12.10.2022 – „Energie smart steuern, Klima effektiv schützen“ – so der Titel der diesjährigen metering days in Fulda, die heute zu Ende gingen. Der Veranstalter ZVEI vermeldete über 660 Teilnehmer:innen.
Angesichts der aktuellen Krise drängt die Umsetzung der Energie- und Mobilitätswende und der Gesprächsbedarf der Branche ist hoch. Wo jetzt dringend gehandelt werden muss, zeigte insbesondere die Podiumsdiskussion am ersten Veranstaltungstag. Hier standen die Verteilnetze im Fokus: Angesichts der erforderlichen Integration der bis 2030 vorgesehenen 15 Millionen E-Fahrzeuge oder sechs Millionen Wärmepumpen müssten alle Möglichkeiten zum Umbau und Ausbau der Stromnetze genutzt werden, forderte Sarah Bäumchen von der ZVEI-Geschäftleitung. Torsten Maus, Vorsitzender der Geschäftsführung der EWE Netz konnte dem nur zustimmen – beim Netzbetreiber aus dem windreichen Norden werden die Herausforderungen täglich spürbar: Allein im vergangenen Jahr seien 6.000 regelnde Eingriffe notwendig gewesen, berichtet Maus und blickt mit Sorge auf den beginnenden Hochlauf bei Wallboxen und Wärmepumpen.
Die Transparenz in den Verteilnetzen müsse dringend ausgebaut werden, denn die bisherige Datenlage eine „Katastrophe“, konstatierte auch der scheidende dena-Geschäftsführer Andreas Kuhlmann. Der flächendeckende Rollout von Gateways und Steuerboxen habe daher höchste Priorität. Um diesen zu beschleunigen, wünscht sich Clemens von Dinter, CEO von VIVAVIS, von der Politik ein pragmatischeres, schrittweises Vorgehen anstelle zeitaufwendiger „Gesamtrahmenpläne“, auch seien Anreize für den Einbau vermutlich hilfreicher als Pflichten. Zustimmung fand er bei Geertje Stolzenburg vom BDEW, die anregte, Investitionen in Innovationen bei Netzbetreibern stärker zu fördern und geleichzeitig auf die hohe Belastung der Energieversorger im operativen Geschäft hinwies.
Bemüht, wenngleich wenig konkret wirkten die Ankündigungen von Christoph Scholten, Referatsleiter im BMWK, der einen Neustart in Form einer gesetzlichen Regelung versprach. Diese solle hinsichtlich der technischen und prozessualen Voraussetzungen „auf deutlich höherem Niveau“ erfolgen. Dennis Laupichler vom BSI hofft, dass höherer Rechtssicherheit auch den Rollout werde – dazu wolle seine Behörde beitragen. Der erweiterte Stufenplan und die Konformitätsprüfungen stünden ebenfalls ganz oben auf der Agenda.
Die zertifizierten Gateway-Hersteller im „Kreuzverhör“
Die Forderung nach schnellen Fortschritten prägte auch die Gesprächsrunde der Gateway-Hersteller: Peter Heuell von EMH metering betont: „Das Messstellenbetriebsgesetz muss jetzt angepasst und der Rollout beschleunigt werden.“ TR-zertifizierte SMGWs stünden für den Einsatz aller Einbaufälle unter 100.000 kWh und EEG-Anlagen inklusiv Schalten bereit. Auch Ruwen Konzelmann von Theben mahnt Politik, Ministerien und Behörden, Wege zu finden, deren Einsatz zu vereinfachen, entbürokratisieren und beschleunigen. Denn er ist überzeugt: „Im Hinblick auf die Klimaziele und die Erhöhung der Gasunabhängigkeit werden die Elektrifizierung und der Erneuerbaren-Ausbau uns treiben.“
Mit Blick auf das bisher Erreichte klang bei allen Herstellern durchaus (berechtigter) Stolz an: „Mit dem SMGW-Konzept haben wir ein angemessenes Sicherheitsniveau für den Umbau einer kritischen Infrastruktur“, sagt Ingo Schönberg von Power Plus Communications. „Mit der Erfahrung aus 350.000 installierten SMGWs sind wir bereit für eine erfolgreiche Skalierung des Rollouts. Die zertifizierten SMGWs erfüllen bereits alle Anforderungen, um die Bandbreite aller Anwendungsfälle umzusetzen und jederzeit per Software-Upload zusätzliche Features zu ermöglichen.“
Raik Handsche von Sagemcom Dr. Neuhaus ergänzt: „Die Kapazitäten sind da und die Lage in den Lieferketten entspannt sich – wir können den Rollout stemmen“, und fordert, diese Aspekte stärker zu kommunizieren. Und Ruwen Konzelmann zeigt sich überzeugt, „dass wir mit dem Smart-Meter-Rollout in Deutschland etwas schaffen auf einem Niveau, was es bisher noch nicht gibt.“
Am zweiten Veranstaltungstag standen unter anderem die Themen Cybersicherheit, Potenziale rund um den digitalen Netzanschlusspunkt sowie Vorträge zu Trends, Innovationen und neuen Technologien im Solutions Forum auf der Agenda.
Gesprächsbedarf und Aufbruchstimmung verzeichneten auch die anwesenden Aussteller: An den Ständen und bei den Vorträgen im Metering Solutions Forum war der Andrang vielleicht sogar noch größer als in den Vorjahren. (pq)