03.10.2022 – Immer mehr kleine und mittlere Stadtwerke beschäftigen sich mit dem Aufbau und Betrieb einer eigenen Ladeinfrastruktur. Die EnBW mobility+ hat gemeinsam mit Kooperationspartner SMATRICS modulare EMP- und CPO-Lösungen entwickelt, die den unterschiedlichen Rahmenbedingungen Rechnung tragen.
Jenseits der Fernstraßen schreitet der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur in Deutschland momentan noch zögerlich voran. Fahrer:innen von Elektroautos auf der Suche nach einer Ladesäule sind selbst in Großstädten oft lange unterwegs, in Mittel- oder Kleinstädten werden sie bisweilen gar nicht fündig. „Stadtwerke und Netzbetreiber haben sich hier bislang sehr zurückgehalten“, bestätigt Andree Friese, der als Senior Account Manager der EnBW Stadtwerke zum Thema Ladenetzskalierung berät. Tatsächlich gab es vielerorts Pilot- und Testprojekte, konsequente Ausbaustrategien waren bislang jedoch nicht die Regel. Kaum verwunderlich, fehlten doch klare politisch-regulatorische Vorgaben sowie Informationen zur Belastbarkeit der Ortsnetze.
Inzwischen hat sich hier einiges getan: Das Ende konventioneller Verbrennungsmotoren bis 2035 ist gesetzt, die technischen und energiewirtschaftlichen Verfahren zur Laststeuerung gewinnen an Kontur. „Außerdem wissen wir heute, dass der Anschluss von Ladesäulen in rund 75 Prozent der Bestandsnetze problemlos möglich ist. Bei Neubauten oder Instandsetzungen wird das Netz gleich großzügiger ausgelegt“, ergänzt Andree Friese, bei dem seit einigen Monaten die Anfragen von Stadtwerken und Netzbetreibern rapide zunehmen. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen mit 40.000 bis 250.000 Anschlüssen wollen ihren Kunden heute Angebote rund um die Elektromobilität bereitstellen. Die Motivation sei sehr hoch und die Umsetzung zeitnah geplant, so der EnBW Key Accounter. Allerdings fehlten die nötigen Ressourcen, um die gewünschten Angebote vertriebs- und netzseitig aus eigener Kraft zu realisieren.
Ladeinfrastruktur: Full Service für Stadtwerke
„Gerade in kleinen Gemeinden, wo viele Haushalte ihre eigene Wallbox installieren und nur einige wenige öffentliche Ladesäulen benötigt werden, geht es den Stadtwerken im ersten Schritt um vertriebliche Angebote für Kunden und Kund:innen mit Elektroautos“, berichtet Friese. Ladekarten mit einfachen Tarifen, transparenter Abrechnung und möglichst überregionaler Gültigkeit stünden als Mittel zur Kundenbindung hier ganz oben auf der Wunschliste. „Ein weiteres Ziel der Stadtwerke ist es aber natürlich auch, Zugangsmöglichkeiten für Nichtkund:innen anzubieten.“ Hier setzen die EMP-Services der EnBW an. Sie sollen Stadtwerken die Möglichkeit eröffnen, unter der eigenen Marke attraktive Angebote rund ums Laden anzubieten und gleichzeitig von den steigenden Stromerträgen aus den Ladevorgängen zu profitieren.
Zum Paket gehören Ladekarten, mit denen Kund:innen nicht nur an den Ladepunkten des eigenen Versorgers, sondern auch an den über 300.000 Ladepunkten im EnBW HyperNetz laden können. „Nach der Anmeldung in unserer, übrigens mehrfach prämierten EnBW mobility+ App muss lediglich der gewünschte Tarif – mobility+ Standard oder Viellader – ausgewählt werden. Alles andere erledigen wir“, erklärt Andree Friese. An den Ladesäulen des Stadtwerks gelten günstigere Tarife, zudem eröffnet die Ladekarte auch Zugang zur Infrastruktur anderer Anbieter (Roaming). „Kunden und Kund:innen können überall laden und profitieren von einer transparenten Preisstruktur und Abrechnung – unter der Marke ihres Stadtwerks powered by EnBW“, fasst der Key Accounter zusammen. Für Nichtkund:innen wird die Ladeinfrastruktur über sogenanntes Ad-hoc-Laden oder Inbound-Roaming verfügbar gemacht. „Ganz egal, wer sein Elektroauto lädt – das Stadtwerk muss sich nicht um die Prozesse kümmern und erhält von uns einen Festpreis pro kWh.“ Für Fragen der Elektrofahrer:innen zur Ladestrom-Abrechnung bietet die EnBW zudem eine EMP-Hotline an.
Partner für Ladeinfrastruktur
Eine einstellige Zahl von Ladesäulen bereitzustellen und technisch zu betreuen, ist für die meisten Stadtwerke und Netzbetreiber problemlos möglich, so Andree Frieses Erfahrung. Wächst der Bedarf an „Elektrotankstellen“ im Versorgungsgebiet jedoch, werden schnell die Kapazitätsgrenzen erreicht. „Viele lokale und regionale Versorger wollen aktuell die Ladeinfrastruktur deutlich ausbauen, haben aber keine Ressourcen für Installation und Betrieb“, berichtet er. Tatsächlich sind die Prozesse personalintensiv und komplex, denn nicht nur die Hardware – die eigentliche Ladesäule – muss angeschlossen, gewartet und im Störfall schnell repariert werden. Auch die Software, die mit dem Fahrzeug sowie den angebundenen Abrechnungs- und EDM-Systemen des Stadtwerks kommuniziert, bedarf regelmäßiger Kontrollen, Updates und bisweilen auch einer schnellen Störungsbeseitigung. Nicht zuletzt sollte sich der Betreiber um die Einbindung in vorhandene Roaming-Netze kümmern, damit die Ladeinfrastruktur möglichst breit und damit auch wirtschaftlich nutzbar wird.
Für diese Fälle steht SMATRICS mit ihren Services rund um die Infrastruktur bereit. Die Tochter des österreichischen Versorgers VERBUND und Beteiligungsgesellschaft der EnBW mobility+ betreibt unter anderem das größte Schnellladenetz in Österreich sowie die Ladeinfrastruktur großer B2B-Kunden. „Stadtwerke, die Unterstützung bei Installation und Betrieb neuer Ladesäulen brauchen oder entsprechende Dienstleistungen für bereits vorhandene eigene Ladesäulen benötigen, finden bei SMATRICS das erforderliche Know-how“, sagt Andree Friese. Das Angebot umfasst sowohl die Hardware als auch die Software der Ladesäulen und reicht von der Installation und Inbetriebnahme über Wartung und Kundenbetreuung per Hotline bis hin zur Vermarktung der Ladesäulen über die einschlägigen Roaming-Plattformen. „Dazu gehören auch kleine, aber entscheidende Mehrwerte wie die Gestaltung der Ladesäulen im Design des Stadtwerks“, ergänzt Friese.
Auch bezüglich der Services rund um die Infrastruktur setze man auf größtmögliche Flexibilität – „das Stadtwerk beziehungsweise der Netzbetreiber entscheidet, welche Leistungen er selbst übernehmen möchte. Den Rest kann SMATRICS übernehmen – auch hier natürlich unter der Marke des Stadtwerkes“, betont der Key Accounter. Manch ein Stadtwerk entscheide sich für Full-Service, aber es gäbe durchaus auch Kunden, die nur die Roaming-Beziehungen und die Störungs-Hotline auslagern. Speziell für diejenigen, die ihre Ladeinfrastruktur selbst betreuen, hat SMATRICS die Plattform charVIS entwickelt, die einen digitalen Überblick über Auslastung und Zustand der Ladesäulen sowie einfache Fernwirkfunktionen bietet. Für Management, Field Service oder Störungs-Hotline stehen hier die relevanten Informationen auf unterschiedlichen Endgeräten bereit.
Andree Friese freut sich, dass immer mehr Versorger sich beim Ausbau der Ladeinfrastruktur engagieren und er ist überzeugt: „Das wird sich lohnen!“ (pq)