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Studie: Wie sich Anbieter im Milliardenmarkt Ladeinfrastruktur positionieren sollten

16.11.2022 – Weltweit weiter steigende Zulassungszahlen von E-Autos und das kürzlich beschlossene Aus für Verbrenner in der EU ab 2035 werden voraussichtlich dazu beitragen, den Wandel hin zu Fahrzeugen mit Elektroantrieb noch einmal zu beschleunigen. Dies erfordert einen zügigen Ausbau der Ladeinfrastruktur. In ihrer Studie „Electric Vehicle Charging Shifts into High Gear” analysiert die Unternehmensberatung Bain & Company die Ladeoptionen für E-Auto-Nutzer:innen und zeigt auf, wie sich potenzielle Anbieter zukünftig im Markt erfolgreich positionieren können.

Foto: Andrey_Popov / shutterstock.com

Laut Bain-Analysen werden die Umsätze im Ladeinfrastruktur-Bereich allein in Europa bis zum Jahr 2030 auf 40 bis 55 Milliarden Euro steigen. Derzeit seien es 7 bis 8 Milliarden Euro. Der Gewinn wiederum dürfte sich auf bis zu 5 Milliarden Euro belaufen. Noch höher würden die Umsätze in den USA ausfallen. Bis zum Ende der Dekade werden dort 53 bis 70 Milliarden Euro erwartet.

Lademöglichkeiten: Tankstellen in neuem Gewand reichen nicht aus

Automobilhersteller und -zulieferer sowie Elektrizitätsunternehmen, aber auch Öl- und Gaskonzerne haben bereits damit begonnen, sich gemeinsam mit Partnern geeignete Standorte zu sichern und digitale Plattformen aufzubauen.

Das meiste Geld werde zunächst in den Aufbau von Schnellladestationen in verkehrsreichen Regionen fließen. Dabei sollte es allerdings nicht allein um Tankstellen in neuem Gewand gehen. „Viele Fahrerinnen und Fahrer von E-Autos bevorzugen im Alltag das Laden zu Hause oder am Arbeitsplatz und benötigen Schnellladestationen vor allem auf langen Strecken“, erklärt Dr. Ingo Stein, Practice Director Automotive und Mobilität bei Bain und Co-Autor der Studie. „Welche Lademöglichkeiten sich wo durchsetzen, wird von der vorherrschenden Wohnsituation und der nationalen Regulierung abhängen, aber auch von den individuellen Präferenzen der Nutzerinnen und Nutzer sowie dem jeweiligen Fahr- und Ladeverhalten.“

Umsätze und Gewinne mit Ladelösungen für E-Autos. Grafik: Bain & Company, Inc.

E-Fahrzeuge werden zu Energiespeichern und -spendern

Mittelfristig würden diejenigen Lösungen von großer Bedeutung sein, bei denen das Aufladen von Fahrzeugen mit intelligenten Energiedienstleistungen der nächsten Generation verknüpft ist. Auf solche „Smart Energy Service“s dürfte 2030 bereits etwa ein Drittel des weltweiten Gewinns entfallen. Im Fokus stehen sogenannte Vehicle-to-Grid- und Vehicle-to-Home-Konzepte. Dabei geht es im Kern darum, dass Fahrzeuge nicht nur Strom aus dem Netz beziehen, sondern diesen auch speichern und wieder abgeben können.

Klare Handlungsszenarien entwickeln

Aus Sicht von Bain werden fünf verschiedene Lademöglichkeiten beim Ausbau der entsprechenden Infrastruktur eine zentrale Rolle spielen, was wiederum passende Geschäftsmodelle nötig mache:

  1. Laden unterwegs: Der Aufbau von Schnellladestationen erfordert hohe Investitionen, die sich auf bis zu 150.000 Euro belaufen können. Damit die Stationen auf breite Akzeptanz stoßen und sich so die Ausgaben rechnen, bedürfe es eines zuverlässigen und zügigen Ladevorgangs, gut gewählter Standorte sowie zusätzlicher Services, beispielsweise WiFi oder eine Überdachung.
  2. Laden am Zielort: Auch an hoch frequentierten Standorten wie Supermärkten und Restaurants müsse ein störungsfreies Laden mit der jeweils passenden Geschwindigkeit zu wettbewerbsfähigen Preisen gewährleistet sein.
  3. Laden daheim: Eine einfache Installation der Ladelösung zu Hause sowie attraktive Tarife in Verbindung mit einem Stromvertrag und Smart-Home-Angeboten seien wichtige Voraussetzungen, damit sich Eigenheimbesitzer:innen verstärkt für E-Fahrzeuge entscheiden.
  4. Laden am Arbeitsplatz: Dies dürften viele Arbeitgeber ihren Beschäftigten schon in wenigen Jahren ermöglichen. Um als Anbieter zu punkten, brauche es einfache Betriebsmodelle und günstige Preise.
  5. Smart Energy Services: Energieversorger werden auf Anbieter von Smart Energy Services setzen, die ihnen einen verlässlichen Zugang zu einer hohen Zahl parkender Fahrzeuge verschaffen können. Das größte Potenzial gebe es rund um Büros und Fabriken sowie in Wohngebieten.

Dr. Eric Zayer, Bain-Partner und Co-Autor der Studie, resümiert: „Unabhängig von den aktuell steigenden Stromkosten ist der Trend hin zu batterieelektrischen Fahrzeugen ungebrochen. Wer in das Ökosystem rund um die Ladeinfrastruktur für E-Autos investieren will, muss den Markt genau analysieren, Chancen erkennen und konkrete Handlungsszenarien entwickeln.“ (ds)

www.bain.com/de/