22.10.2024 – Windräder schaden der Gesundheit und sind ökonomisch ineffizient. Solche Falschinformationen sind weit verbreitet, wie jetzt eine Studie der Universität Hohenheim zeigt.
Um ihre Klimaziele zu erreichen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren, setzen viele Nationen auf den Ausbau der Windenergie. Neben sachlichen Argumenten für oder gegen die Windkraft finden im öffentlichen Diskurs auch falsche oder irreführende Behauptungen Verbreitung. „Bisher war wenig darüber bekannt, in welchem Ausmaß Menschen Falschinformationen über Windräder zustimmen“, sagt Projektleiter Dr. Kevin Winter, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fachgebiets Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften an der Universität Hohenheim.
Diese Zustimmung untersuchte Dr. Winter nun gemeinsam mit Prof. Dr. Kai Sassenberg vom Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) in Trier sowie Forschenden der University of Queensland (Australien) und der Universität Bremen in mehreren Studien mit insgesamt über 6.000 Teilnehmenden.
Hohe Zustimmung zu Falschinformationen über Windräder
In repräsentativen Umfragen, die in Australien, Großbritannien und den USA durchgeführt wurden, stimmt über ein Viertel der Befragten einer Vielzahl von falschen oder irreführenden Behauptungen über Windräder zu. So glauben beispielsweise etwa 20 Prozent der Befragten Aussagen an vermeintliche Gesundheitsrisiken durch Windräder. Sogar etwa 40 Prozent gehen von geheimen Machenschaften und manipulierten Informationen beim Ausbau der Windenergie aus. Eine weitere repräsentative Umfrage in Deutschland zeigt etwas niedrigere Werte.
„Überrascht hat uns, dass die Zustimmung zu thematisch sehr unterschiedlichen falschen Aussagen von den gleichen Personen kam“, erklärt Prof. Dr. Sassenberg. Wer also glaubt, Windräder hätten einen schädlichen Einfluss auf die Gesundheit, stimmt beispielsweise auch eher der Behauptung zu, Windräder seien ökonomisch ineffizient.
Die Zustimmung zu solchen Behauptungen spiegelt sich außerdem in einer geringeren Unterstützung politischer Maßnahmen zum Windkraftausbau wider sowie einer höheren Bereitschaft, gegen den Bau von Windrädern zu protestieren.
Keine Frage des Wissens, sondern der Weltanschauungen
Die Studienergebnisse zeigen weiterhin, dass die Zustimmung zu Falschinformationen über Windräder vor allem von den Weltanschauungen der Befragten abhängt. Als besonders zentral erwies sich eine verschwörerische Weltsicht: Wer generell dazu neigt, Verschwörungen hinter gesellschaftlichen Ereignissen zu vermuten, stimmt den Falschinformationen eher zu.
Ausgeprägte wissenschaftliche Kenntnisse hingegen verringern die Zustimmung kaum, der Bildungsgrad der Befragten spielt überhaupt keine Rolle. „Es dürfte schwierig sein, Falschinformationen allein durch das Bereitstellen von Fakten zu begegnen, solange diese nicht ins Weltbild der Menschen passen“, schlussfolgert Dr. Winter.
Vielversprechender könnte es sein, in Kampagnen die persönlichen Vorteile – zum Beispiel finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten – aufzuzeigen, um Menschen mit einer ablehnenden Haltung zu überzeugen. (pq)
Die Ergebnisse der Studie sind in Nature Communications veröffentlicht https://doi.org/10.1038/s41467-024-53278-2
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