11.09.2024 – In 26 Ortsnetzstationen der Oberhausener Netzgesellschaft erfassen SMIGHT-Sensoren minutengenau Strom, Spannung und Lastflussrichtung – weitere Refits sollen folgen. Damit will die Oberhausener Netzgesellschaft für mehr Transparenz im eigenen Niederspannungsnetz sorgen und so eine bessere und datenbasierte Grundlage für die Netzplanung schaffen. Dies ist nötig, da die Flexibilitäten im Netz aufgrund der Integration der Erneuerbaren Energien bekanntermaßen ansteigen.
Bereits im Pilotprojekt wurden 5 Ortsnetzstationen im Oberhausener Stadtgebiet mit der Lösung SMIGHT Grid2 ausgestattet, die abgangsscharfe Messwerte zu den Prozessen im Ortsnetz übermittelt. Damit war die Netzgesellschaft kurzfristig in der Lage, den Strom und die Spannung in den fünf Stationen im innerstädtischen Bereich mit sehr hoher Einwohnerdichte zu messen und zu beobachten.
„Zwei Wochen nach der Bestellung waren die Sensoren und Gateways im Haus und auch der Einbau ging schnell und problemlos – 15 Minuten nach Inbetriebnahme waren die Stationen digital“, berichtet Fabian Richter, Mitarbeiter in der Netzplanung für Digitalisierung und Strategie Gas der Oberhausener Netzgesellschaft. „Der wohl wichtigste Vorteil allerdings ist die übersichtliche Darstellung aller notwendigen Informationen im SMIGHT IQ Cockpit“, hebt Fabian Richter die weiteren Vorzüge der Lösung hervor.
Mittlerweile sind im gesamten Netzgebiet 26 Ortsnetzstationen mit den verschiedensten Lastprofilen mit SMIGHT Grid2 ausgestattet: Neben den Ballungsgebieten beobachtet das insgesamt sechsköpfige Netzplanungsteam auch Industriegebiete mit Lastspitzen durch hohe PV-Einspeisung auf den Dächern der Lagerhallen. In Bereichen mit Einfamilienhäusern hingegen wächst neben PV der Anteil an Elektromobilität stark an.
Einsatz in der Netzplanung
Für die Oberhausener Netzspezialisten sind der altbewährte Schleppzeiger und mobile Messeinrichtungen für Kurzzeitmessungen bei den aufkommenden Lasten und Einspeisungen nicht mehr ausreichend und zu langwierig. Daher nutzen sie die SMIGHT-Lösung zudem für die Netzplanung.
„Aufgrund der vielen Variablen im Netz waren Annahmen und Netzberechnungen ohne Langzeitmessungen nicht mehr aussagekräftig genug“, erklärt Fabian Richter. „Diese decken auch die Dynamiken innerhalb der Netze ab – also Witterungsbedingungen, Lastverhalten der Anschlussnutzer, Zubau von Leistungsbedarfen und Erzeugungen – und können somit in der Netzplanung als auch im Betrieb berücksichtigt werden“, fasst Richter weiter zusammen.
Mittlerweile arbeiten die Oberhausener zusätzlich regelmäßig im SMIGHT IQ Cockpit. Einmal im Monat setzt sich das gesamte Team außerdem zusammen, um einen Blick in den monatlichen Report zu werfen. Daraus lassen sich neue Erkenntnisse aus den Daten ziehen und die Netzplanung sowie -berechnung weiter verbessern.
Anschlussanfragen
Die Anschlussanfragen für Erneuerbare Energieanlagen häufen sich auch in Oberhausen, was für die Mitarbeiter:innen eine große Herausforderung darstellt. Allein 2023 waren es nach Angaben der Oberhausener Netzgesellschaft 1.415 Anfragen – mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor.
Vor dem Einsatz von SMIGHT Grid2 wurde die Topologie des Netzbereichs angeschaut und bewertet und im Zweifelsfall sogar noch eine Kurzzeitmessung installiert. Fabian Richter erinnert sich: „Vom Antrag bis zur Genehmigung oder einem Ausbau – wenn notwendig – benötigten wir einfach zu lange. Heute werfen die Kollegen erst einmal einen Blick in das SMIGHT IQ Cockpit und können so direkt bewerten, wie es um den jeweiligen Netzabschnitt steht – auch im Hinblick auf die Witterung, saisonale Einflüsse usw. Wir sparen dadurch nicht nur Arbeitszeit, sondern können viel effizienter genauere Aussagen an unseren Kunden tätigen“.
Gerüstet für §14a
Mit Hilfe der SMIGHT-Daten kann die Oberhausener Netzgesellschaft ihr Niederspannungsnetz vorausschauender betreiben und planen. Zeichnen sich Engpässe ab, können die Mitarbeitenden frühzeitig geeignete Maßnahmen wie Umschaltungen oder Trennstellenverlegungen vorsehen und vorbereiten. „Und zu guter Letzt fühlen wir uns für die Anforderungen an die Netzzustandserfassung nach §14a gut gerüstet, da wir knapp zehn Prozent der Versorgungsbereiche schon mit Messtechnik ausgestattet haben. Tendenz steigend“, sagt Richter.
Aktuell verbaut die OB-Netz in 24 weiteren Stationen die SMIGHT-Technologie. Des Weiteren plant das Unternehmen, jährlich weitere Stationen mit der Sensorik auszustatten. Ebenfalls sollen der Netzbetrieb und die geplante, vollautomatisierte Netzanschlussplanung von den gewonnenen Erkenntnissen der Daten profitieren. (cp)