16.05.2022 – Die Stadtwerke Neustadt am Rübenberge setzen gemeinsam mit der emb die vertriebliche Deckungsbeitragsrechnung im EDM-System um.
Digitale Prozesse, Services und Geschäftsmodelle werden im Energievertrieb zunehmend wichtig, um in einem stark preisgetriebenen Wettbewerbsumfeld Kunden, Margen und Marktanteile zu sichern. Auch die Stadtwerke Neustadt am Rübenberge gehen diesen Weg und entwickeln gemeinsam mit der EnergieMarkt Beratungsgesellschaft mbH (emb) standardisierte Verfahren der Wirtschaftsplanung. Insbesondere in den Bereichen Datenlieferung, -auswertung und -bereitstellung wollte der Energievertrieb des niedersächsischen Regionalversorgers die konventionellen Excel-Lösungen durch moderne automatisierte Kommunikationsprozesse ersetzen.
Deckungsbeiträge der Tarifkunden ermitteln
Den ersten Schritt hatte das Unternehmen bereits mit der Implementierung des emb-Tarifkalkulators im Jahr 2017 getan. Das Tool liefert anhand der Stammdaten der Tarifkunden aus dem Abrechnungssystem und frei parametrisierbarer Preisinformationen eine Deckungsbeitragssicht für die Tarifkunden. Durch die Möglichkeit einer Szenario-Rechnung lassen sich unterschiedlichste Preisszenarien in allen Preiskomponenten simulieren. „Um die Deckungsbeiträge der Tarifkunden im EDM-System zu ermitteln und in ein Berichtswesen zu überführen, wurden in einem Folgeprojekt Aggregate gleicher Preisbestandteile gebildet und mit den entsprechenden Tarifen und Preisinformationen angereichert“, berichtet Klaus Vischedyk, Projektleiter EDM Vertrieb & Netz der emb.
In Verbindung mit dem Portfoliomanagement-System konnten die Beschaffungskosten für das Tarifsegment verursachungsgerecht auf die Aggregate der jeweiligen Kundengruppen umgelegt werden. Im Ergebnis steht eine Deckungsbeitragsrechnung der Tarifkunden, die auch die tatsächlichen Beschaffungskosten berücksichtigt. Ein entsprechender Standardprozess mit immer gleichen Datengrundlagen und Berechnungsmethoden sollte auch mit dem Projekt „Deckungsbeitrag Individualkunden“ im EDM-System geschaffen werden.
EDM-System als zentrale Datendrehscheibe
Warum nun gerade im EDM-System? „Das vertriebliche EDM-System dient im Wesentlichen der Energieabsatz- und -beschaffungsplanung (Menge und Kosten) für künftige Zeiträume. Darüber hinaus werden mittels Schattenbilanzierung die Bilanzierungsergebnisse der Verteilnetzbetreiber überprüft“, erklärt Daniel Knipprath, Geschäftsführer der emb. „Wird nun ein EDM-System auch für die Angebotskalkulation von Sondervertragskunden eingesetzt, können die Kalkulationsergebnisse für eine vertriebliche Deckungsbeitragsrechnung verwendet werden.“
Individualkunden: Absatzprognosen mit Preisinformationen verknüpfen
Mit dem Angebotsmanagement werden Absatzprognosen der Individualkunden mit Preisinformationen in der Angebotskalkulation verknüpft und in Form von Rechnungen im EDM-System abgelegt. In einem programminternen Bericht werden nunmehr die Rechnungsdaten mit den Kunden-, Vertrags- und Zählpunktstammdaten zusammengefasst und als Rohdaten in Excel exportiert. „Im WP-Strom-Kalkulator können auf diesem Wege Erlöse, Beschaffungskosten, Steuern und Abgaben sowie Deckungsbeiträge in zuvor festgelegten Segmenten in formatierten Ansichten dargestellt werden“, ergänzt Klaus Vischedyk.
Das Tool erfüllt zudem Export- und Versandfunktionen für die erstellten Berichte. Gleichzeitig können bei den Simulationsrechnungen auch Vertragslaufzeiten von Individualkunden und Mengenszenarien für die Tarifkunden berücksichtigt werden. Mit einer vertrieblichen Erlösberechnung über alle Kunden und der Berücksichtigung von Beschaffungsaufwänden aus dem Großhandel und Einspeiseverträgen, die auf der Einkaufsseite des Portfoliomanagement-Systems abgebildet werden, ist im EDM-System eine gesamtunternehmerische Deckungsbeitragsrechnung implementiert worden.
Geringer Projektaufwand
Die Stadtwerke Neustadt am Rübenberge und die emb setzten ihr gemeinsames Projekt partnerschaftlich und pragmatisch um, wie der Projektleiter berichtet. Gleich zu Beginn wurde der Aufbau des Deckungsbeitragsreports (DB Report / konsolidierte Gesamtsicht) mit dem Kunden abgestimmt. Kundensegmente, in denen die Erlöse, Kosten und Deckungsbeiträge dargestellt werden, wurden festgelegt. Klaus Vischedyk: „Nach dem ersten Workshop konnte die emb die weiteren Implementierungen ohne zusätzliche Unterstützung umsetzen, was für den Kunden einen geringen Projektaufwand und Freiraum für das eigene Tagesgeschäft bedeutete.“ Neben der reinen Reportfunktionalität wurden auch Übersichten im EDM-System geschaffen, um die Datenqualität in zentralen Programmansichten zu überwachen. Unplausible Daten können aus diesen Ansichten heraus ganz einfach mittels Workflow-Unterstützung korrigiert werden.
Maximilian Martin, Vertrieb und Energiehandel der Stadtwerke Neustadt am Rübenberge, zeigt sich sehr zufrieden mit den erzielten Ergebnissen: „Mit der Deckungsbeitragsrechnung im EDM-System für unsere Individualkunden und dem emb-Tarifkalkulator haben wir die Datengrundlagen für die Wirtschaftsplanung nun komplettiert. Die Sicherstellung der Datenqualität durch die emb liefert belastbare Daten für das DB Reporting. Damit haben wir Kapazitäten frei, um uns auf das Tagesgeschäft zu konzentrieren.“ In anderen Bereichen greifen die Stadtwerke Neustadt am Rübenberge bereits auf BPO-Dienstleistungen der emb zurück. Dazu gehören die Umsetzung der MaBiS (Durchführung der Marktkommunikation, Schattenbilanzierung, Unterstützung im Clearingprozess) und die Durchführung von Schnittstellenläufen (EDM-Verbrauchsabrechnung).
Inzwischen wurde der mit den Stadtwerken Neustadt am Rübenberge vereinbarte Dienstleistungsumfang um die Sicherstellung der Datenqualität im Berichtswesen Deckungsbeitrag erweitert. Alle Aktualisierungen der Berechnungsdaten und die Erstellung der Reports erfolgen automatisiert. (pq)
EnergieMarkt Beratungsgesellschaft mbH
Daniel Knipprath
knipprath@e-markt-b.de
www.e-markt-b.de