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Potenziale heben

11.01.2024 – Bei der SachsenEnergie in Dresden wird das elektrische Laden bereits seit beinahe zehn Jahren systematisch als neues Geschäftsfeld ausgebaut. Die Prozesse rund um das Ladestromangebot orchestriert die Plattform m8mit des IT-Anbieters msu solutions GmbH.

Foto: SachsenEnergie AG

Das Commodity-Geschäft ist für die meisten Versorger heute zum hart umkämpften Marktplatz mit sinkenden Margen geworden. Die kontinuierlich steigende Eigenversorgung und Energieeffizienz bei den Kund:innen nutzen fraglos dem Klima, schmälern aber das Volumen über den klassischen Absatzweg von Strom und Gas. Die Suche nach neuen Geschäftsfeldern und Absatzmöglichkeiten steht daher branchenweit ganz oben auf der Agenda. Auch bei der SachsenEnergie, dem größten kommunalen Versorger Ostdeutschlands, ist das nicht anders. Dabei hat das Unternehmen speziell auch die Elektromobilität im Blick. Neben einer umfangreichen öffentlichen Ladeinfrastruktur – 611 Ladepunkte waren am 1. Januar 2023 in Dresden und Ostsachsen in Betrieb, davon rund ein Viertel Schnellladepunkte – bietet das Unternehmen Full-Service-Dienstleistungen für Privat-, Gewerbe- und Industriekunden so- wie Wohnungsunternehmen und kleinere Stadtwerke an, die eine eigene Ladeinfrastruktur bereitstellen wollen.

Imageträger und Absatzkanal

Für André Dittrich, Projektleiter im Bereich Elektromobilität, sorgen die Ladepunkte nicht nur für eine erhöhte positive Sichtbarkeit der SachsenEnergie, sondern bewähren sich zunehmend auch als zukunftsträchtiger Absatzkanal: „Wir haben den Stromabsatz über unsere Ladeinfrastruktur seit Anfang 2022 um 25 Prozent gesteigert“, berichtet er. Zu dieser positiven Bilanz tragen keineswegs nur Kund:innen der SachsenEnergie bei, denn der Versorger bietet Ladestrom als eigenständiges Produkt an. Wer die entsprechende Ladekarte oder -App besitzt, kann jederzeit und überall Strom tanken. „Das Produkt wird sehr gut angenommen“, berichtet Eric Wegner, der in der Produktentwicklung für die vertrieblichen Aspekte der Elektromobilität zuständig ist. Insgesamt über 1.000 Ladestrom-Kund:innen nutzen aktuell die Ladekarte oder -App, rund die Hälfte hat keinen Strom- oder Gasvertrag bei SachsenEnergie. „Das ist natürlich auch ein spannender Ansatzpunkt für den Commodity-Vertrieb“, ergänzt Wegner.

Kundengerechtes Ladestromangebot

Die wachsende Beliebtheit des Angebots ist in Teilen natürlich den steigenden Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen geschuldet, ein weiterer Aspekt ist jedoch die kundengerechte Ausgestaltung des Produkts, wie André Dittrich ausführt: „Wir bieten unseren Kund:innen vergleichsweise günstige Tarife ohne versteckte Kosten sowie eine sehr komfortable, transparente Bezahlung und Abrechnung an.“ Dazu gehören seit 2022 auch Bezahlmöglichkeiten per Paypal, Kreditkarte oder Handyrechnung, Roaming in einem Verbund mit über 80.000 Ladesäulen und seit 2023 auch besondere Services für Geschäftskunden, so etwa die Erfassung, Tarifierung und Abrechnung von Heimladevorgängen für elektrische Firmenfahrzeuge. Zudem besteht die Möglichkeit, für bestimmte Nutzer- oder Ladepunktgruppen gesonderte Tarife festzulegen – eine Option, die auch SachsenEnergie für seine Kund:innen nutzt. Die Plattform m8mit Nach einer eigenen IT-Abteilung, die diese Services entwickelt und umsetzt, sucht man in Dresden allerdings vergeblich – sämtliche Abrechnungsvorgänge der SachsenEnergie erfolgen cloudbasiert durch einen professionellen IT-Dienstleister, die msu solutions GmbH, als Business-Process-Outsourcing (BPO). „Die Elektromobilität ist eine enorme Chance für Versorger“, sagt Bodo Ruppach, Geschäftsführer von msu solutions. Hindernisse sieht er jedoch im hohen Investitionsbedarf und den erheblichen laufenden Kosten für die spezifischen Abrechnungsdienstleistungen, die sich erst nach einem längeren Zeitraum rentierten.

Die StromTanken-App der SachsenEnergie. Grafik: SachsenEnergie AG

Um diese Hürden zumindest zu senken, hat msu solutions den Mobilitätsverbund m8mit für die Energie-, Verkehrs- und Immobilienwirtschaft ins Leben gerufen – eine integrierte Plattform für Kunden und Betreiber zur überregionalen Nutzung von E-Mobilität, Flottenmanagement und Carsharing, Parkraummanagement und anderen Verkehrsoptionen. Hierbei dient die hochskalierbare Cloudlösung www.m8mit.de mit Webportal und App als integrierte Abrechnungs- und Informationsplattform. „Für die beteiligten Unternehmen ergeben sich hier natürlich wertvolle Skaleneffekte“, so Ruppach.

Kooperationspartner Stromnetz Hamburg stellt bei Bedarf die CPO-Plattform für das Ladesäulen-Management bereit, das auch bei SachsenEnergie im Einsatz ist. „Wir haben hier genau die Lösung gefunden, die wir brauchen“, sagt André Dittrich, der auch die schnelle und abgestimmte Weiterentwicklung des Angebots schätzt.

Kontinuierliche Entwicklung

Für die beteiligten Versorger arbeitet msu solutions derzeit unter anderem an einer Integrationsmöglichkeit der Plattform in die ERP-Systeme, und auch für die Elektromobilitäts-Kund:innen werden die Services kontinuierlich verbessert.

Ein Beispiel ist die StromTanken-App des Versorgers. Diese ist seit Ende 2022 für Ladekund:innen verfügbar, dient zur Freischaltung und Bezahlung und liefert einen Überblick über alle getätigten Ladevorgänge. Im Rahmen des Bundesforschungs- projekts „Intelligentes Routing und Reservierung“ stellten SachsenEnergie und msu solutions erweiterte digitale Funktionen für die Kund:innen bereit.

Routing, Prognosen, Reservierung

„Wer ein Elektrofahrzeug fährt, weiß, wie schwierig es unter Umständen sein kann, eine passende und zudem freie Ladesäule zu finden“, sagt Projektleiter André Dittrich. „Hier gibt es also hervorragende Ansätze, das Kundenerlebnis beim Laden sowie die Auslastung der Ladeinfrastruktur zu verbessern und gleichzeitig den Verkehr zu entlasten.“ Mit diesem Anspruch wurde die Ladepunktsuche in der App nicht nur um zusätzliche Auswahlfunktionen, etwa nach Ladeleistung oder Stecker erweitert, sondern sie beinhaltet nun auch eine Echtzeitanzeige der Verfügbarkeit.

„Die CPO-Plattform erfasst sofort, wenn ein Ladevorgang beginnt und der Ladepunkt damit nicht verfügbar ist“, erklärt Dr. Hannes Schwarz, der bei msu solutions die Entwicklung koordiniert. „Auf diese Daten können wir zugreifen und somit in Echtzeit anzeigen, ob der Ladepunkt gerade belegt ist. Sobald die Ladestelle wieder frei ist, erhält der Kunde eine Benachrichtigung.“ Eine intelligente Navigation führt auf schnellstem Weg zum gewünschten Ladepunkt oder zeigt im Bedarfsfall geeignete Alternativen an. Deutschlandweite Belegungsdaten sowie reale Daten aus dem Versorgungsgebiet von SachsenEnergie nutzt msu solutions auch, um eine KI zu trainieren, die Auslastungsprognosen für die vorhandenen Ladepunkte liefert – nützlich für App-Nutzer:innen, die ihre Fahrten und Ladestopps längerfristig planen möchten, aber natürlich auch für den Betreiber. Die Strom- Tanken-App von SachsenEnergie erfreut sich großen Zuspruchs: Seit Januar 2023 wurde sie auf mehr als 1.000 Smartphones installiert und erhält beste Bewertungen.

Eine Reservierungsfunktion für Ladepunkte ist ebenfalls theoretisch einsatzbereit, scheitert momentan aber noch an der Umsetzung in der Ladesäule. „Hier wollen wir weitere Ladeinfrastrukturbetreiber ins Boot holen, um die Umsetzung für die Hersteller interessanter zu machen“, berichten André Dittrich und Bodo Ruppach. Mittelfristig ist auch die Integration von Parkplatzsensoren geplant.

Beide sind überzeugt, dass die Elektromobilität für die Energiebranche zum erfolgreichen Geschäft werden kann, wenn die Kund:innen auch beim Laden in jeder Hinsicht gut versorgt werden. (pq)

www.sachsenenergie.de

www.m8mit.de