23.04.2023 – Im Jahr 2024 sind in Baden-Württemberg nur zwei Windenergieanlagen in Betrieb gegangen. Darauf weisen die Plattform Erneuerbare Energien und der BWE Baden-Württemberg hin.
Der Ausbau der Windenergie im Südwesten schwächelt weiter. Im Land stehen aktuell rund 770 Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt rund 1,8 Gigawatt. Bis zum Jahr 2040 sind 3.000 Windräder mit einer installierten Leistung von insgesamt zwölf Gigawatt erforderlich. Pro Jahr ist daher in den kommenden 17 Jahren eine zusätzliche Leistung von über 600 Megawatt nötig. Das entspricht mehr als 100 hochmodernen Windrädern. Zum Vergleich: Die Leistung der in den ersten drei Monaten neu errichteten zwei Anlagen beläuft sich insgesamt auf knapp zehn Megawatt.
Mehr Genehmigungen
Bei den Genehmigungen für neue Windenergieanlagen konstatiert der Branchenverband dagegen eine positive Entwicklung, wenn auch auf niedrigem Niveau. Die Genehmigungen werden von Projektentwicklern beantragt und auf Ebene der Landratsämter auf Basis des Bundesimmissionsschutzgesetzes geprüft und erteilt. In den ersten drei Monaten des Jahres erhielten 21 Windenergieanlagen eine Genehmigung. Damit schreibe sich eine positive Entwicklung fort, die nun verstetigt werden und weiter wachsen müsse. Zum Vergleich: Im Vorjahr gab es laut Marktstammdatenregister 47 Genehmigungen. 2022 waren es 41 Genehmigungen, 2021 lediglich zehn. Eine Genehmigung sei allerdings nur eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Errichtung einer Windenergieanlage. Weitere Voraussetzungen sind unter anderem eine Vergütungszusage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), Transportgenehmigungen und eine ausreichende Materialverfügbarkeit. Ein Großteil der Anlagen würden aber relativ sicher errichtet werden.
Dringender Appell der Branchenvertretungen
Doch auch die gestiegenen Genehmigungszahlen reichten nicht aus, um die Klimaziele der Landesregierung zu erreichen. Daher braucht es hier noch mehr Tempo. Die Landesregierung hat dabei erste gute Schritte unternommen, so Jürgen Scheurer. Unter anderem hat die zur Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien eingerichtete Task Force bis Mitte 2023 schon viele Hürden abgebaut. So wurden etwa die Genehmigungszeiten reduziert, was sich inzwischen positiv bemerkbar macht.
Nun seien die Regionalverbände und Kommunen am Zuge. Um den Windenergieausbau im Südwesten voranzutreiben, müssten künftig mindestens 1,8 Prozent der Landesfläche als Vorrangflächen für Windkraftanlagen ausgewiesen werden. Das legt das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz des Landes fest. „Die 1,8 Prozent der Fläche stellen ein Mindestwert dar. Mit Sicherheit brauchen wir deutlich mehr. Wichtig ist zudem, die windhöffigen Flächen auszuweisen“, erklärt Julia Wolf, Landesvorsitzende des Bundesverbands Windenergie in Baden-Württemberg.
Den Regionalverbänden komme bei der Planung eine tragende Rolle zu. Sie definieren in Zusammenarbeit mit den Kommunen diese Vorranggebiete. Die ersten Anhörungen laufen derzeit, bis Ende September 2025 müssen die Flächen feststehen. „Die Kommunen sollten nun ihren Teil dazu beizutragen und die Ausweisung von Flächen für Windkraftanlagen aktiv unterstützen, damit die Windenergie im Südwesten endlich vorankommt“, so Scheurer. Das heißt: Im großen Stil Windenergieanlagen errichten.
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