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PV made in Europe

20.06.2023 – Mehr als 30 GW an jährlichen PV-Produktionskapazitäten in allen Wertschöpfungsstufen? Die ESIA hält das bis 2025 für machbar.

Bild: Bru-nO_www.pixabay.com

20.06.2023 – Nach Einschätzung der von der Europäischen Kommission ins Leben gerufenen European Solar PV Industry Alliance (ESIA) kann Europa mit der richtigen politischen Unterstützung das EU-Ziel von 30 GW an jährlicher PV-Produktionskapazität bis 2025 übertreffen – sowohl bei der Polysiliziumproduktion als auch bei der Herstellung von Ingots, Zellen und Modulen. Diese Prognose basiert auf Geschäftszahlen von bislang über 20 neuen, europäischen PV-Produktionsprojekten, die von den Mitgliedern der ESIA bis Juni 2023 gesammelt wurden. Darüber hinaus erwartet die Allianz weitere Ankündigungen zu neuen Fabriken.

Die ESIA wurde von der Europäischen Kommission im Dezember 2022 gegründet und hat mehr als 120 Mitglieder in 17 Ländern. Sie unterstützt den Aufbau einer europäischen Industrie, die bahnbrechende PV-Technologien entwickelt und vermarktet.  Am 14. Juni hat die ESIA auf der Intersolar Europe in München den Aktionsplan ihrer Arbeitsgruppen zu den Themen (1) Nicht-preisbezogene Kriterien, (2) Lieferkette, (3) Finanzinstrumente und (4) Qualifikationen vorgestellt. Der bündelt das Fachwissen von mehr als 120 Organisationen aus 17 Ländern innerhalb der europäischen PV-Wertschöpfungskette und umfasst. Mehrere dieser ersten Ergebnisse wurden der Europäischen Kommission bereits zur weiteren Diskussion vorgelegt.

Faire Wettbewerbsbedingungen schaffen

Ein wichtiger Schwerpunkt des Aktionsplans sind Empfehlungen zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unter Berücksichtigung von Faktoren wie Energiekosten, Nachhaltigkeit, Recycling und Rückverfolgbarkeit. Auch eine Analyse zu den OPEX- und CAPEX-Kosten in Europa im Vergleich zu anderen Weltregionen wurde abgeschlossen. Diese dient nun als Grundlage für die eingehende Prüfung verschiedener Finanzinstrumente, um die Ansiedlung europäischer PV-Produktion anzureizen.

Der Aktionsplan empfiehlt auch nicht-preisbezogene Kriterien zu berücksichtigen. Die sollen „Best-in-Class“ PV-Produkte aus Europa fördern, die strenge Umwelt-, Sozial- und Governance-Auflagen erfüllen. Um eine ausreichende Verfügbarkeit von Talenten sicherzustellen, soll es außerdem umfassende Schulungen und Ausbildung zu Themen wie Recycling geben, Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der PV-Industrie insgesamt inklusive solcher zur Förderung der Mobilität.

Die Aktionspläne im Detail

In der Arbeitsgruppe nicht-preisbezogene Kriterien / Nachfragepolitik ging es darum, Vorschläge zu entwickeln, die wirksame Marktsignale für in Europa produzierte PV-Systeme setzen, ohne das Tempo und die Kosteneffizienz bei der Einführung der Photovoltaik zu beeinträchtigen. Dazu gehören die folgenden Maßnahmen

  • Stimulierung der Nachfrage für hochwertige europäische PV-Produkte.
  • Vorschläge zur Einführung eines Bonussystems für das öffentliche Beschaffungswesen. Mit Fokus liegt auf ökologischer Nachhaltigkeit (inklusive des CO2-Fußabdrucks und des Anteils an recycelten Inhalten), auf sozialen und Governance-Aspekten (wie der Gewährleistung von Arbeitnehmerrechten und der Schaffung von Arbeitsplätzen), auf Innovation und dem EU-Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung durch PV-Produkte.
  • Anwendung nicht-preisbezogener Kriterien bei der öffentlichen und privaten Beschaffung.

Die Arbeitsgruppe Lieferkette verfolgt das Ziel, die Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen PV-Produktionslieferkette zu verbessern, nachhaltige Standards zu setzen und die Zuliefererbranche für Maschinen und Ausrüstung neu aufzubauen. Dazu wurden folgende Vorschläge entwickelt:

  • Anpassung der Rechtsvorschriften zur Energiepreisregulierung für energieintensive Industrien von strategischer Bedeutung für Europa.
  • Sondierung regulatorischer und politischer Lösungen zur Bewältigung von Problemen mit chinesischem Solarglas, speziell in Hinblick auf Antimon-Grenzwerte und deren Auswirkungen auf die Recyclingfähigkeit und CO2-Werte.
  • Ersetzen der bestehenden Methodik zur Erfassung des ökologischen Fußabdrucks (Product Environmental Footprint Category Rules) durch die Kriterien des Electronic Product Environmental Assessment Tool (EPEAT). EPEAT wurde kürzlich vom Global Electronic Council (GEC) für PV-Module eingeführt und ermöglicht eine bessere Bewertung der CO2-Bilanz.
  • Einrichtung eines Net Zero Industry Act Resilienz-Bonussystems.

Die Arbeitsgruppe Finanzierung hat sich zwei Schwerpunkte gesetzt:

  • Identifizierung der derzeitigen Finanzierungslücken (sowohl bei OPEX als auch CAPEX) im Vergleich zu den Subventionsregelungen in China und den USA über die gesamte Wertschöpfungskette (einschließlich der Lieferung von Ausrüstung und Materialien).
  • Vorschläge zur Stärkung und Beschleunigung von Finanzierungsinstrumenten und -mechanismen. Erwogen werden die Anpassung bestehender Instrumente, die Schaffung neuer Instrumente nach dem Vorbild des US Inflation Reduction Act oder des European Chips Act für die PV-Industrie, die Unterstützung strategischer Projekte und ein beidseitiger Auktionsansatz einer „Solarbank“.

Mit den personellen Anforderungen für (Wieder-) Ansiedelung von 30 GW an PV-Produktion in der EU beschäftigt sich die Arbeitsgruppe Qualifikationen. Bis 2027 werden bis zu 50.000 neue, qualifizierte Arbeitskräfte notwendig sein, darunter 30.000 vorhandene entsprechend weiter qualifizierte Fachkräfte. Zu den wichtigsten Zielen des Aktionsplans gehören:

  • Entwicklung eines EU-weiten Qualifikationsplans mit Lehrplananforderungen, Zertifizierungssystemen und Akkreditierungsverfahren für die Ausbildung.
  • Einrichtung einer Solarakademie, um einen verbesserten Zugang zu den neuen Lehrplänen und zur Fernschulung zu ermöglichen.
  • Identifizierung und Nutzung von Synergien mit ähnlichen Initiativen der Europäischen Kommission und der Mitgliedstaaten, mit EU-Programmen und dem EU Pact for Skills.(pq)

www.solaralliance.eu