Weitere Ergebnisse...

Generic selectors
Exact matches only
Search in title
Search in content
Post Type Selectors

Montageprozesse: Sehen, wie’s geht

30.03.2023 – Mit automatischer Bilderkennung und KI übersetzt Deepomatic komplizierte Montageprozesse in einfache Fototutorials – mit  automatischer Kontrolle. Das belgische Serviceunternehmen Unit-T bringt damit Millionen von Smart Metern in die Fläche.

Das intelligente Messsystem schafft bekanntermaßen wesentliche Voraussetzungen, um Energie effizienter zu nutzen und Erneuerbare Energien besser in die Stromverteilnetze zu integrieren. In diesem Sinne wurden Ende vergangenen Jahres mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende ein verbindlicher Rollout-Fahrplan festgelegt und wesentliche regulatorische Hindernisse beseitigt. Nach einhelligen Berichten aus der Branche sind die Lieferengpässe größtenteils überwunden und die Umsetzung bei den Versorgern nimmt Fahrt auf.

Eine intelligente Bilderkennungs- und -verarbeitungslösung führt die Servicekräfte vor Ort durch den Montageprozess. Alle Arbeiten werden dokumentiert und automatisch ins Backend übermittelt. (Fotos: Deepomatic)

Eine große Schwachstelle beim Ausbau der Infrastruktur bleibt der anhaltende Fachkräftemangel: Ein globales Problem, denn in vielen Ländern Europas und Nordamerikas mangelt es an Servicetechnikern für kritische und komplexe Infrastrukturbereiche wie Wasser, Elektrizität, Glasfaser oder 5G-Netze. Dieser Mangel führt dazu, dass sich der Fortschritt wichtiger Projekte immer wieder verzögert. „Ein Lösungsansatz besteht darin, die dünnen Personaldecken durch automatisierte Hilfsmittel zu entlasten“, sagt Augustin Marty, Gründer und CEO des französischen Start-ups Deepomatic, doch in der Regel hätten die Servicetechniker:innen vielfach nur wenig technologische Unterstützung und müssten sich in ihren Arbeitsabläufen noch stark auf manuelle, potenziell fehler anfällige Prozesse verlassen.

Visual Automation Plattform

Genau hier setzen die KI-basierten Lösungen von Deepomatic an, die speziell für Branchen entwickelt wurden, in denen Servicetechniker:innen weitgehend standardisierte Aufgaben durchführen – wie beispielsweise die Installation und Inbetriebnahme von Messgeräten und Kommunikationstechnik, Ladeinfrastruktur oder PV-Modulen.

Deepomatics Visual-Automation-Plattform basiert auf einem KI-basierten Bilderkennungs-Algorithmus, der die jeweiligen Serviceprozesse anhand von Fotos steuert, gegebenenfalls korrigiert und dokumentiert. „Wir hinterlegen zunächst in der Plattform eine Bilderstrecke, die den korrekten Ablauf des jeweiligen Prozesses Schritt für Schritt zeigt und dabei gezielt auf mögliche Besonderheiten und Fehlerquellen hinweist. Der Außendienstler greift in einer mobilen Anwendung auf diese Bilder zurück und erstellt seinerseits Fotos von den durchgeführten Arbeiten“, erklärt Marty.

Muss ein Monteur beispielsweise einen alten Ferraris-Zähler durch eine moderne Messeinrichtung ersetzen, kann er sich zu nächst anhand der hinterlegten Fotos informieren, welcher Arbeitsschritt als erstes ansteht und wie dieser auszuführen ist. „Dabei werden – ähnlich wie in einem Videotutorial – kurze Texthinweise mit visuellen Markierungen in den Fotos kombiniert, die dann zum Beispiel eine Schraubverbindung zeigen, die gelöst werden muss“, führt Augustin Marty aus. Ist der jeweilige Arbeitsschritt abgeschlossen, erstellt der Techniker ein Foto, die Software überprüft und meldet zurück, ob alle Aufgaben korrekt durchgeführt wurden und weist gegebenenfalls auf Fehler hin. Gleichzeitig erfasst die Software wichtige Informationen wie Zählerstand oder Zählernummer und gibt sie ins Backoffice weiter. Die Fotos und Analysen der abgeschlossenen Arbeiten werden zu Zwecken der Dokumentation und Qualitätsanalyse an die Zentrale übermittelt, Rückmeldungen an eine eventuell vorhandene Workforce-Management-Lösung können automatisch ausgelöst werden.

Das gesamte Paket ist über eine API zur einfachen Integration in Unternehmenssoftware verfügbar. Dazu gehören Service Now, Microsoft Dynamics, IFS und viele weitere Kundenlösungen.

„Die Visual-Automation-Plattform schließt eine große Lücke, indem sie Infrastrukturprojekte mittels KI-basierter Dokumentation und Analyse von Bildmaterial unterstützt“, betont Augustin Marty. Das Ergebnis seien nicht nur effizientere Serviceprozesse. „Alle Servicearbeiten werden von der Plattform automatisch dokumentiert und analysiert. Daraus kann anschließend ein aktuelles Abbild der installierten technischen Infrastruktur erstellt werden. Hierauf kann beispielsweise für Wartungen, Erweiterungen oder auch Reklamationen jederzeit zurückgegriffen werden, ohne dass ein Mitarbeiter erneut vor Ort sein muss”, führt der CEO aus.

Smart Meter-Installation bei Unit-T

Deepomatics Lösungen sind bereits bei zahlreichen Unternehmen im Einsatz, tragen aber auch in Kooperationen dazu bei, Außendienstprozesse zu beschleunigen und zu verbessern. Ein Beispiel hierfür ist die Partnerschaft mit dem belgischen Serviceunternehmen Unit-T.

Nachdem die Europäische Kommission eine Richtlinie zur Beschleunigung des Einsatzes von Smart Metern erlassen hatte, wurde in Flandern beschlossen, alle klassischen Zähler bis Juli 2029 durch digitale Energiezähler zu ersetzen. In der Folge wurde Unit-T von einem Versorger damit beauftragt, rund 40 Prozent seiner analogen Strom- und Gaszähler durch digitale Messgeräte zu ersetzen – bei Millionen von Kunden.

Bilder spielten bei diesem Auftrag eine wichtige Rolle, denn zum Nachweis für die korrekte Ausführung der Arbeiten und zur administrativen Dokumentation forderte der Auftraggeber Fotos, die von den Techniker:innen vor Ort aufgenommen wurden. Da diese bisweilen unscharf waren, musste Unit-T Techniker:innen zurückschicken, um die Arbeit erneut abzuschließen – ein sehr kostspieliger, langwieriger Prozess für das Serviceunternehmen, denn zwischen dem ersten und zweiten Besuch konnten bis zu zwei Wochen liegen. Zweitens verließ sich Unit-T auf Mitarbeiter:innen im Backoffice, um bei 15 Prozent der Installationen die Bilder manuell zu überprüfen, was nicht immer korrekt durchgeführt wurde.

Umstellung steigert Effizienz

Die Umstellung auf die Visual-Automation- Lösung von Deepomatic veränderte die Abläufe entscheidend, wie Augustin Marty berichtet: „Aktuell durchlaufen die Monteur:innen über 25 Kontrollpunkte (sogennante visuelle Aufgaben), um sicher zustellen, dass die Smart Meter korrekt installiert sind.“ Der KI-Algorithmus sei dabei in der Lage, verschiedene Arten von Prüfungen auszuführen. Dazu gehören die automatische Erkennung bestimmter Elemente (Gas-/Stromzähler, EAN-Aufkleber, Siegel, farbige Karten, Verbrauchswerte auf dem Zähler usw.), das Lesen sowie die Prüfung der Daten, wie etwa Seriennummer und EAN-Format der Zähler. „Mit unserer Technologie konnte Unit-T in kurzer Zeit viele Optimierungen in diesem Bereich umsetzen, einschließlich einer Steigerung der Anzahl konformer Operationen (First Time Right)“, so der Deepomatic-CEO. Der Einsatz visueller Automatisierung hätte zu dem dazu beigetragen, den Feedback-Loop im Sinne einer Echtzeit-Qualitätskontrolle zu verkürzen.

Kapital für Wachstum

Mit Kunden wie Bouygues Telecom, Swisscom, CityFibre, Movistar (Telefonica group) und Sogetrel, die zu den größten Telekommunikationsanbietern Europas gehören, konnte Deepomatic sein KI-basierte Lösung im Telekommunikationssektor bereits erfolgreich platzieren. Nun will das Unternehmen mit Hauptsitz in Paris weitere Sektoren adressieren, darunter die Versorgungsbranche – einschließlich der Erneuerbaren Energien und der Elektromobilität. Das Closing einer Finanzierungsrunde in Höhe von zehn Millionen Euro zeigt, dass Deepomatic mit seinen KI basierten Lösungen den Nerv der Branche trifft. Die Neu-Investoren sind der deutsche Corporate Venture Capital Investor EnBW New Ventures und Orbia Ventures, Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Infrastrukturbetreibers Orbia. (pq)

www.deepomatic.com