Weitere Ergebnisse...

Generic selectors
Exact matches only
Search in title
Search in content
Post Type Selectors

Aufträge fürs Deutschlandnetz

29.09.2023 – Die erste Ausschreibung des Bundesverkehrsministeriums für das Deutschlandnetz ist beendet und zehn Betreiber gehen als Sieger hervor. 

Einmal eine Ausschreibung gewinnen – das wünschen sich viele. Zehn Betreibern ist dies gelungen. Sie haben das große Los gezogen – oder gleich mehrere. Denn ihre Aufgabe wird es sein, ein flächendeckendes, bedarfsorientiertes und nutzerfreundliches Schnellladenetz mit rund 900 Standorten und insgesamt knapp 8.000 Schnellladepunkten für Elektrofahrzeuge im ländlichen Raum, in Stadtrandlagen und in Ballungsräumen aufzubauen. Denn angesichts der steigenden Zahl von Elektrofahrzeugen auf deutschen Straßen und der Dringlichkeit, die Verkehrswende voranzutreiben, hat sich das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) zum Ziel gesetzt, mit dem Deutschlandnetz die nächste Schnellladestation in nur wenigen Minuten erreichbar zu machen – und zwar in ganz Deutschland. Aus diesem Grund konzentrierte sich die Ausschreibung vor allem auf Gebiete, in denen keine oder nicht ausreichend Schnellladepunkte vorhanden sind. 

Für das gesamte Deutschlandnetz sind mehr als 1.000 Standorte mit rund 9.000 Schnellladepunkten geplant. Bild: Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur

Für das gesamte Deutschlandnetz sind mehr als 1.000 Standorte mit rund 9.000 Schnellladepunkten geplant. Bild: Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur

Bundesminister für Digitales und Verkehr, Dr. Volker Wissing, sagt: „Individuelle Mobilität ist ein hohes Gut in einer freien Gesellschaft. […] Mit dem Deutschlandnetz ergänzen wir sinnvoll und zielgerichtet die Ausbauaktivitäten der Ladeinfrastrukturbetreiber. Einfach Schnellladen ohne Lücken auf der Ladelandkarte wird damit zur Realität.“ 

Die insgesamt 900 Suchräume, in denen Schnellladepunkte entstehen sollen, verteilen sich auf 23 Regionallose in insgesamt sechs Regionen (Nordwest, Nordost, Mitteldeutschland, Südost, Südwest und West). In jedem Suchraum soll zukünftig in Kooperation mit Kommunen, gewerblichen und privaten Grundstückseigentümern eine Schnellladestation mit 4, 8, 12 oder 16 Schnellladepunkten errichtet und in Betrieb genommen werden. 

Nationales und internationales Losglück 

Zehn Bieter aus dem In- und Ausland waren bei der ersten Ausschreibung erfolgreich: 

E.ON wird nach eigenen Angaben einer der größten Betreiber des künftigen Deutschlandnetzes sein. Mit 140 Standorten im Nordwesten und Süden Deutschlands mit insgesamt rund 1.200 Ladepunkten hat der Essener Konzern den Zuschlag für 15 Prozent des Gesamtnetzes erhalten. Wie der Essener Konzern mitteilt, wird E.ON dabei teilweise die bereits bestehende Ladeinfrastruktur der Konzernsparte E.ON Drive ergänzen und Ladepunkte mit einer Leistung von bis zu 400 kW errichten. 

Mit Total Energies erhielt ein weiteres Schwergewicht der europäischen Energiewirtschaft einen Zuschlag. Das Unternehmen gewann im Rahmen der Ausschreibung mit insgesamt drei Regionallosen die maximale Anzahl an Losen und wird in 134 Räumen in Ost-, Mittel- und Westdeutschland Ladestandorte errichten. 

Das Konsortium aus dem Infrastrukturkonzern HOCHTIEF und dem Mobilitätsunternehmen EWE Go, einer Tochter des Oldenburger Regionalversorgers EWE, konnte mit einem Doppellos insgesamt 96 Standorte in sechs Bundesländern gewinnen. „Wir freuen uns, dass der Bund unserer langjährigen Expertise auf diesem Gebiet vertraut und uns zusammen mit unserem Partner HOCHTIEF den Zuschlag für zwei Lose gegeben hat“, sagt EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler. Ein weiterer Gewinner, der nicht direkt der Energiewirtschaft zuzuordnen ist, ist die Mobility-Sparte des Münchner Unternehmens BayWa, die den Zuschlag für das sogenannte Bayern-Los erhielt und dort nach eigenen Angaben 15 Millionen Euro in 20 Ladeparks investieren wird. Erfolgreich waren auch die Pfalzwerke sowie die Statkraft-Tochter Mer Germany, die 700 Schnellladepunkte an 83 Standorten errichten und betreiben wird. 

Auch Fastned zählt sich zu den Gewinnern der ersten Ausschreibung. Das in Amsterdam gegründete Unternehmen erhielt den Zuschlag für zwei Lose mit zusammen 92 Suchgebieten und will damit seine Stationszahl in Deutschland verdreifachen und seinem Ziel von 1.000 Ladestationen in Europa bis 2030 näher kommen. „Wir freuen uns darauf, unser zuverlässiges, qualitativ hochwertiges und gut zugängliches Schnellladenetz bis weit in die Stadtgebiete und Landkreise im Westen und Südwesten Deutschlands auszuweiten“, sagt Fastned- Geschäftsführer Michiel Langezaal. Mit jeder neuen Station werde die Mission, den Übergang zur Elektromobilität zu beschleunigen, weiter unterstützt. 

Neben Fastned und Allego – ebenfalls aus den Niederlanden – holt die Bundesregierung weitere internationale Unternehmen mit ins Boot. Weitere erfolgreiche Bewerber waren der französische Baukonzern Vinci und das norwegische Unternehmen Envy Elektrifisering. 

Die insgesamt 900 Suchräume, in denen Schnellladepunkte entstehen sollen, verteilen sich auf 23 Regionallose in insgesamt sechs Regionen (Nordwest, Nordost, Mitteldeutschland, Südost, Südwest und West). Grafik: Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur

Die insgesamt 900 Suchräume, in denen Schnellladepunkte entstehen sollen, verteilen sich auf 23 Regionallose in insgesamt sechs Regionen (Nordwest, Nordost, Mitteldeutschland, Südost, Südwest und West). Grafik: Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur

Strikte Vorgaben 

Alle zehn Unternehmen haben bis zum Jahr 2026 Anspruch auf staatliche Fördermittel für den Aufbau der Schnellladeinfrastruktur. Dabei müssen sie sich jedoch an feste Vorgaben des Verkehrsministeriums halten – zum Beispiel bei der Wahl des Standorts, dem angebotenen Bezahlsystem oder der technischen Kapazität mit einer maximalen Ladeleistung von mindestens 300 kW sowie einer Nennladeleistung von mindestens 200 kW. Trotzdem bleibt den erfolgreichen Bietern eine gewisse Freiheit bei der Wahl des exakten Standorts, der sich lediglich innerhalb der vom Ministerium vergebenen „Suchräume“ befinden muss. 

Insgesamt war das Auswahlverfahren recht komplex . So entschied sich das Bundesverkehrsministerium zwar für das jeweils günstigste Angebot, ausschlaggebend waren aber unter anderem auch die Nutzerfreundlichkeit und das Design sowie die Tatsache, dass die Bieter schnell mit dem Bau beginnen könnten, da sie bereits über Flächen verfügten. Rechtlich unterstützt wurde das BMDV bei der Betreiberauswahl sowie bei der Genehmigung des Verfahrens durch die Europäische Kommission durch die BBH-Gruppe. BBH-Partner Rechtsanwalt Dr. Christian de Wyl sieht den zentralen Erfolgsfaktor in den Verhandlungen mit allen am Verfahren beteiligten Bietern: „Es ist gelungen, die ambitionierten Pläne der Bundesregierung mit den Praxiserfahrungen der Betreiber von Ladeeinrichtungen in Einklang zu bringen.“ 

Die letztlich ausgewählten Betreiber haben die Bundesregierung überzeugt, meint auch Linda Boll, Country Managerin von Fastned Deutschland: „Zu den Gewinnern dieser umkämpften und begehrten Lose zu gehören, bestätigt die hohe Qualität unseres Schnellladekonzepts und die Expertise, die wir in den letzten elf Jahren in Deutschland und anderen Ländern aufgebaut haben.“ 

Ein großer Name fehlt jedoch auf der Gewinnerliste: Deutschlands größter Ladenetzbetreiber EnBW. Das Energieunternehmen aus Baden-Württemberg hatte sich erst gar nicht an der Ausschreibung beteiligt und unfair subventionierte Konkurrenz sowie eine Preisobergrenze befürchtet. Von einer Deckelung auf 44 Cent pro Kilowattstunde an öffentlichen Ladepunkten im deutschen Stromnetz ist die Bundesregierung nach Gesprächen mit der EU-Kommission allerdings abgerückt. So müssen die Strompreise nur noch „marktüblich“ sein. 

Nächste Ausschreibung läuft 

Die nun vergebenen 900 Standorte sind nur ein Teil des Deutschlandnetzes. Mit einer zweiten Ausschreibung will das Ministerium 200 neue Schnellladepunkte an unbewirtschafteten Rastanlagen entlang der Bundesautobahnen schaffen. Damit soll die bereits errichtete oder geplante Ladeinfrastruktur an bewirtschafteten Rastanlagen oder Autohöfen ergänzt werden. Die Ausschreibung durch die Autobahn GmbH befindet sich nach Angaben des Ministeriums in der Endphase. (pms) 

www.nationale-leitstelle.de