09.07.2024 – Mit dem KRITIS-Dachgesetz plant der deutsche Gesetzgeber die Verbesserung des Schutzes kritischer Infrastrukturen vor physischen und digitalen Bedrohungen. Doch nach Meinung von Europas größtem Sicherheitsfunknetzbetreiber e*Message ist der Energiesektor noch nicht ideal auf einen möglichen Blackout vorbereitet. Insbesondere bei den Themen Alarmierung und Redundanz von Kommunikationskanälen gibt es Nachholbedarf, wie uns Dirk Nopens, Geschäftsführer von e*Message, im Gespräch erläutert.
Herr Nopens, durch das neue KRITIS Dachgesetz, das im Oktober in Kraft treten soll, sind auch Stadtwerke gefordert, ihre Strukturen zu überprüfen. Wie sehen Sie die aktuelle Situation?
Ich denke, hinsichtlich der allgemeinen kritischen Situation der weltpolitischen Lage als auch quantitativ und qualitativ weiter steigenden Naturkatastrophen herrscht Konsens darüber, dass Handlungsdruck besteht, was die Erhöhung der Sicherheitsstandards betrifft, gerade auch bei Energieversorgern und Stadtwerken sowie kommunalen Betrieben. Wir erleben leider immer wieder, dass Systeme eben doch störungsanfällig sind und dass Kommunikationswege im Krisenfall schlichtweg nicht zur Verfügung stehen.
Das neue KRITIS-DachG sieht umfassende Maßnahmen vor, um Störungen und Ausfälle zu verhindern und deren Folgen zu begrenzen, unter anderem auch die Einführung von länder- und sektorenübergreifenden Regelungen, was sicherlich längst überfällig ist. Die Frage ist nun, wie KRITIS-Unternehmen den steigenden Sicherheitsanforderungen gerecht werden können. Gerade in Sachen Alarmierung und Redundanz für den Schwarzfall sehen wir einiges an Nachholbedarf. Vieles wird aktuell mal wieder infolge des Aufbaus eines neuen Kommunikationsnetzes im Energiesektor schlichtweg aus Angst vor angeblichen Vorschriften nicht getan, dringend notwendige Themen nicht umgesetzt, obwohl mittels der Nutzung vorhandener Ressourcen und deren sinnvoller Kombination ausreichend Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
Wie kann e*Message Energieversorger und Stadtwerke unterstützen, um höhere Sicherheitsstandards zu erreichen?
Tritt eine Störung im Netzbetrieb ein, müssen Versorger ihre Bereitschaftsdienste stets sicher alarmieren können, und das auch rechtssicher und DSGVO-konform. Hierfür bieten wir umfassende Multichannel Lösungen an, die auf modernsten Technologien basieren und als SaaS- und als On Premises- Systeme verfügbar sind; letztere werden ja aus Sicherheitsgründen im KRITIS Sektor teilweise wieder bevorzugt.
Für den Fall, dass beispielsweise Mobilfunknetze ausfallen, müssen teils mehrfach redundante Kanäle zur Verfügung stehen, unser unabhängiges deutschlandweites Sicherheitsfunknetz kann als Baustein hierbei zu einer verlässlichen redundanten Absicherung beitragen.
Können Sie uns etwas mehr zu diesem Sicherheitsfunknetz sagen?
Das deutschlandweit flächendeckende e*Message Sicherheitsfunknetz mit über 700 Sendestationen betreiben wir seit über 25 Jahren. Es basiert auf einer Infrastruktur, die unabhängig von terrestrischen Datenverbindungen – also von Fest- und Mobilfunknetzen – ist.
Es sind für die Nutzer keine Infrastrukturinvestitionen erforderlich, das Netz steht sofort zur Verfügung. Damit lässt sich eine hohe Anzahl von Personen gleichzeitig alarmieren, der umständliche und oft kostspielige Aufbau eigener Netze, deren Zuverlässigkeit und Reichweite teils recht begrenzt ist, ist damit obsolet, sprich auch sämtliche Kosten für die Netzbetreuung entfallen hier bei den Anwendern.
Mobilfunknetze können im Krisenfall sehr schnell komplett überlastet sein. Es dürfte technisch nicht ganz einfach sein, die Nachrichten von KRITIS Organisationen in diesen Netzen bevorzugt zu übermitteln, auch wenn Priorisierungen bestehen. Wir haben eine entsprechende Bandbreite, wir wissen, dass wir alle Nachrichten sicher und sofort übermitteln können, auch in Bereiche hinein, wo die Reichweite des Mobilfunks oftmals gar nicht ausreichen kann, was schlichtweg physikalische Ursachen hat.
Allerdings ist es aus unserer Sicht grundsätzlich unerlässlich, mehrere unabhängige Kommunikationswege zur Verfügung zu haben, eine doppelte Redundanz ist definitiv oftmals nicht ausreichend. Wie schon gesagt, unser Sicherheitsfunknetz bewährt sich als zuverlässiger Bestandteil in solchen Szenarien vielfach, auch im Versorgerbereich und natürlich bei der Alarmierung von Rettungskräften, Einsatzkräften Ersthelfern etc. Sicherheit ist nun mal kein Zufall. (cp)