03.04.2024 – Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat eine Studie zu den Potenzialen und Herausforderungen von Vehicle-to-Home (V2H) in Wohnquartieren veröffentlicht.
Das V2H-Konzept soll es ermöglichen, Energie aus den Batterien von Elektrofahrzeugen ins Haus zu leiten, um beispielsweise das gesamte Haus mit Strom zu versorgen oder als Notstromversorgung zu dienen. Die Studie „Power Transfer Vehicle-to-Home (V2H) – Einsatz extern geladener bidirektionaler Elektrofahrzeuge und Ladeinfrastruktur in Wohngebieten. Eine simulationsbasierte Potenzialanalyse“ des Fraunhofer IAO untersucht vor dem Hintergrund der zunehmenden Elektrifizierung des Verkehrssektors und der steigenden Anzahl von Elektrofahrzeugen auf den Straßen die Nutzung des Batteriespeicherpotenzials von Elektrofahrzeugen zur netzdienlichen Stromversorgung während der Standzeiten. Dabei untersucht die Studie auch regulatorische Möglichkeiten, wirtschaftliche Hürden und technische Herausforderungen bei der Anwendung von V2H in gemeinschaftlich genutzten Parkhäusern.
Die Ergebnisse zeigen eine grundsätzlich positive Einstellung zur V2H-Nutzung, jedoch bestehen Bedenken hinsichtlich Batteriedegradation und Reichweitenangst. Die Integration von V2H in Wohnquartiere bietet Potenziale zur Spitzenlastunterstützung und zur Nutzung überschüssiger PV-Energie, um die Effizienz der Stromversorgung zu verbessern.
Die Studie identifiziert wirtschaftliche Hürden, insbesondere im Bereich der Tarifmodelle für die Energieversorgung und der Kommunikationsinfrastruktur. „Ein Hindernis, das wir für eine breite Einführung identifiziert haben, ist die Ungleichbehandlung von bidirektionalen Elektrofahrzeugen im Vergleich zu stationären Batteriespeichern bei der Strombesteuerung«, sagt Andre Leippi, Wissenschaftler im Team. Die Produktion serienreifer Modelle für bidirektionale Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur ist noch begrenzt, Optimierungsbedarf sehen die in der Studie befragten Expertinnen und Experten bei den aktuellen Anreizen und Rahmenbedingungen für die Einführung von V2X-Systemen.
Die Simulationsergebnisse zeigen, dass die Wirtschaftlichkeit von V2H-Anwendungen von Faktoren wie Preisunterschieden beim Laden zu Hause und am Arbeitsplatz sowie der Batteriekapazität abhängt. Die Integration von PV-Systemen in V2H-Umgebungen zeigt Synergiepotenziale zur Senkung von Infrastruktur- und Energiekosten.
Zukünftig wird die Netzintegration des bidirektionalen Ladens eine zentrale Rolle spielen, um Systemdienstleistungen effizienter bereitzustellen und langfristig Infrastruktur- und Energiekosten zu senken. Für eine erfolgreiche Umsetzung sind laut Studienergebnissen neben rechtlichen Rahmenbedingungen auch ökologische und ökonomische Geschäftsmodelle notwendig, um die Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit des bidirektionalen Ladens zu fördern. (pms)