16.10.2025 – Die Lösung des Osnabrücker Start-ups peerMetering ermöglicht es, bis zu 30 Zähler mit einem einzigen Smart Meter-Gateway zu verbinden.
Der Smart Meter-Rollout muss beschleunigt werden, doch in der Umsetzung vor Ort stoßen Netz- und Messstellenbetreiber immer wieder an wirtschaftliche und technische Grenzen. So etwa in Mehrfamilienhäusern, bei denen die Verbrauchszähler nicht gebündelt im Keller, sondern einzeln auf den Etagen verbaut sind. Derartige Einbausituationen sind in Altbauten, Bestandsimmobilien oder komplexen Quartieren keine Seltenheit – in Osnabrück etwa findet man sie in rund 20 bis 30 Prozent der Immobilien.
Marktreife 1:n-Lösung für Mehrfamilienhäuser

Dr. Fritz Wengeler (smartOPTIMO), Tino Schmelzle (SWO Netz), Jan-Frederic Graen (peerMetering) und Daniel Waschow (Stadtwerke Osna- brück) (v.l.n.r.) stellten jetzt die 1:n-Metering-Lösung von peerMetering vor. (Foto: Hörmeyer/SWO)
„Bislang ist häufig ein eigenes Smart Meter-Gateway (SMGW) pro Wohneinheit nötig“ erläutert Jan-Frederic Graen, Mitgründer und Geschäftsführer von peerMetering. Der Grund: Die aktuell verfügbaren 1:n Lösungen, mit denen sich mehrere moderne Messeinrichtungen an ein SMGW anschließen lassen, sind entweder kabelgebunden oder wMBUS-Lösungen mit geringer Reichweite. „Technisch können mehrere Gateways verwendet werden – wirtschaftlich ist das aber kaum darstellbar. Genau hier setzen wir mit unserer Lösung an“, führt Graen aus.
Unterstützt durch die Stadtwerke Osnabrück, smartOptimo und SmartCity House brachte peerMetering eine Hardware zur Marktreife, die 1:n in eben diesen Einbausituationen mit denkbar geringem Kosten- und Installationsaufwand ermöglichen will. Nach ausführlichen Praxistests und erfolgreicher PTB-Zertifizierung steht die Technologie am Markt zur Verfügung.
Funk statt Verkabelung
Konkret handelt es sich um einen kompak- ten Kommunikationsadapter, der bis zu 30 moderne Messeinrichtungen (mME) mit nur einem einzigen SMGW verbindet – nach Anbieterangaben auch über 150 Meter Entfernung hinweg, durch Betondecken und mehrere Gebäude hindurch.
Das System besteht aus einer Sende- und einer Empfangseinheit. Die Sendeeinheit wird direkt an die Zähler angeschlossen, liest Messwerte über die MSB-Schnittstelle der modernen Messeinheit aus und überträgt sie per LP-WAN-Funk an das Empfangsgerät. Die Empfangseinheit sammelt die Daten und leitet sie via Wireless M-Bus sicher an das SMGW weiter. Die Installation dauert nur wenige Minuten und funktioniert auch in Bestandsgebäuden ohne bauliche Maßnahmen – selbst über mehrere Etagen und durch Kellerwände.
Weniger Aufwand – mehr Wirkung für Netzbetreiber

Das von peerMetering entwickelte Funkmodul wird einfach auf den Verbrauchszähler gesteckt. (Foto: peerMetering GmbH)
„Die Lösung von peerMetering ist ein echter Gamechanger für den Rollout im Bestand – technisch ausgereift, regulatorisch abgesichert und wirtschaftlich sinnvoll“, erklärt Daniel Waschow, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Osnabrück, die gleichzeitig Hauptgesellschafter des Start-ups sind. Für ihn ist die 1:n-Technologie von peerMetering damit auch ein wesentlicher Beitrag zur aktuellen Branchendiskussion zur Beschleunigung des Rollouts: Sie nutze die bestehende SMGW-Infrastruktur optimal aus, ohne Sicherheitsrisiken oder Parallelstrukturen zu schaffen „Ohne neue Kabel, ohne Kompromisse bei Sicherheit und Gesetzeskonformität“, so Waschow.
Für Kund:innen eröffnet die Technologie damit neue Möglichkeiten für die Verbrauchsvisualisierung sowie die Nutzung dynamischer Stromtarife: Durch die zuverlässige und zeitnahe Erfassung der Verbrauchsdaten können sie flexibel auf Preissignale reagieren.
Perspektiven
Anbieter peerMetering rechnet dementsprechend mit einer positiven Resonanz auf die Markteinführung, speziell im Segment der grundzuständigen Messstellenbetreiber. Man plane für das laufende Jahr eine Produktion im fünfstelligen Bereich und arbeite an der Einbindung weiterer Verbrauchszähler: Im Strombereich ist das Kommunikationsmodul aktuell für mMe von eBZ zertifiziert, hier sollen andere Anbieter folgen. Darüber hinaus sei die Technologie prinzipiell auch auf Gas- und Wasserzähler erweiterbar. Die peerMetering-Lösung ist vollständig kompatibel mit bestehenden Installations- und GWA-Systemen wie etwa Robotron und wird zu 100 Prozent in Deutschland entwickelt und gefertigt. (pq)

