30.03.2023 – Private Bauherren haben bei der Errichtung eines Carports vergleichsweise leichtes Spiel: In vielen Bundesländern ist die Errichtung eines überdachten Stellplatzes mit bestimmten Abmessungen verfahrensfrei, oft reicht eine Bauanzeige. Auch die Installation einer PV-Anlage erfolgt meist ohne großen Papierkram. Wollen aber Unternehmen Solar-Carports für Kunden oder Angestellten bauen, stellt sich die Lage ganz anders dar. Der Solarcarport-Hersteller Sopago nennt drei Hürden bei der Planung und Realisierung von Solar-Carports.
Hürde 1: Dauer der Baugenehmigung
Gewerblich genutzte PV-Anlagen benötigen immer eine Genehmigung der kommunalen oder städtischen Bauaufsichtsbehörde. Die Anforderungen hierfür sind aber bisher nicht einheitlich geregelt – viele Bauämter wissen nicht, wie sie mit Solar Carports umgehen sollen. Da kann eine Freigabe schon mal mehr als zwölf Monate dauern, weiß Harald Baumeister, Mitbegründer und Managing Director von Sopago. „Wir wollen eigentlich Hersteller für Solar Carports sein. Tatsächlich verbringen unsere Ingenieure aber mittlerweile die meiste Zeit mit der Klärung von Anforderungen der Baubehörden.“
Hürde 2: Anforderungen der Behörden
Auch das Bauantragsverfahren selbst habe seine Tücken, denn das Regelwerk ist regional sehr unterschiedlich – und nicht gerade auf die Energiewende zugeschnitten. So gibt es bisher keine Musterbauordnung vom Bund, wie es sie etwa schon lange für Freiflächenanlagen gibt. Die Bauämter wissen daher schlicht häufig nicht, was sie überprüfen müssen. Ist der Solar Carport ein Stellplatz oder ein Gebäude? Wenn es ein Gebäude ist, welcher Typ? „Unsere Carports wurden schon als Garage geprüft, mit allen Brandschutzvorschriften, die für Garagen gelten“, wundert sich Baumeister. Er sieht hier dringenden Handlungsbedarf beim Bauministerium.
Hürde 3: Umsetzung von Solar-Carports
Auch Lieferschwierigkeiten und Mangel an Handwerkern bremsen den Ausbau der Solarenergie in Deutschland. Hier kann Baumeister allerdings Entwarnung geben: Das süddeutsche Startup könnte nach eigenen Angaben innerhalb von acht bis zwölf Wochen auch große Objekte mit über hundert Solarcarports ausstatten – wenn nur die Rahmenbedingungen dafür günstiger wären. Möglich mache dies das Baukastensystem mit einer stabilen Konstruktion aus feuerverzinktem Stahl und behandeltem Holz. Die Montage komme ohne betonierte Fundamente aus. So könne die Installation sogar auf angemieteten Parkplätzen bei Bedarf mit geringem Aufwand wieder rückgebaut werden.
„Solarcarports fördern die E-Mobilität, sind nachhaltig und erhöhen die Unabhängigkeit der Wirtschaft von fossilen Energieträgern. Außerdem bestehen durch Förder- und steuerliche Optimierungsoptionen im Zusammenspiel mit flexiblen Finanzierungsmodellen, neuen Berichtspflichten, gesetzlichen Auflagen und hohen Energiepreisen derzeit besonders hohe Anreize, solche Vorhaben zügig zu realisieren“, betont Baumeister. Er hofft deshalb darauf, bis zum Sommer dieses Jahres noch mehrere Anlagen ans Netz zu bringen – mit einer Gesamtproduktion von 600 kWp, entsprechende Genehmigungen vorausgesetzt. Das entspreche der Erzeugung von 550.000 kWh pro Jahr. (ds)