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Beteiligung in der Energiewende: Viel Luft nach oben

11.06.2025 – Wie steht es um die Bürgerbeteiligung bei der Umsetzung der Energiewende? Eine neue Meta-Studie liefert ein ernüchterndes Gesamtbild. 

Jörg Radtke vom Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit hat 129 Studien zur Bürger- und Öffentlichkeitsbeteiligung in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewertet. Die Analyse, erschienen in der Fachzeitschrift Renewable and Sustainable Energy Reviews, beleuchtet verschiedene Beteiligungsformen – und vor allem deren Defizite. 

(Bild: Jelena / stock.adobe.com)

(Bild: Jelena / stock.adobe.com)

Informationsflut statt Teilhabe 

Laut Radtke dominieren in der Praxis zwei Beteiligungstypen: die Informationsvermittlung, etwa über Medien und Veranstaltungen, sowie Konsultationen in Form von Dialogformaten mit unterschiedlichen Akteuren. Formen intensiverer Einbindung wie Inklusion durch Bürgerforen oder Empowerment über Bürgerentscheide sind deutlich seltener. 

„Mit diesem Begriff beschreibt man die Art und Weise, wie Einzelpersonen und Gruppen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden und wie sie diese Prozesse beeinflussen können. Hierbei kommt es im Kern um die Qualität der Beteiligung an: Ist das Verfahren transparent, offen und inklusiv?“, erklärt Radtke. 

Faire Prozesse steigern Akzeptanz  

Der Wissenschaftler stellt fest: Ein hohes Maß an Verfahrensgerechtigkeit führt zu höherer Zufriedenheit – auch bei kritischen Projekten. „Wichtig ist, dass sie Gehör gefunden und das Gefühl erhalten haben, dass ihre Meinung tatsächlich berücksichtigt und nicht einfach abgetan wurde.“ In der Realität werde dieser Anspruch jedoch häufig nicht erfüllt. Die Beteiligung werde in vielen Fällen als unfair empfunden. 

Radtke leitet aus seiner Analyse sieben konkrete Empfehlungen für bessere Beteiligungsprozesse ab – darunter frühzeitige Einbindung, inklusive und kollaborative Formate, digitale Kommunikationsmittel sowie die gezielte Ansprache benachteiligter Gruppen. 

Sein Fazit: „Die potenziellen Vorteile der Beteiligung, wie die Steigerung der Akzeptanz und die Verringerung des Widerstands, werden bei den derzeitigen Praktiken nicht ausgeschöpft.“ Mit Blick auf den Ausbau von Windkraft, Stromnetzen und Wärmelösungen fordert Radtke: „Zukünftige Beteiligung muss erheblich verbessert werden.“ (pms) 

www.rifs-potsdam.de