13.02.2024 – Die Herausforderungen für die Versorgungsbranche sind konkreter denn je. Die Marktpartner sind bereit. Nun gilt es, die Innovationen in die Fläche zu bringen.
Die großen Entwicklungsziele der Versorgungswirtschaft sind lange bekannt, doch vieles hat das Innovationstempo der Branche in den vergangenen Jahren gebremst. Nun gibt es klare gesetzliche Vorgaben und reale Entwicklungen am Markt und in den Netzen, die zeigen: Es ist Zeit, von den Pilotprojekten in die Umsetzung zu kommen. Die diesjährige E-world könnte hier entscheidende Impulse geben. Über 830 Aussteller, darunter auch viele neue Unternehmen, werden ihre Technologien, Lösungen und Services dem Fachpublikum präsentieren. Fast 13.500 Besucher:innen haben sich angemeldet, um die nächsten notwendigen Schritte auf dem Weg in die dezentrale, digitale Energiewelt zu gehen.
Neue Realitäten
Foto: Messe Essen GmbH / Rainer Schimm
Wind- und insbesondere Solarkraft verzeichnen hohe Zuwachsraten und es erscheint möglich, dass in sechs Jahren 80 Prozent unserer Energie aus regenerativen Quellen stammen – auch dank der Versorger, die eigene Kapazitäten aufbauen und neue Marktrollen besetzen. Das jedoch erfordert neues Know-how und neue Prozesse in den Unternehmen – oder starke Partnerschaften. Lieferanten benötigen gleichzeitig angepasste Konzepte für Beschaffung, Vermarktung und Risikomanagement. In den Netzen muss man sich angesichts der zunehmend volatilen Einspeisung etwa mit Redispatch 2.0, aber auch mit agilerer Leittechnik und Energiespeichern auseinandersetzen. Demgegenüber steht die Elektrifizierung der Mobilität und der Wärmeversorgung: Langfristig wird es keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren oder Heizungen mit fossilen Brennstoffen mehr geben.
Neue Pflichten
Die Balance zwischen volatiler Einspeisung und steigendem Stromverbrauch soll künftig primär der Markt schaffen – durch flexible Tarife als Anreiz, Strom zu nutzen, wenn er reichlich vorhanden ist. Ab 2025 müssen sie angeboten werden, neue Wettbewerber haben sie bereits im Portfolio und liefern den Strom dazu gleich mit. Reicht das nicht aus, um Überlasten im Netz zu verhindern, soll der Verbrauch von Elektromobil, Wärmepumpe und Co. künftig „gedimmt“ werden – ab 2029 nur noch als absolute Notfallmaßnahme und immer kompensiert durch ein reduziertes Netzentgelt. So schreibt es §14a EnWG vor, der seit diesem Jahr in Kraft ist. Die notwendigen Technologien und Prozesse müssen etabliert werden, insbesondere aber muss die tatsächliche Situation in der Niederspannung transparent und idealerweise mit den Steuerungsprozessen gekoppelt werden.
Neue Chancen
Foto: José Krohn / sig Media GmbH & Co. KG
Hier liegen enorme Chancen für die Vertriebe, denn Kund:innen und die Kommunen benötigen Unterstützung – sei es beim Aufbau eigener Erzeugungskapazitäten, der sauberen Wärmeversorgung oder der Elektromobilität und nicht zuletzt bei der intelligenten und kostengünstigen Nutzung von Energie. Solche Services können die sinkenden Erträge aus dem Commodity-Geschäft kompensieren, vorausgesetzt die Schnittstellen zum Kunden und den internen Prozessen sind komfortabel und effizient. Das intelligente Messsystem mit der CLS- Schnittstelle ist dabei als sichere bidirektionale Kommunikationsinfrastruktur gesetzt und somit auch Voraussetzung für neue Business Cases und stabilen Netzbetrieb. Der Rollout-Fahrplan steht, die Messstellenbetreiber sollten den Zug nicht verpassen.
Neue Systeme
Die skizzierten Themen stehen im Fokus der Marktpartner auf der Messe, es werden viele praxisreife Lösungen und Konzepte zu sehen sein. Dabei ist immer auch die gemeinsame, vielleicht größte Herausforderung der Branche im Blick: der Mangel an qualifiziertem Personal und die begrenzten wirtschaftlichen Ressourcen. KI und konsequente Automatisierung, offene Systeme, die flexibel um die passenden Bausteine ergänzt werden können und Cloud- respektive SaaS-Lösungen sind überall zu finden. Viele Anbieter übernehmen ganze Prozesse. Solche Optionen zu prüfen, kann auch für kleine Unternehmen neue Spielräume eröffnen. Die Branche und ihre Marktpartner sind bereit, drei spannende Messetage in Essen erwarten uns. (pq)