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Reserven im Stromnetz aktivieren

12.11.2024 – Eine aktuelle Studie der Energietechnischen Gesellschaft im VDE (VDE ETG) kommt zum Ergebnis, dass bereits heute schon deutlich mehr Strom im deutschen Netz transportiert werden könnte, wenn die vorhandene Netzsubstanz effektiver genutzt würde. Auf diese Weise könnte das Stromnetz nach Meinung der VDE ETG schneller an den Ausbau der erneuerbaren Energien angepasst werden – ohne dabei Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu gefährden. Der Lösungsansatz besteht darin, vorhandene Reserven im Netz zu lokalisieren und diese durch eine temporär höhere Auslastung von Netz-Betriebsmitteln für das Netzengpassmanagement einzusetzen.

Erneuerbare schneller integrieren: Die VDE-Studie „Höherauslastung von Betriebsmitteln im Netz der Energiewende“ zeigt, wie größere Reserven im Stromnetz aktiviert werden können. (Foto: Alterfalter /stock.adobe.com)

Grenzen der Leistungserhöhungen

Für die Analyse untersuchte das Projektteam, wie stark die bestehenden Netzbetriebsmittel tatsächlich physikalisch belastet werden können. Dabei unterscheiden sie klar zwischen der zulässigen Höherauslastung innerhalb der Materialgrenzen und der unzulässigen Überlastung mit inakzeptablen Risiken für die Technik. Die Ergebnisse sind eindeutig: Die zusätzliche Strombelastbarkeit je Betriebsmittel kann bis zu 60 Prozent betragen.

Für Kabel wurde eine höhere Belastbarkeit von bis zu 60 Prozent errechnet – Transformatoren wurden mit einer erhöhten Belastungskapazität von bis zu 50 Prozent ausgewiesen. Leiterseile können der Untersuchung nach bis zu 58 Prozent mehr physikalische Belastung aushalten, vorausgesetzt, sie werden auf einen witterungsabhängigen Freileitungsbetrieb umgestellt. Dagegen ist die zusätzliche Strombelastbarkeit von Schaltanlagen mit 15 Prozent weitaus niedriger und kann nur durch eine verbesserte Kühlung oder digitale Überwachung mit Sensoren erreicht werden.

Einzelbetrachtung notwendig

Für einen flächendeckenden Einsatz von Maßnahmen zur Höherauslastung von Transformatoren, Freileitungen, Kabeln, Schaltgeräten oder Schaltanlagen empfiehlt die VDE ETG die physikalischen Möglichkeiten an den konkreten Anlagen zu betrachten. Zusätzlich sollten das Zusammenspiel aus technischer Regelsetzung, den tatsächlichen physikalischen Möglichkeiten und rechtlichen Restriktionen aus Haftungsrisiken fachbereichsübergreifend bearbeitet werden. „Wir möchten die Betreiber und Planer ermutigen, die neuen Ansätze tatsächlich umzusetzen. Denn mit vergleichsweise einfachen Mitteln könnten Millionen Tonnen Kohlendioxid gespart werden“, resümiert der Task Force-Leiter Prof. Maik Koch von der Hochschule Magdeburg-Stendal. (cp)

www.vde.com