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AKW-Renaissance unwahrscheinlich

28.01.2025 – Nach Angaben des IWR stagnierte der globale Markt für Atomkraftwerke im Jahr 2024 weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau – und dies trotz wachsender Stromnachfrage.  

Eine Auswertung von Daten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) zeigt, dass der Netto-Zubau an neuer Atomkraftleistung – nach Abzug der Stilllegungen – im Jahr 2024 rund 3.922 MW betrug. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum hat allein China neue Solaranlagen mit einer Leistung von 277.000 MW installiert.  

Laut IAEA wurden 2024 weltweit lediglich sechs neue Atomkraftwerke in Betrieb genommen. Die neuen Reaktoren, die eine Gesamtleistung von 6.813 MW haben, befinden sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten, China, Indien, Frankreich und den USA. Im selben Zeitraum wurden alte Atomkraftwerke mit 2.891 MW Leistung stillgelegt – darunter Kursk-2 in Russland, Maanshan-1 in Taiwan sowie die beiden Pickering-Atomkraftwerke 1 und 4 in Kanada. Unterm Strich ergibt sich somit ein Netto-Zuwachs von lediglich zwei neuen Anlagen für das Jahr 2024.  

Die weltweite Stromerzeugung aus Atomkraftwerken in den Jahren 2004 bis 2023. (Grafik: Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR))

Die weltweite Stromerzeugung aus Atomkraftwerken in den Jahren 2004 bis 2023. (Grafik: Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR))

AKWs für KI-Rechenzentren?  

Die Ursachen für das schwache Wachstum des globalen Marktes für Atomkraftwerke sind nach Angaben des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) unverändert: sehr hohe Investitionskosten, lange Bauzeiten von 10 bis 15 Jahren und ebenso extrem hohe Finanzierungsrisiken. Zudem ist der Markt für Atomkraftwerke auf eine sehr geringe Zahl von Unternehmen – meist Staatsunternehmen – angewiesen, da diese überhaupt erst in der Lage sind, Atomkraftwerke zu bauen oder zu exportieren. 

Aus diesen Gründen dürfte der vielfach kolportierte Energiehunger von KI-Rechenzentren nicht automatisch zu einer breiten Renaissance von Atomkraftwerken führen, wie IWR-Chef Dr. Norbert Allnoch erklärt: „Angesichts eines möglichen steigenden Strombedarfs von KI-Rechenzentren sind Atomkraftwerke wettbewerblich keine Alternative zu erneuerbaren Energien. Ein AKW-Neubau dauert schlicht zu lange, ist extrem teuer und die Finanzierung bleibt riskant.“ 

Eine weltweite Rückkehr zur Kernenergie auf Kosten der Erneuerbaren ist nicht in Sicht. (Bild: OpenAI / DALL-E (KI-generiert)

Symbolbild: Eine weltweite Rückkehr zur Kernenergie auf Kosten der Erneuerbaren ist nicht in Sicht. (Bild: OpenAI / DALL-E (KI-generiert)

Ein Beispiel für die enormen Kosten und extrem lange Bauzeiten von Atomkraftwerken liefert das französische AKW Flamanville 3, das 2024 in Betrieb gegangen ist. Noch im Jahr 2006 wurden die Baukosten für dieses Atomkraftwerk mit etwa 3,3 Mrd. Euro veranschlagt – bei einer geplanten Bauzeit von fünf Jahren. Nach Angaben des französischen Rechnungshofs sind die Kosten nach nunmher 17 Jahren Bauzeit jedoch aktuell auf 23,7 Mrd. Euro explodiert. 

Alternative Mini-Atomkraftwerke?   

Auch kleine, modulare Atomreaktoren (SMR), die häufig als eine kostengünstigere und flexiblere Lösung beworben werden, können die grundlegenden Probleme der Atomkraft nach Ansicht des IWR derzeit nicht lösen. Ein Beispiel für die spezifischen Marktschwierigkeiten von Mini-Atomkraftwerken gibt das geplante Idaho-Projekt der Utah Associated Municipal Power Systems (UAMPS) in den USA. Dieses SMR-Projekt wurde schlichtweg aufgrund explodierender Baukosten und zu hoher Kosten für den Atomstrom aufgegeben. 

Erneuerbare Energien schneller und preiswerter 

Die sehr langen Bauzeiten und hohen Kosten von Atomkraftwerken bremsen nicht nur die globale Marktentwicklung, sie führen auch zu einem Wettbewerbsnachteil der Kernkraftwerke im Vergleich zu erneuerbaren Energien: „Wenn China sein aktuelles Tempo beim Bau von Solaranlagen bis 2030 fortsetzt, wird das Land schon am Ende des Jahrzehnts mit eigenem, preiswerten Solarstrom ganz alleine die heutige Stromerzeugung der gesamten globalen Atomkraftwerksflotte überholen,“ prophezeit Dr. Norbert Allnoch vom IWR. (cp) 

www.iwr.de