GmbH. Zudem konnte man ermöglichen, dass die Flächen unter den Solaranlagen durch die örtlichen Landwirte beweidet werden. Qair entwickelt, finanziert, baut und betreibt seit mehr als dreißig Jahren Solar-, Wind-, Wasserkraft- sowie grüne Wasserstoffprojekte weltweit und hat die Stadtwerke Leipzig bei der Realisierung des anspruchsvollen Projekts unterstützt. Nach einer Genehmigungsphase von rund anderthalb Jahren, der Umsiedlung einer Eidechsenpopulation und einer Bauzeit von etwa sechs Monaten haben die Projektpartner die Anlage am 20.03.2023 feierlich in Betrieb genommen. Betrieb und Vermarktung erfolgen durch eine gemeinsame Betriebsgesellschaft, die die Stadtwerke Leipzig mit Qair gegründet haben.

Hybrid-Kraftwerk

Auf den erschlossenen Flächen in Priestewitz, die für dreißig Jahre von der Betreibergesellschaft gepachtet wurden, erzeugen 36.000 Solarmodule mit einer Kapazität von 13,5 MWp künftig jedes Jahr 14 Millionen kWh Energie, was rechnerisch für die Versorgung von 4.000 Haushalten reicht. Dabei spart das System jedes Jahr 9.500 Tonnen CO2 ein.

Herzstück der Anlage ist der Großspeicher INTILION | scalecube. Der Speicher verfügt über eine Kapazität von 3,7 MWh und ist in einem wetterfesten 40-Fuß-Container untergebracht. Dieser enthält neben den Batteriemodulen einen zweiten Bereich mit Steuerelektronik für das Batterie- und Speichermanagement. „Den Prozess der Energiespeicherung und -abgabe haben wir exakt auf den Anwendungsfall und die Vorgaben der Innovationsauschreibung angepasst“, erläutert Dr. André Haubrock, CEO der INTILION AG. Diese verbieten zum Beispiel eine Ladung des Speichers aus dem Netz. Um einen optimalen Energieertrag zu erzielen, wird der in Priestewitz erzeugte Solarstrom daher jeweils mittags gespeichert und kann bei hoher Nachfrage abgerufen werden. Das stabilisiert das Netz. Dazu ist im Speicher einiges an „Intelligenz“ verbaut: „Der scalecube ist über die zentrale Steuereinheit an eine Cloudanwendung angebunden“, er- gänzt Haubrock. „Darüber hinaus haben wir die Lade- und Entladezyklen, den Ladestand sowie eventuelle Fehlerparameter jederzeit im Blick und können bei Bedarf zum Beispiel Fernwartungen durchführen oder vor Ort aktiv werden.“ Auch die Betreibergesellschaft des Hybridkraftwerks erhalte auf diesem Wege stets einen aktuellen Überblick über die Daten des Speichers.

INTILION hat zusammen mit seinen Projektpartnern in Priestewitz bei Dresden einen Solarpark mit Groß- speicher realisiert. (Foto: Leipziger Gruppe)

Neben dem Speicher steuerte INTILION den Wechselrichter und den Transformator bei, übernahm die Anbindung an die vorhandene Mittelspannungsschaltanlage und realisierte zudem ein weitreichendes Sicherheitskonzept in puncto Blitz- und Brandschutz sowie IT-Sicherheit. „Wir freuen uns, mit INTILION einen kompetenten Partner mit großem Know-how an unserer Seite zu haben, der die Anforderungen an Innovationsausschreibungen zu 100 Prozent erfüllt und auch Probleme innerhalb kürzester Zeit löst“, betont Frank Polhaus. Das sind keine leeren Worte, denn während der Installation des Speichers hatte das Team des Paderborner Speicherherstellers beispielsweise mit Starkregen und Überschwemmungen zu kämpfen.

Innovative Projektfinanzierung

Neben der fixen Marktprämie aus der Innovationsausschreibung wird ein Teil der Energie über das Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütet. Eine weitere Erlösquelle bietet der Speicher des Hybridkraftwerks, da er es ermöglicht, überschüssige Solarenergie an der Börse zu vermarkten. Zusammen mit der Umweltbank hat die gemeinsame Projektgesellschaft außerdem einen förderfreien Grünstrom-PPA mit fixierter Laufzeit und Festpreis ins Leben gerufen. „Die attraktiven Möglichkeiten zur finanziellen Beteiligung haben für eine breite Zustimmung gesorgt“, ergänzt Marcel Werner, der nicht ohne Stolz auf das erfolgreich realisierte Projekt blickt.

Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer lobte den Solarpark mit Energie-Großspeicher bei der offiziellen Inbetriebnahme als „einen wichtigen Beitrag zu einer sicheren Stromversorgung“. Damit entwickele sich Sachsen als Energie- und Industrieland ein großes Stück weiter. (pq)

Drei Fragen an …

Herr Dr. Haubrock, INTILION ist auf Großspeicher spezialisiert. Welche Anwendungen stehen hier aktuell in Fokus?

Dr. André Haubrock, CEO INTILION AG (Foto: Intilion AG)

Unser Portfolio reicht von Gewerbespeichern für Industrie- und Gewerbebetriebe bis hin zu Großspeicherlösungen für Energieversorger und Netzbetreiber mit einer Speicher- kapazität von 70 kWh bis 100 MWh. Für erstere bieten wir beispielsweise verschiedene Geschäftsmodelle zur Optimierung der Energiekosten an: Das geht von Peakshaving über die Eigenverbrauchsoptimierung bis hin zur intensiven und atypischen Netznutzung. Als netzdienliche Applikationen werden unsere Speicher unter anderem zur Frequenzregelung, z.B. in Form von Primärregelleistung, genutzt. Viele Anwendungen rechnen sich bereits nach rund drei bis fünf Jahren. Zudem werden immer mehr Speichersysteme für Multi-Use Anwendungen, also eine Kombination von Anwendungen, eingesetzt.

Welche Einsatzmöglichkeiten werden zukünftig im Zuge der anstehenden Entwicklung der Stromnetze besonders wichtig?

Die steigende Flexibilität auf Erzeuger- und Verbraucherseite macht Energiespeicher unterschiedlicher Größenordnungen erforderlich – insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Einspeisung von erneuerbaren Energien. Sie sorgen für eine optimale Auslastung der Netze und reduzieren Leistungsspitzen. Durch Rückgang von Regelleistungskraftwerken gewinnen auch Regelleistungsspeicher immer mehr an Bedeutung.

Wie können Sie als Lieferant diese Entwicklungen unterstützen?

Dank unseres modularen Baukastensystems können wir individuelle und systemspezifische Kundenlösungen anbieten und diese beliebig skalieren. Und das aus einer Hand: Von der Konzeption und Planung bis hin zur Auswertung der Betriebsdaten mit entsprechender Systemoptimierung. Wir bieten ein voll vernetztes Energiesystem, in das sich der Speicher als zentrales Element einbettet. Dies besteht im Wesentlichen aus drei Säulen: dem Speichersystem, der passenden Applikations- und Steuerungssoftware und dem Fulfillment inklusive eines nachgelagerten Servicekonzepts.

www.l.de
www.intilion.com
https://deutschland.qair.energy