19.04.2023 – Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), kurz Fraunhofer ISI, hat im Projekt „HoLa – Hochleistungsladen Lkw-Fernverkehr“ 1.700 öffentliche Standorte in Deutschland ausgewertet und diese im Hinblick auf ihre Attraktivität und Eignung als Lkw-Ladestandort untersucht. Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass weniger einzelne, sondern die Kombination mehrerer Merkmale entscheidend für die Attraktivität eines Standortes sei. Eigens im Projekt entwickelte, interaktive Karten bilden die über ganz Deutschland verteilten Standorte ab und weisen ihre Attraktivität aus.
Der Aufbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur für batterie-elektrische LKW ist ein wichtiger Baustein zur Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs. Im Hinblick auf die Attraktivität von konkreten Standorten besteht dem Fraunhofer ISI zufolge jedoch noch Unklarheit. Eine neue Studie, die im Rahmen des vom BMDV geförderten Projekts HoLa realisiert wurde, setzt hier an und befasst sich mit der Attraktivität von öffentlichen Lkw-Parkflächen und deren potenzieller Eignung für Lkw-Ladeinfrastruktur.
Analyse verknüpft öffentliche Daten mit Standortmerkmalen
Als Ausgangspunkt für die Analyse zur Standortattraktivität und künftiger Ladeinfrastruktur-Eignung dienten öffentlich zugängliche Daten zu gegenwärtigen Lkw-Parkflächen sowie eine vorherige Studie zu Lkw-Halteorten in Europa. Diese Daten wurden mit Informationen zu Standortmerkmalen wie der Anbindung an Autobahnen, dem Vorhandensein von Tankstellen und Autohöfen sowie Industrie- und Geschäftsinformationen aus dem Umfeld kombiniert, aggregiert und anhand einer multi-kriteriellen Entscheidungs- sowie Archetypenanalyse untersucht.
Die Auswertung von gut 1.700 öffentlichen Standorten verdeutliche, dass weniger einzelne, sondern die Kombination mehrerer Merkmale entscheidend sei für die Attraktivität eines Standortes: Über 70 Prozent aller Stopps würden an einem von drei Clustern liegen, bestehend aus einer Kombination von Gewerbe- und Industriegebieten, Parkplätzen mit Service-Arealen sowie Rastanlagen. Folglich lautet eine Empfehlung, sich beim Aufbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur für E-Lkw an Orten zu orientieren, die genau diese Merkmale aufweisen: Hier verweilen schon heute viele Lkw für eine gewisse Zeit und die Fahrer künftiger E-Lkw könnten während ihres Ladevorganges vorhandene Serviceangebote nutzen und danach ihre Fahrt zügig fortsetzen.
Interaktive Karten weisen Attraktivität von Standorten aus
Wo sich die am besten geeigneten möglichen Ladeorte für E-Lkw genau befinden, zeigt eine interaktive Karte, die auf Basis von OpenStreetMaps.org (OSM) erstellt wurde. Durch einen Klick auf einzelne Standorte werden deren Geokoordinaten und Attraktivität auf einer Skala von eins „unattraktiv“ bis 100 „hochattraktiv“ angezeigt. Je höher der Wert, desto größer die Eignung für den potentiellen Aufbau einer Ladeinfrastruktur. Die Attraktivität wird zusätzlich durch die Farbskala verdeutlicht. Sollten sich in einem kleinen Umkreis mehrere mögliche Standorte befinden, zum Beispiel auf unterschiedlichen Seiten der Autobahn, so ist lediglich der Mittelpunkt auf der Karte abgebildet.
HoLa: Netzwerk aus 21 Partnern aus Industrie und Forschung
Im vom Fraunhofer ISI geleiteten und unter der Schirmherrschaft des VDA stehenden Projekt HoLa werden an vier Standorten je zwei Hochleistungsladepunkte mit dem Megawatt Charging System (MCS) aufgebaut und im realen Logistikbetrieb untersucht. Die Ladepunkte sind Grundlage für einen flächendeckenden Ausbau der MCS-Technologie. Das HoLa-Projekt ist eines von mehreren Innovationsclustern für klimafreundliche Lkw-Antriebstechnologien, die das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Rahmen der Umsetzung des Gesamtkonzeptes klimafreundlichen Nutzfahrzeuge fördert. Am Projekt sind insgesamt 13 Konsortial- und 8 assoziierte Partner aus Industrie und Forschung beteiligt – darunter die Lkw-Hersteller Daimler Truck, MAN, Scania, TRATON und Volvo. (ds)