18.09.2024 – Netzzustandsdaten aus den Stationsabgängen oder den intelligenten Messsystemen? Fachlich wird diese Frage noch intensiv diskutiert, von der BNetzA gibt es inzwischen klare Vorgaben. Mit der neuen Lösung von co.met sind beide Optionen parallel möglich.
Wenn Netzbetreiber künftig die Leistung regelbarer Verbraucher reduzieren wollen, müssen sie die Notwendigkeit der Maßnahme anhand von aktuellen Netzzustandsdaten belegen. So fordern es die neuen Regelungen zu §14a EnWG und auch hinsichtlich der Erhebung dieser Daten gibt es klare Vorgaben: Gefordert werden Zeitreihen, jeweils in minütlicher Auflösung aus intelligenten Messsystemen an mindestens 15 Prozent aller Netzanschlüsse des Netzbereiches oder alternativ von mindestens sieben Prozent aller Netzanschlüsse in Kombination mit Netzzustandsdaten von sämtlichen Abgängen der Ortsnetztrafostationen.
„Tatsächlich haben im Moment nur wenige Netzbetreiber tiefere Einblicke in den Zustand der Niederspannungsnetze. Aber alle sind sich bewusst, dass sie mehr Transparenz benötigen“, weiß Dr. Christof Schäfer, Produktmanager Digitalisierung bei der co.met GmbH. Doch gerade, was die Erhebung und Nutzung von Netzzustandsdaten aus den intelligenten Messsystemen angeht, seien noch viele Fragen offen.
Genau hier liegt eine der Kernkompetenzen der Saarbrücker, die sich seit über zwanzig Jahren auf Datendienstleistungen im Metering und im Netz spezialisiert haben. Als IT-Dienstleister ist co.met unter anderem mit MDM-, GWA- und p/aEMT-Dienstleistungen erfolgreich am Markt aktiv und verfügt dementsprechend über alle Zertifizierungen, die zur Ausübung der verschiedenen Rollen rund um das intelligente Messsystem erforderlich sind.
TAFx as a Service
Mit ihrer neuen Lösung „TAFx as a Service” bietet co.met Verteilnetzbetreibern eine einfache Möglichkeit, benötigte Netzzustandsdaten über TAF10, aber auch andere netzrelevante Daten wie IST-Einspeisewerte (TAF9) oder beliebige hochaufgelöste Verbrauchswerte aus bereits im Netz vorhandenen iMSys in Form eines Datenservices zu beschaffen und in die jeweiligen Netzleitsysteme einzutragen.
Im Kern der Dienstleistung steht eine leistungsfähige pEMT-Infrastruktur in einem zertifizierten deutschen Rechenzentrum, mittels derer co.met als passiver Externer Markteilnehmer (pEMT) die Zeitreihen aus intelligenten Messsystemen entgegennimmt und weiterverarbeitet. Möglich wird dieser Dienst durch die grundsätzliche Fähigkeit der iMSys „sternförmig“ zu kommunizieren. „Dies bedeutet, dass Messwerte gleichzeitig an unterschiedliche Zielsysteme gesendet werden können“, erläutert Christof Schäfer. „Bei unserem Ansatz nutzen wir diese Fähigkeit nun, um parallel zur Messwertverarbeitung von TAF1- und TAF7-Daten aus den Verbrauchszählern zusätzlich die benötigten TAF10-Zeitreihen abzufragen und minütlich direkt an unser pEMT-System versenden zu lassen.“ Dort werden die Daten entschlüsselt, bedarfsweise zwischengespeichert und über kundenspezifisch abgestimmte Schnittstellen in die jeweiligen Netzleit- und Informationssysteme übertragen.
Daten sofort verfügbar
„Die Vornahme der notwendigen Einstellungen an den iMSys ist in der Regel mit sehr geringem Aufwand direkt aus aus dem ERP-System über den GWA möglich“, führt Schäfer aus. Die Netzzustandsdaten aus den angebundenen intelligenten Messsystemen seien praktisch sofort verfügbar und könnten zum Beispiel genutzt werden, um KI-Module in Netzleit- oder Netzberechnungssystemen zu trainieren. Gleichzeitig hilft der Parallelansatz der co.met dabei, ein Problem zu lösen, das der Branche derzeit noch erhebliches Kopfzerbrechen bereitet: die Aufnahme und Verarbeitung der hochfrequenten Datenströme aus perspektivisch Tausenden von intelligenten Messsystemen. „Die GWA-/MDM-Systeme der Netzbetreiber werden bei Nutzung unseres Services erst gar nicht mit den hochfrequenten Datenströmen konfrontiert und dadurch nachhaltig entlastet“, fasst Schäfer zusammen. Eine Tatsache, die auch mit Blick auf die Kosten und die notwendige Skalierung der involvierten Systeme interessant sein dürfte. Die Umsetzung dieser ersten, von der Bundesnetzagentur vorgegebenen Option zur Erhebung von Netzzustandsdaten aus den Netzanschlüssen sei über diesen Service somit problemlos zu realisieren, so der Produktmanager.
co.grid
Tatsächlich sieht die große Mehrzahl der Netzbetreiber allerdings auch Bedarf, detailliertere Daten direkt aus den Stationsabgängen zu nutzen – nicht nur mit Blick auf die aktuellen Anforderungen zum netzorientierten Steuern. Für diesen Anwendungsfall hat co.met die Retrofit-Lösung co.grid entwickelt. Sie umfasst eine sehr kompakte Hardware, die sich, wie Christof Schäfer aufzeigt, meist in weniger als einer Stunde in einer Ortsnetztrafostation installieren lässt, ergänzt um einen Datenservice für die Auslesung, Verarbeitung und Weitergabe der Messdaten. Neben der Standard-Messvariante mittels Rogowski-Spulen können auch bereits vorhandene Messmittel, etwa von Janitza, an die co.grid-Box angebunden werden.
Die co.grid-Box dient zur dreiphasigen Messung aller relevan- ten Netzparameter (U, I, f, cos Φ, P, Q, S, Uthd, Ithd), derzeit an bis zu 15 Netzabgängen. Über ein integriertes Kommunikationsmodul werden diese Messdaten auf Minutenbasis komprimiert und verschlüsselt via LTE, 5G und – wenn vorhanden – auch via TCP/ IP-LAN in unser pEMT-System übermittelt. Die Anbindung von 450 MHz befindet sich in der Umsetzung. Die Zeitreihen aus den Messungen an den Trafoabgängen werden dann analog den TAF10-Reihen über kundenspezifische Schnittstellen an die jeweiligen Netzleitsysteme übermittelt. Dadurch ist auch die Voraussetzung für die zweite zulässige Option der Netzzustandsermittlung im Umfeld von §14a EnWG gegeben. Die Gesamtlösung befinde sich bereits im Produktivbetrieb bei ersten Kunden, die Ergebnisse überzeugten.
Massentauglich
„Unser Lösung erfüllt alle Anforderungen gemäß des §14a EnWG, ist schnell einsatzfähig und kaufmännisch extrem spannend. Wir bieten mit unserem Datendienst zusätzlich auch eine direkte bedarfsnahe Visualisierung der Daten und halten zudem bereits eine Vielzahl an flexiblen Schnittstellen vor, um bestehende Leitsysteme kundenspezifisch anzubinden,” so Peter Backes, CEO der co.met GmbH zu den Vorteilen der Lösung. (pq)