09.11.2022 – Der Energiedienstleister EWE will für die Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien eine 320-Megawatt-Elektrolyseanlage im ostfriesischen Emden errichten. Der Bau der Wasserstofferzeugungsanlage im Kraftwerksmaßstab könnte bereits 2023 beginnen. Die Wasserstofferzeugungsanlage in Emden soll ab 2026 jährlich über eine Terawattstunde grünen Wasserstoff herstellen. Geert Tjarks, Leiter Geschäftsfeldentwicklung Wasserstoff bei EWE, ordnet ein: „Diese Menge an grüner Energie spart etwa 400.000 Tonnen Kohle in der Stahlindustrie und damit eine Million Tonnen CO2. Für das Klima wäre das ein absolutes Plus. Zudem müssten Windparks bei zu viel Wind weniger abgeschaltet werden und die nutzbare Energie könnte bedarfsgerecht eingesetzt werden. Hinzu kommen erhebliche CO2-Einsparungen im Vergleich zur Wasserstofferzeugung aus fossilen Energieträgern.“ Gleichzeitig ermögliche die Wasserstoffproduktion zusätzliche Wertschöpfung in der Region. Laut EWE ist die Realisierung des Projektes abhängig von der Fördergenehmigung durch die Europäische Kommission.
Erzeugung, Transport, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff zusammen denken
Die großtechnische Wasserstofferzeugung ist Teil des verbindenden Großprojektes „Clean Hydrogen Coastline“. Dieses bringt Erzeugung, Transport, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff in Industrie und im Schwerlastverkehr zusammen und setzt damit die politischen Forderungen um. Mit dem Großprojekt hatte sich EWE im Februar 2021 im Rahmen des europäischen IPCEI-Programmes (Important Project of Common European Interest) für eine Förderung beworben und im Mai 2021 die zweite Stufe des Verfahrens erreicht. Aktuell wird die Förderung auf europäischer Ebene geprüft.
Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist EWE-Chef Stefan Dohler zufolge ein zwingend notwendiger Schritt hin zu einem nachhaltigen und klimaschonenden Energiesystem. „Ohne Wasserstoff wird die Energiewende nicht gelingen. Durch die Umwandlung der fluktuierenden erneuerbaren Energien in Wasserstoff schaffen wir die Möglichkeit, grüne Energie bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. Wasserstoff ist damit eine unverzichtbare Komponente, um gesteckte Klimaziele zu erreichen und um die drei Sektoren Strom, Mobilität und Industrie zu koppeln“, erklärte der EWE-Chef.
Elektrolyse im Kraftwerksmaßstab am Standort Emden
Als Standort für den Bau der Wasserstofferzeugungsanlage hat der Energiedienstleister EWE ein Grundstück im Borssumer Hammrich gewählt, in unmittelbarer Nähe zu wichtigen Stromleitungen und zum Umspannwerk vom Übertragungsnetzbetreiber TenneT. Umfangreiche Standortanalysen hätten gezeigt, dass Emden aktuell einer der besten Standorte ist, um eine erneuerbare Wasserstofferzeugung in das vorhandene Energiesystem zu integrieren. Die Küstenregion zeichne sich durch hohe Wind-Stromerzeugungskapazitäten an Land und auf See, unterirdische Speicher und ein international angebundenes Leitungsnetz aus. Demnach könnte der Wasserstoff über die vorhandene Gasinfrastruktur zu den großen Kavernenspeichern transportiert und dort gespeichert werden. Den Nachweis, dass eine Speicherung des grünen Wasserstoffs möglich ist, erbringt EWE nach eigenen Angaben gerade in einem Pilotprojekt im brandenburgischen Rüdersdorf. (ds)