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Komplexität im Griff

05.09.2023 – Direktvermarktung und speziell PPAs sichern zunehmend den wirtschaftlichen Betrieb erneuerbarer Erzeugungsanlagen. Die Sunnic Lighthouse GmbH hat mit der Software der AKTIF-Unternehmensgruppe ein Fundament für die komplexen Abrechnungsprozesse geschaffen.

Foto: AKTIF Technology GmbH

Die Stromerzeugung in Wind- und Solaranlagen, aus Wasserkraft, Biomasse und Geothermie beginnt sich zu rentieren. Neben der geförderten Vermarktung des erzeugten Stroms nach dem Marktprämienmodell entwickeln sich gerade direkte Lieferverträge mit Abnehmern (Power Purchase Agreements, kurz: PPA) zum attraktiven Geschäftsmodell. So stieg nach den aktuellen Zahlen der deutschen Übertragungsnetzbetreiber der Anteil der „sonstigen Direktvermarktung“ nach § 21b Abs. 1 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) seit 2021 stetig an: Im Juli 2021 wurden knapp 84.000 MW des regenerativ erzeugten Stroms über das Marktprämienmodell vermarktet, lediglich 3.600 MW gingen in die sonstige Direktvermarktung. Zwei Jahre später – im Juli 2023 – haben sich die Verhältnisse deutlich verschoben: Während sich die Summe des EEG-geförderten Stroms mit 86.000 Megawatt im Vergleich zu 2021 nur minimal erhöht hat, schlagen bei der sonstigen Direktvermarktung mittlerweile über 16.000 Megawatt zu Buche. Sprich: Immer mehr „grüner“ Strom wird über Power Purchase Agreements rein wettbewerblich vermarktet.

„Enormes Potenzial“

Diese Entwicklungen kann die Sunnic Lighthouse GmbH nur bestätigen. Das Unternehmen wurde 2012 als Tochtergesellschaft der ENERPARC AG für die Direktvermarktung und den Handel des in den Solarparks der ENERPARC erzeugten Stroms gegründet und gehört damit zu den Pionieren in diesem Segment. „In der Abbildung der gesamten Photovoltaik-Wertschöpfungskette von der Projektierung über den Bau und Betrieb von Solarparks bis hin zu Vermarktung und Vertrieb des erzeugten Stroms liegt enormes Potenzial. Insofern war die Erweiterung des Leistungsangebots hinsichtlich Energiehandel und anderer Vermarktungsformen die logische Konsequenz“, erläutert Oliver Mävers, Team Lead Regulatory Affairs und Energiedatenmanagement bei Sunnic Lighthouse. In den letzten zehn Jahren habe man in diesem Bereich umfangreiche Expertise aufgebaut und sich als Sunnic erfolgreich im Markt positioniert. Heute vermarktet das Unternehmen rund 3.500 MW Grünstrom. Dieser stammt nicht mehr ausschließlich aus dem Eigenbestand der ENERPARC-Gruppe, inzwischen gehören auch externe Anlagen zum Portfolio, die das Spektrum um Windkraft und Biogasanlagen ergänzen.

PPA im Aufwind

Power Purchase Agreements spielen im Unternehmen seit zwei Jahren eine tragende Rolle, hierfür wurde 2021 sogar eine eigene Abteilung geschaffen. Zu den bestehenden Vertragspartnern von Sunnic gehören beispielsweise Statkraft, DB Energie, Greenpeace Energy und Uniper. Der Nutzen solch langfristiger Abnahmeverträge steht für Marcus Bockhorst, Team Lead Backoffice und verantwortlich für die kaufmännische Koordination bei Sunnic, außer Frage: „Dekarbonisierung ist ein Thema, das massiv an Bedeutung gewinnt. In Verbindung mit den Preiskapriolen seit dem Ukraine-Krieg werden langfristige Kostenstabilität und Planungssicherheit zudem zu einem entscheidenden Kriterium auf Abnehmerseite. Und auch Anlagenbetreiber müssen die Finanzierung ihrer PV-Felder, Windräder und Biomassekraftwerke verlässlich abbilden können. Insofern wird die PPA-Nachfrage aus beiden Richtungen geschürt.“

Heute verantwortet die Tochtergesellschaft der ENERPARC AG rund 3.500 Megawatt Grünstrom aus internen und externen Anlagen. (Fotos: Sunnic Lighthouse GmbH)

Steigende Anforderungen

Mit der zunehmenden Diversifizierung sowohl auf Einspeise- als auch Abnahmeseite im Rahmen zahlreicher, individuell ausgeprägter PPA-Vereinbarungen rückten die der Direktvermarktung zugrundeliegenden Prozesse in den Reihen der Sunnic 2022 in den Fokus. „Es zeigte sich zu diesem Zeitpunkt relativ deutlich, dass die bisher für die Abrechnung genutzte Lösung der wachsenden Komplexität nicht länger Stand halten konnte“, erinnert sich Bockhorst. Mit dem seit 2012 eingesetzten Handelssystem waren die Sunnic-Fachabteilungen nach einigen individuellen IT- Modifikationen und etlichem manuellen Aufwand zwar in der Lage, die Liefer-und Einspeiseabrechnung abzubilden. Doch sowohl in Sachen Performance als auch Effektivität stieß die Bestandslösung an klare Grenzen. „Unter den neuen Rahmenbedingungen mit zusätzlicher Ausdifferenzierung und insgesamt deutlich mehr Rechnungsvolumen war insbesondere die Abrechnung der Einspeisung einfach nicht mehr stemmbar“, so Bockhorst.

Nach umfangreichen Marktsondierungen und Gesprächen mit Softwareanbietern fiel die Wahl am Ende auf die Lösung „AKTIF®dataService“ der Senftenberger AKTIF-Unternehmensgruppe. Diese nutzte Sunnic im Rahmen eines Full-Service-Pakets bereits seit Anfang 2022 für den Geschäftsbereich Belieferung. „Die lieferseitige Abrechnung inklusive Backoffice hat das AKTIF-Team von Anfang an verlässlich übernommen. Beim Umgang mit der Einspeisung – das traditionelle Steckenpferd von Sunnic – werden nun mit der Software alle Marktprozesse über unser eigenes Team abgebildet“, präzisiert Oliver Mävers.

Differenzierter Blick auf die MaLo-ID

Die größte Herausforderung der Direktvermarktung bringen Mävers und Bockhorst schnell und einhellig auf den Punkt: „Es geht vor allem darum, die interne und externe Sicht auf eine Abnahmestelle in Einklang zu bringen.“ Diese Abnahmestelle, die in allen Systemen und Prozessen als sogenannte Marktlokation (MaLo) mit einer entsprechende ID abgebildet wird, beschreibt aus der externen Perspektive des Netzbetriebs nur eine Messstelle, an der Strom eingespeist (oder abgenommen) wird. Für die netzseitige Betrachtung sind somit in einem Vermarktungsportfolio lediglich die MaLos von Interesse.

Aus der internen Sicht des Vermarkters ist die Marktlokations-(MaLo-)ID dagegen – bildlich gesprochen – nur die Spitze eines Eisberges. Dahinter verbergen sich in der Praxis nämlich mehrere Anlagen, die wiederum im Besitz mehrerer Gesellschaften mit unterschiedlichen Anteilen sind. Noch komplizierter wird es, wenn über die Zeit neue Anlagen zu einer bestehenden MaLo hinzukommen, die zudem in unterschiedliche Vergütungsmodelle fallen – zum Teil mit individuell definierten Tranchen. Diese Informationen zur Aufteilung der Anlagen hinter der MaLo-ID – eine eventuelle Bündelung und spezifisch zugewiesene Vermarktungs- oder Abrechnungsformen – sind jedoch für die erfolgreiche Arbeit von Sunnic unverzichtbar.

„Mit der AKTIF-Software, die im Januar 2023 für die Einspeiseabrechnung produktiv gegangen ist, können wir die unterschiedlichen Konfigurationen und Sichtweisen unter einer Oberfläche abbilden. Durch die systemisch hinterlegten Bezüge innerhalb der Datensätze profitieren wir nicht nur von einer hohen Datenqualität, sondern gewinnen entscheidend an Effektivität in einem sich immer schneller drehenden Marktumfeld“, wie Bockhorst betont.

Automatisierung ersetzt Dienstleister

Für ihn ist im Zuge dessen unter anderem die neu hinzugewonnene Unabhängigkeit bei den Meldeprozessen ein wichtiger Schritt: Wo vorher ein externer Dienstleister mit der Ummeldung von Einspeiseanlagen beauftragt war, übernimmt Sunnic das auf Basis der AKTIF-Software nun selbst. Sollte eine neue interne Anlage oder ein neuer externer Einspeisepartner hinzukommen oder eine Ummeldung der Vermarktungsform – beispielsweise bei einem gewünschten und monatlich möglichen Wechsel von EEG-Förderung auf sonstige Direktvermarktung – für eine Anlage erforderlich sein, läuft der zugehörige Kommunikationsprozess automatisiert via AKTIF®dataService – einschließlich vollständiger elektronischer Dokumentation. „Dadurch sind wir viel schneller geworden. Wenn es beispielsweise gilt, hundert Anlagen in drei Tagen umzumelden, weil eine Frist ausläuft, können wir dies effektiv selbst steuern und sind nicht länger vom Dienstleister abhängig“, führt der Teamleiter aus. Hierbei helfen nicht nur die zahlreichen Automatismen im System, sondern auch die integrierte Pinnwand, über die sich der Prozessstatus der Marktprozesse und Bearbeitungsfortschritte sowie mögliche Hindernisse jederzeit nachvollziehen lassen.

Schluss mit der Blackbox

Mit der AKTIF-Software kann das Sunnic-Team die Marktprozesse und Bearbeitungsfortschritte sowie mögliche Hindernisse jederzeit nachvollziehen. (Foto: AKTIF Technology GmbH)

Ergeben sich netzseitige Modifikationen, hat dies natürlich ebenfalls unmittelbare Auswirkungen auf die Abrechnung. Mit AKTIF werden entsprechende Anpassungen – egal aus welcher Richtung kommend – automatisch und systemübergreifend für alle betroffenen Konstrukte übernommen. „So spiegelt sich die externe Sicht wo immer nötig auch direkt im internen Bereich der Abrechnung wider, der die anlagenscharfe Auflistung nach Marktstammdatenregister umfasst“, wie Marcus Bockhorst bestätigt: „Egal welche Konstellation auf externer Seite auftritt oder wie sich diese möglicherweise verändert: Durch die exakt aufgesetzten Bezüge innerhalb des Systems haben wir stets ein klares Bild, sowohl von den Mengen als auch von deren verrechnungsrelevanten Verteilung auf einzelne Vertragspartner.“ Dadurch sei selbst das Erstellen exakter Bündelrechnungen gegenüber Einspeisepartnern problemlos möglich, deren Anteile sich auf mehreren Einzelanlagen hinter unterschiedlichen MaLo verteilen und bei denen es zusätzlich Vermarktungsformen zu unterscheiden gibt – trotz der enormen Komplexität. „Wir haben uns im Vorfeld mit Unterstützung des AKTIF- Teams sehr viele Gedanken gemacht, wie wir die vielschichtigen Beziehungen und Prozesse im Sinne einer effektiven Bearbeitung bestmöglich abbilden können – das Ideal einer messwertgenauen, anlagenscharfen und zeitlich korrekten Abrechnung stets im Blick“, berichtet Bockhorst weiter und unterstreicht: „Die Umsetzung unserer Wünsche und Ideen auf Basis des Systems klappt nach wie vor perfekt.“

Kontinuierliche Effizienzsteigerung

Durch die tägliche Arbeit mit dem AKTIF® dataService konnte das Sunnic-Team in den letzten Monaten etliche weitere Prozesskatalysatoren identifizieren und systemseitig verankern, die zusätzliche Entlastung bringen. Ein konkretes Beispiel dafür findet sich im Rahmen des Rechnungsstapellaufs: Hier war es bisher nur möglich, eines der Preisblätter – von denen es vor dem Hintergrund der vielfältigen Vertragsvarianten zahlreiche gibt auszuwählen. Eine weitere Selektion innerhalb des Gesamtworkflows konnte nicht vorgenommen werden. Dies ändert sich jetzt und sorgt für noch mehr Wertschöpfung im Prozess. Die Flexibilität der Software ist Sunnic nicht zuletzt auch bei der Umsetzung der Strompreisbremse und Erlösabschöpfung klar zugutegekommen, wie Oliver Mävers berichtet. Sein Fazit: „Im Tagesgeschäft ziehen wir extrem viel Nutzen aus den Synergien bei der schnittstellenfreien Abbildung der Einspeise- und Verbrauchsseite über AKTIF®dataService.“

Aufgrund dieser positiven Erfahrungen wird die Planung weiterer Ausbaustufen hinsichtlich der Abrechnung der Handelsgeschäfte, Redispatch-Prozesse und des EDM bereits konkreter. In einem integrierten System, das von der Marktkommunikation über die Abrechnung bis hin zum Energiedatenmanagement reicht, sieht Sunnic eine der entscheidenden Voraussetzungen für weiteres Wachstum. „Effizienz, Datenqualität und Prozesssicherheit sind im Wettbewerb das A und O. Hier sind wir mit AKTIF gut aufgestellt. Die Prozesse sind eingespielt und jederzeit skalierbar“, so Mävers abschließend. (pq)

www.aktif.energy

www.sunnic.de